Die Folgen der sozialen Spaltung
Clemens Bechtels neues Stück "Die Träume der Armen – Die Ängste der Reichen" steht kurz vor der Premiere im Staatstheater Wiesbaden. Im Gespräch warnte er vor einer sozialen Spaltung in der Stadt, denn sie zeichne sich durch eine gefährliche Besonderheit aus.
Über Flüchtlinge auf Theaterbühnen haben wir vor einer Woche hier in Rang I gesprochen - und von diesem Thema ist es gedanklich kein so weiter Schritt zur Kluft zwischen Arm und Reich. Auch wenn Armut in unseren Breiten eine ganz andere Bedeutung hat, als in den Ländern, aus denen die meisten der Flüchtlinge zu uns kommen.
Clemens Bechtel ist ein Regisseur, der das Theater als Forschungslabor versteht. Seit über 15 Jahren macht er dokumentarisches Theater. Das ist kein Wunder – schließlich kommt er wie Sheshe Pop oder Rene Pollesch aus der Gießener Schule, der Uni für angewandte Theaterwissenschaften.
In Wiesbaden ist die Mittelschicht unterrepräsentiert
Bechtel kann man als echten Kosmopoliten bezeichnen – denn er inszenierte schon in Rumänien, Ungarn, Dänemark, Malawi oder Burkina Faso. In seinen Rechercheprojekten kümmert er sich bislang um die Staatssicherheit, kriegerische Auseinandersetzungen und die Globalisierung und ihre Folgen.
Derzeit probt Regisseur Clemens Bechtel im Staatstheater Wiesbaden ein Stück mit dem Titel "Die Träume der Armen – Die Ängste der Reichen" – morgen ist die Premiere. Dennoch hat sich Clemens Bechtel Zeit genommen, mit uns über seine Inszenierung zu sprechen.
Im Gespräch erklärte er, dass er mit dem Stück der Frage nachgehen wolle, welche Spuren die unterschiedlichen sozialen Wirklichkeiten im Bewusstsein und im Unterbewusstsein der Menschen hinterlassen. Insbesondere in Wiesbaden sei die Mittelschicht unterrepräsentiert, sagte Bechtel. "Das macht eine Besonderheit der Stadt aus." Damit sei die Stadt mehr als andere Städte von der sozialen Spaltung bedroht.