Russland-Ukraine-Krieg

Wie es für Kiews K41-Club-Community weitergeht

16:57 Minuten
Ein gesichtsloser Neubau der mit einem Backsteingebäude verbunden ist. Er beherberg den Klub "K41".
Wird oft mit dem legendären Berliner „Berghain“ verglichen: der Kiewer Club "K41". © Lotta Wieden / Deutschlandfunk Kultur
Maiia im Gespräch mit Max Oppel |
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Der Club K41 gilt in Kiew als das Pendant zum Berliner Berghain. Mit dem Kriegsbeginn musste er schließen. Was ist aus dem Team geworden? Eine Mitarbeiterin erzählt davon und stellt mit Blick auf Russland klar: "Es ist nicht nur Putins Krieg."
Eigentlich hat der Club, wie es sich für einen angesagten Club gehört, gar keinen Namen. Aber da er in der Kirillowskaja Uliza 41 in Kiew liegt, wird er "K41" genannt. International bekannte DJs haben dort aufgelegt, oft wird er mit dem Berliner Berghain verglichen. Noch zu Silvester sollen 4000 Menschen in den Hallen einer ehemaligen Brauerei gefeiert haben – trotz Corona. Seit dem Kriegsausbruch vor vier Wochen ist der Club geschlossen.
Normalerweise gibt die Teamleitung keine Interviews, wie auch Fotos im Club verboten sind. Doch diesmal macht ein Mitglied, Maiia, eine Ausnahme, auch wenn sie ihren Nachnamen nicht nennen will. Maiia hat die Ukraine verlassen und lebt nun, wie 34 Kollegen, in Berlin.

Rückzugsort für Minderheiten

"Dieser Club ist ein Ort, der in der Ukraine gebraucht wird", sagt Maiia. "Er ist deshalb so einzigartig, weil es auch ein sicherer Ort für Angehörige von Minderheiten ist, die dort die Möglichkeit bekommen, sich auszudrücken, sie selbst zu sein, ihr Leben zu leben, nach ihren Werten zu existieren." Die ukrainische Gesellschaft sei noch sehr konservativ, vor dem Krieg sei der Club von rechten Gruppen angegriffen worden. "Das ist wirklich ein Problem", sagt Maiia. "Allgemein ist es in unserer Gesellschaft so, dass man nicht überall wirklich man selbst sein kann."
Am ersten Tag der Invasion hat der Manager den Mitarbeitern ihre Gehälter ausgezahlt, dann sind viele geflohen, wie Maiia berichtet. Ein Teil der Belegschaft in andere Länder, andere sind in die Westukraine, wieder andere haben sich der Armee angeschlossen oder arbeiten in der humanitären Hilfe. Das Team bleibt regelmäßig in Kontakt.
"Ich glaube, dass alle in der Ukraine in Gefahr sind", sagt Maiia. Kiew und Umgebung sind bombardiert worden, einige Vororte existierten nicht mehr. Man versuche zu helfen, aber es gebe keine sicheren Korridore nach draußen. "Die Situation ist unvorhersehbar und gefährlich."

Optimistische Aussichten

Die in Deutschland weit verbreitete Kriegsrhetorik stimmt Maiia traurig bis ärgerlich, da die Forderung, den Krieg zu beenden, oft ohne Adressaten ist. "Es ist nicht nur Putins Krieg", sagt sie. "Man muss klar zum Ausdruck bringen, wer diesen Krieg begonnen hat und unter welchen Umständen."
Es gebe viele Russen, die Putins Vorgehen unterstützen, wie man auch am russischen Fernsehprogramm sehen könne, das "der komplette Wahnsinn" sei. "Mitarbeiter von uns haben russische Verwandte, und die haben ihnen zum Teil nicht geglaubt, dass unsere Städte von Russland bombardiert werden. Die haben gesagt: Die Ukraine macht das doch selber! Es ist ein kompliziertes Thema und eine lange Geschichte des Kolonialismus – davon, wie Russland die Ukraine sieht und eben nicht als unabhängiges Land betrachtet."
Vor zwei Wochen wurde die Straße bombardiert, in der sich der Club befindet. Dennoch ist Maiia zuversichtlich: "Ich habe das Gefühl, dass es bald vorbei sein wird mit dem Krieg. Wir werden definitiv gewinnen, und wir werden definitiv den Club wieder aufmachen."
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