Ein Zufluchtsort in raueren Zeiten
Von Disco über House bis Techno: Immer waren Clubs auch Räume für Leute, die anders sein wollten. Man brauche sie als Schutzräume vielleicht mehr denn je, sagt Heiko Hoffmann vom Groove-Magazin. Er nennt dafür ein gutes Beispiel.
In den letzten Jahren hat sich einiges geändert. Das Bunte, Abgefahrene kommt immer mehr in der Mitte der Gesellschaft an. Große Firmen schmücken sich mit Schlagwörtern wie Diversity und H&M bringt eine Modelinie mit Regenbogenfarben raus. Braucht man da überhaupt noch Clubs als Zufluchtsort für die, die anders sein wollen?
"Ja, unbedingt", meint Heiko Hoffmann, Chefredakteur des Groove-Magazins für elektronische Musik. "Das politische Klima vielerorts, auch hierzulande, geht ja gleichzeitig ganz stark auch in eine andere Richtung. Und da würde ich sogar sagen, das brauchen wir heute stärker als vielleicht in den letzten Jahren."
Ein Ort wie das Berliner Berghain sei ein sehr gutes Beispiel, dass auch große Clubs nach wie vor als Schutzräume dienen können. "Das Berghain hat das Fotografieren verboten, das haben viele Clubs nachempfunden." So würde das, was im Club passiert, auch dort bleiben.
Nach wie vor Motor für Innovation
Auch neue musikalische Innovationen kämen nach wie vor aus der elektronischen Clubmusik. Etwa das rhythmisch extrem anspruchsvolle Genre Footwork, das in den letzten Jahren populär geworden ist. "Da merkt man, dass Schwule und 'people of color' immer noch eine starke Antriebskraft sind für die Musik", so Hoffmann.
Das Internet spiele natürlich auch eine Rolle für die Entstehung von innovativer Musik, Hoffmann glaubt aber, dass der persönliche, direkte Austausch im Club nach wie vor extrem wichtig ist: "Es gibt Online-Communities, die um Clubs herum entstehen." Das Virtuelle sei aber eher eine Erweiterung des physischen Raums.
Viele Clubs stehen unter Druck
Dennoch: Viele Clubs stehen unter Druck, resümiert Hoffmann. Lärmschutz, Gentrifizierung, steigende Immobilienpreise. "Man kann sich als Clubbetreiber nicht einfach ausruhen und muss sich engagieren, dass diese Clubs Bestand haben", sagt Hoffmann. Man könne nur hoffen, dass etwa Berlin nicht den Beispielen Londons oder New Yorks folgt. "New York war mal das Mekka für die Clubmusik", erklärt Hoffmann. Aber das sei längst nicht mehr so.