Der Türsteher als Forschungsobjekt
Muskulöser Ex-Knackis mit oder ohne Migrationshintergrund - so stellen sich viele gern den typischen Türsteher vor. Stimmt nicht ganz, meint die Soziologin Christine Preiser, die ihre Doktorarbeit über Türsteher schreibt. Von Infotheke bis Kummerkasten müssten diese verschiedene Rollen erfüllen.
Für ihre Doktorarbeit ist die Soziologin Christine Preiser tief in die Club-Kultur eingetaucht. Ihr Forschungsgebiet: Türsteher.
Türsteher rekrutierten sich keineswegs nur aus muskulösen Ex-Häftlingen, sondern da ist eigentlich alles dabei, so die Soziologin im Deutschlandradio Kultur:
"Vom sportlichen Ex-Knacki bis hin zum angehenden Lehrer, Doktoranden, Handwerkern, Leute aus dem medizinischen Bereich, also was Berufsgruppen und Bildungsabschlüsse anbelangt, ist es völlig heterogen, würde ich sagen. Es ist natürlich sehr männerdominiert."
Viele seien durch Zufall an den Job gekommen und blieben dann dort, weil es ihnen Spaß macht und weil "der Zusammenhalt an der Tür ein großes Unterstützungsnetzwerk natürlich auch ist", betont Preiser. Und dann gebe es noch "diesen Sog der Nacht, der sie so dabeihält".
"Einzelgespräch" entscheidet über raus oder rein
Motiviert würden die meisten Türsteher auch durch den Anspruch, sich in herausfordernde Situationen zu begeben. Dann an der Tür seien sie nicht nur Infotheke, Ordnungsfaktor oder Kummerkasten, sondern auch Psychologe, der innerhalb von wenigen Sekunden entscheiden muss, ob jemand in den Club passt oder nicht.
"Man versucht am Eingang – das ist ja noch mal so eine Situation für ein Einzelgespräch, wo jeder Gast noch mal einzeln aus der Masse heraustritt, das letzte Mal, bevor sie wieder in die Masse und in den abgedunkelten, schlecht beleuchteten, lauten Raum verschwinden, versucht man herauszufinden: wie ist der Rauschzustand schon, also, wie betrunken oder wie auf Drogen ist jemand? Wie geht jemand auch mit so einer Stress-Situation um an der Tür? Was heißt das potenziell darüber, wie jemand im Club mit Stresssituationen umgeht?"