"Ein großer, relevanter Schriftsteller"
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Der Leipziger Autor Werner Heiduczek ist gestorben. Sein jüngerer Kollege Clemens Meyer erinnert an das Werk des 1926 geborenen Schriftstellers - und an dessen stoische Gelassenheit, als sein Roman "Tod am Meer" in der DDR verboten wurde.
Als Gymnasiallehrer und Dozent am Leipziger Herder-Institut hat Werner Heiduczek das Literaturverständnis junger Leute mitgeprägt – sehr viele Menschen hat er aber auch mit seiner eigenen Literatur erreicht. Heiduczek schrieb Märchen, Romane, Erzählungen für Kinder, Essays und Bühnenstücke. Seine Bücher wurden in 20 Sprachen übersetzt.
Am Sonntag starb Werner Heiduczek im Alter von 92 Jahren – in einer Klinik bei Leipzig, der Stadt, in der er seit Anfang der 70er-Jahre lebte.
Der Leipziger Schriftsteller Clemens Meyer sagte im Deutschlandfunk Kultur über Werner Heiduczek: "Als Schriftsteller ist er mir schon als Kind begegnet, denn wir wuchsen auf mit den Kinderbüchern wie 'Jana und der kleine Stern' oder der Geschichte vom 'verschenkten Weinen'. Später entdeckte ich dann den großartigen Roman 'Tod am Meer' und von da an war mir klar: Hier haben wir einen ganz großen, relevanten Gegenwartsschriftsteller."
Dieses Buch habe durch das Verbot einen Legendenstatus erreicht – und habe uns auch heute noch viel zu sagen.
"Eine Art weiser Parzival"
Der Roman "Tod am Meer" wurde bereits 1978 wegen "antisowjetischer Propaganda" in der DDR verboten – doch Heiduczek sei recht gelassen mit dem Verbot und der Überwachung durch die Stasi umgegangen:
"Das hat ihn ausgezeichnet, so ein Stoizismus, so eine Gelassenheit. Er war wie so eine Art weiser Parzival, der über diese Jahre nie mit Groll sprach, sondern sagte: 'Das habe ich eben ausgesessen. Dann durfte ich nicht mehr schreiben, dann habe ich eben Kinderbücher und Märchen geschrieben.' (…) Er gehörte nie zu denen, die geklagt haben."