"Mir blieb der Mund offen stehen beim Lesen"
Der Schriftsteller Ulrich Zieger ist an seinem Wohnort Montpellier im Alter von nur 53 Jahren gestorben. Sein Schriftstellerkollege Clemens Meyer würdigte ihn als herausragenden Autor, dessen Werk ihm viel bedeute.
Aufgewachsen in einer sächsischen Kleinstadt, zog Ulrich Zieger mit 20 Jahren auf den Prenzlauer Berg. Er tat sich dort in der Kunstszene um, verfasste Prosa und Lyrik sowie mehrere Theaterstücke. Zieger war auch Autor des Drehbuchs zu Wim Wenders Film "In Weiter Ferne, So Nah", der 1993 bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet wurde.
Für seine literarische Arbeit erhielt der Schriftsteller 1991 den Nicolas-Born-Preis für Lyrik und 2000 die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung. 1989 ging Ulrich Zieger nach Frankreich und verfasste dort seinen zweiten Roman, der in diesem Frühjahr erschien: "Durchzug eines Regenbandes".
Ein Buch wie ein Altar
"Es ist ein unglaubliches Buch, es ist eine Art Altar oder ein Triptychon", sagte der Schriftsteller Clemens Meyer über diesen Roman des verstorbenen Ulrich Zieger im Deutschlandradio Kultur. Es handele sich um einen "Altar in einem Tempel, in einer Kirche der Poesie, der Kunst, des Surrealismus, der Romantik – ein unglaublich vielfältiges, vielschichtiges Erzählen". Er habe so etwas noch nicht gelesen.
"Als ich das Buch in der Hand hielt, blieb mir vielfach der Mund offen stehen beim Lesen", schwärmte Meyer von der Lektüre.
"Aus der Zeit gefallen"
Das Werk sei ebenso wie dieser Autor im positiven Sinne "aus der Zeit gefallen" gewesen. "Das war eine absolut einzigartige Figur", sagte Meyer. Er habe Zieger sehr bewundert und es sei schade, dass so ein herausragender Autor und dessen literarisches Werk nur noch für eine Handvoll Kritiker existierten. Er habe ihn selbst bei der Leipziger Buchmesse im Frühjahr zum ersten Mal kennengelernt. "Ich hatte das Glück ihn zu treffen, habe mich auch in seinen Werken vielfach wiedergefunden", sagte Meyer. Er werde die Begegnung mit Zieger nie vergessen.