Clubkonzerte im Netz

Wenn DJs vor einer halben Million Fans auflegen

Nie mehr alleine tanzen: Der "Boiler Room" macht es möglich.
Nie mehr alleine tanzen: Der "Boiler Room" macht es möglich. © dpa / picture alliance / Jens Kalaene
Michail Stangl im Gespräch mit Martin Böttcher · 09.04.2015
Der "Boiler Room" hat schon Tausende von Clubkonzerten interessanter DJs gezeigt. Der Streaming-Dienst verbindet die Club-Szenen weltweit miteinander.
Im März 2010 nahm der "Boiler Room" seine Arbeit auf. Die besteht darin, DJs bei der Arbeit zu zeigen und Auftritte per Webcam ins Netz und damit in die ganze Welt zu schicken. Für DJs und mittlerweile auch Live-Acts avancierte der "Boiler Room" schnell zu einer Institution, zu der man unbedingt einmal eingeladen werden muss. Des Prestiges wegen.
Der "Boiler Room" ist aber auch auf einer anderen Ebene interessant. Er hat die Rezeption von Club-Musik verändert: Nicht mehr der auf CD vertriebene DJ-Mix oder der Besuch im Club sind wichtig, um mitreden zu können: Man kann jetzt auch via "Boiler Room" an Clubkultur teilnehmen, und den Trends auf der ganzen Welt nachspüren.
Im "Boiler Room" haben inzwischen Tausende von DJs aufgelegt
Michail Stangl, der den "Boiler Room" Berlin organisiert, sagt, inzwischen hätten Tausende von DJs für den Dienst aufgelegt: Man mache Musikfernsehen "für eine Generation, die ohne Fernsehen aufgewachsen ist". Bei manchen Konzerten sind eine halbe Million Fans live dabei, und so sei der "Boiler Room" auch zu einem Teil der Musikindustrie geworden – obwohl Stangl diesen Begriff nach eigenem Bekunden doch eigentlich hasst.
Mehr Herz hat er da schon für die beiden "Boiler Room"-Gucker auf Sachalin, einer russischen Insel, die oft auch im Chat-Room zu finden sind. Der "Boiler Room" habe den Zugang zur Clubkultur für alle "aufgebrochen", freut sich Stangl. Denn jenseits der Grenzen großer Städte wie Berlin sinkt die Versorgung mit Clubkonzerten rapide. Dafür können die Kids auf dem Land jetzt live in Tokio dabei sein.
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