"Ja, fuck, es ist so!"
"Der Untergang der Äkschn GmbH" - so lautet der Titel der heute startenden Frankfurter Poetikvorlesungen. "Wir werden hier Elfenbeintürme einreißen, aber auch in dem Wissen, dass wir aus ihnen heraus sprechen", verspricht Clemens Meyer.
Er ist der vermutlich erste Tätowierte auf dem Podium der altehrwürdigen Frankfurter Poetikvorlesungen: der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer, Enfant terrible der Literaturszene und Autor von "Als wir träumten", "Im Stein" oder "Die Nacht. Die Lichter". Seine Vorlesungen stehen unter dem Titel "Der Untergang der Äkschn GmbH".
Was soll das überhaupt sein - Äkschn GmbH? - "Das loten wir jetzt aus in fünf Vorlesungen", verspricht der Autor und beteuert: "Natürlich existiert sie. Sie existiert genauso, wie der Zauberberg existiert. Sie existiert genauso, wie Winnetou existiert." Wobei der ja gerade gestorben ist. Es bleibt also kompliziert. Aber egal. "Sie existiert, und wir schauen: Was ist das überhaupt, Literatur? Was ist das überhaupt, der Schöpferdrang? Was ist das überhaupt, die Kunst, woher kommt das und wohin geht das?"
Seine Poetikvorlesungen würden sicher anders werden als etwa die von Juli Zeh oder Daniel Kehlmann. "Ich mache natürlich das, was mich interessiert. Das ist ja das Privileg des Schriftstellers, das permanente Monomanische und auf eine gewisse Art auch monogame, Monogamische, sag ich jetzt mal, mit den eigenen Prozessen", sagt Meyer. "Wir werden hier Elfenbeintürme einreißen, aber auch in dem Wissen, dass wir aus ihnen heraus sprechen."
"Bäck to Sandkasten"
In den Vorlesungen würden auch sein bisheriges literarisches Schaffen eine Rolle spielen, räumt Meyer ein. "Man kann das natürlich auch mit Proust immer überschreiben 'Auf der Suche nach der verlorenen Zeit', ich habe es ein bisschen umgebrochen und nenne es 'Bäck to Sandkasten'".
Warum dreht sich der Künstler eigentlich permanent um, fragt sich Meyer. "Mit einem Auge schaut man nach hinten, mit dem anderen Auge bewegt sich so ein fächerförmiger Strahl nach vorne oder sonstwohin. Und diese beiden nach links und rechts sich bewegenden Blicke, die versuche ich zu bündeln und aber wie das mit Strahlen des Lichts so ist: Es fächert sich immer, immer weiter auf, und der Bündelungsprozess wird immer schwerer. Irgendwann merken wir, wir sind in der Unendlichkeit. Und dann muss man sich der ganzen Sache auch hingeben und sagen: Ja, fuck, es ist so."