Die Erstausstrahlung war am 20.11. 2019
Das Geheimnis perfekter Seifenblasen
33:31 Minuten
Clown Pic war der Star im Circus Roncalli. Er kletterte aus Seifenblasen, brachte Nilpferde zum Schweben und verzauberte sein Publikum mit Poesie und feinem Humor. Inzwischen ist Pic 70 und wünscht sich nichts mehr, als weiter auf der Bühne zu stehen.
Berühmt ist Clown Pic für seine Seifenblasen-Zirkusnummer. Seifenblasen erzählen von der Vergänglichkeit des Lebens, sagt der als Richard Hirzel in Kreuzlingen geborene Artist. Hinter dem Wunder seiner riesenhaften, bunt schillernden Seifenblasen steckt ein hohes Maß an Professionalität.
Für die perfekte Seifenlauge zum Herstellen langlebiger Riesenblasen zum Beispiel hat Pic zusammen mit einem Chemiker lange experimentiert. Aber auch die Luftfeuchtigkeit und Raumtemperatur im Zirkuszelt müssen stimmen, damit die Seifenblasen nicht sofort platzen: "Es bleibt schwer. Im Zirkus liegt ja auch ein bisschen Sägemehlstaub in der Luft. Die Scheinwerfer machen es sehr heiß und dann kommt dazu, wenn es zu feucht ist oder zu heiß, verschwinden sie total schnell. Deshalb haben wir im Zirkus Roncalli immer einen Feuchtigkeitsanzeiger aufgehängt, und dann konnte ich ungefähr erahnen, was mir heute wieder blüht."
Seifenblasen gegen Langeweile
Seine Begeisterung für Seifenblasen begann schon während seiner Schulzeit, erinnert sich Pic. "Es war in einer Französisch-Stunde. Es war unheimlich langweilig und dann haben wir von der hintersten Bank aus Seifenblasen nach vorne geschickt und das hat der Stunde so gut getan, dass ich gedacht habe, damit möchte ich etwas machen."
Als fünfjähriger Junge begegnete Pic zum ersten Mal Clowns: "Ich habe ein Clown-Trio gesehen, zwei Auguste und ein Weißclown. Die haben mich verzaubert. Da war ich weg. Die Komik, die Farbigkeit, die Sinnlichkeit, die Fröhlichkeit. Ich bin nach Hause gekommen und habe gesagt: 'So etwas möchte ich machen'." Richard Hirzel war das jüngste der vier Kinder des Kunstmalers Fritz Hirzel und der Schneiderin Elsi Stadelmann. Er wuchs in St. Gallen auf.
Die Trauer überwinden
Die Clownerie war in seiner Kindheit auch ein Trost, denn sein Vater litt an Schizophrenie. "Die Figur des Clowns überwindet die Trauer über den Zustand der Welt", sagt Pic. "Bei uns zu Hause war eine Trauer da. Die Geisteskrankheit meines Vaters hat das sehr überschattet. Das war dann so eine Flucht, ein Traum, der mir geholfen hat. Deshalb habe ich ganz früh angefangen. Ich war als Clown im Karneval. Später kamen Schulabende und mit 17, 18 habe ich die ersten öffentlichen Auftritte gehabt, wenn Bands umgebaut haben."
Ein Zirkuswagen als Klause
Mit 22 ging er nach Paris, um an der École Jacques Lecoq eine Theater-Ausbildung zu absolvieren. Sieben Jahre später begann seine Karriere beim Zirkus Roncalli. Clown Pic liebte das Zirkusleben: "Das war sehr romantisch. Das Zirkusleben ist so ganzheitlich. Man lebt zusammen, man arbeitet zusammen." Aber man müsse sich auch auf die Reduktion verstehen, wenn man zum Zirkus geht: "Man muss sich beschränken. Der Zirkuswagen ist wie eine Klause, um ganz da zu sein für das, was man machen möchte."
Das Nach-Hause-Kommen empfand Pic immer als "ziemlich brüsk". Es fehlten ihm die Freunde, mit denen er neun Monate lang zusammengelebt und gearbeitet hat - und das Lachen der Leute im Publikum.
Für die Zukunft wünscht sich Pic nichts mehr als weitermachen zu können. In seinem neuen Programm werden ein neuer Clown-Mantel und eine neue Trompete aus England vorkommen. Soviel konnte Pic schon verraten.
(ruk)