Clubhouse

Exklusiv, elitär, aber auch eine Chance

13:46 Minuten
Die App-Store-Seite von Clubhouse auf dem iPhone
Clubhouse ist der Hype der Stunde. Doch ob das neue soziale Netzwerk überlebt, wird sich noch zeigen müssen. © imago images / Political-Moments
Malcolm Ohanwe im Gespräch mit Jenny Genzmer und Dennis Kogel |
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Irgendwo zwischen Podiumsdiskussion und Telefonkonferenz erlebt die App Clubhouse gerade einen Boom. Dabei müssen Menschen mit Android-Gerät draußen bleiben und der Datenschutz ist miserabel. Trotzdem sieht der Journalist Malcolm Ohanwe in der App einen neuen Diskursraum.
Was haben Thomas Gottschalk, Rezo, Dunja Hayali und Manuela Schwesig gemeinsam? Sie alle haben sich in dem neuen Social Network Clubhouse angemeldet, das gerade zumindest in den Medien- und Politikblasen der Republik große Wellen schlägt. In der App können Userinnen und User Räume erstellen und mit anderen Menschen auf der Plattform so eine Art Telefonkonferenz zu einem spezifischen Thema starten.

Android-Nutzende müssen draußen bleiben

Meist ist es so, dass einige wenige miteinander sprechen und die meisten Zuhören, ähnlich wie bei einer Podiumsdiskussion. Es ist jedoch möglich sich in die Gespräche einzubringen und eigene Punkte beizusteuern. So besteht die Chance auf einen offenen Diskurs, an dem sich jeder beteiligen und Gehör finden kann.
Wobei dieses "Jeder" auf Menschen mit iPhone oder iPad eingeschränkt werden muss, da Clubhouse exklusiv für Apple-Plattformen erschienen und keine Android-Version in Sicht ist. Und um dabei zu sein benötigt man außerdem eine Einladung – davon gibt es zwar mehr als genug, aber eben nur, wenn man Leute kennt, die eh schon Mitglied sind. Hier bleibt die App also ihrem Namen treu und versucht das Gefühl eines exklusiven Clubs zu kreieren.
Es ist also wenig verwunderlich, dass neben dem Hype um Clubhouse auch eine Menge Kritik zu hören war. Der Journalist Malcolm Ohanwe war schon vor dem Deutschlandstart der Plattform in den Räumen der App unterwegs und sieht trotz der Probleme eine große Chance.

Erfahrungen unterscheiden sich

Er sehe viele Menschen ohne gesellschaftliche und soziale Macht, die ihre Themen und Ideen platzieren könnten, was er als sehr erfrischend empfinde. Auch die Auswahl der Gesprächsinhalte sei sehr divers: Von sexuellen Vorlieben bis zu Metadiskussionen über Kriegseinsätze in Somalia sei Ohanwe schon alles begegnet.
Er sagt aber auch, dass die Erfahrungen für jedes Mitglied anders seien. Da die App sich mit dem Telefonbuch auf dem Smartphone verknüpft, bekomme man die Leute angezeigt, die man ohnehin schon kenne. Alle anderen Räume müsse man dann bewusst aufsuchen. Das sei zum Beispiel bei einem Gespräch mit Thomas Gottschalk passiert, als plötzlich über 5000 Menschen in einem Kanal waren.
Solche großen Events seien jedoch eher die Ausnahme in Ohanwes Alltag in Clubhouse. Meistens seien nur ein paar Leute in einem Raum, was zu dem Gefühl eines Hinterzimmers führen würde. Ein großer Pluspunkt, wie er sagt: "Das finde ich eigentlich etwas Schönes, vor allem weil dann nichts aus dem Kontext gerissen wird. Das hat natürlich die Gefahr, dass du unkontrolliert auch allerlei Lügen und Bullshit erzählen kannst. Aber es verbreitet sich ja dann auch nicht in der Welt."
Das liegt daran, dass in der App keine Aufzeichnungen erlaubt sind und die Gespräche von den Nutzerinnen und Nutzern auch nicht nachgehört werden können.

Rechter Hass, aber immerhin nicht anonym

Ein großer öffentlicher Kritikpunkt an Clubhouse ist, dass auch Stimmen von Rechtsaußen ungehindert und weitestgehend unmoderiert ihren Hass verbreiten können. Doch für Malcolm Ohanwe, der sich selbst immer wieder Angriffen aus dem rechten Lager ausgesetzt sieht, sei das auch auf anderen Plattformen ein Problem. Auf Clubhouse sieht er sogar eine Chance auf einen Diskurs mit Menschen aus anderen politischen Lagern.
"Ich rede mit allerlei Menschen, auch mit jeder politischen Gesinnung. Und das finde ich eigentlich interessant bei Clubhouse, weil du hörst die Stimmen. Du hörst, wie die sich anhören. Du hörst, wenn die Stimme mal lauter oder leiser wird. Diese Rechten, die gibt es ohnehin. Aber ich kenne die halt nicht, weil sie immer für mich komische Karikaturen sind. Und wenn man da mal lauschen kann und wirklich diese Menschen als Menschen mal sieht, finde ich, hat es für mich einen Recherchemehrwert als Journalist."

Die Chancen sehen, nicht die Hindernisse

Für Ohanwe ist die App also trotz ihrer Beschränkung auf Geräte von Apple eine App, die neue Räume für bisher ungehörte Stimmen bietet und auf der wertvoller Diskurs stattfindet.
"Menschen, die aus einem Arbeiterhaushalt kommen oder die von Armut kommen, können, sich dort etwas aufbauen – genauso wie Youtuber oder Instagramer es getan haben. Sie können ihre eigene Kultur dort fördern, wo es vielleicht staatliche Institutionen nicht ausreichend machen. Deswegen sehe vor allem für von Diskriminierung betroffene Menschen viele Chancen und nicht nur unbedingt Hindernisse."
(hte)
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