Co-Elternschaft

Meine vier Eltern und ich

Andreas Lange mit seiner drei Monate alten Tocher Fiona beim Schmusen, aufgenommen am 17.07.2008 in Frankfurt (Oder). Der 34-Jährige Vater hat drei Monate Elternzeit genommen. Foto: Patrick Pleul +++(c) dpa - Report+++ | Verwendung weltweit
Co-Parenting: Elternschaft in aller Freundschaft © dpa / Patrick Pleul
Von Johannes Nichelmann |
Das Co-Parenting wird in den Niederlanden immer beliebter. Über Dating-Portale treffen sich Frauen und Männer, um - meist ohne Sex - ein Kind zu zeugen und aufzuziehen. So kann es passieren, dass ein Junge vier Eltern und 16 Omas und Opas hat.
Co-Parenting ist eine neue Familienform, die in den Niederlanden immer beliebter wird. Über Dating-Portale treffen sich Menschen, die ein eigenes Kind haben wollen, aber aufgrund ihrer Sexualität oder ihres Single-Daseins noch nicht die Chance dazu gesehen haben. Ziel ist hier also nicht – wie sonst bei solchen Internetbörsen – eine Liebesbeziehung, sondern eine Familie mit Kindern zu gründen.
So kann es passieren, dass – so wie in der heutigen "Weltzeit" – ein kleiner Junge vier Eltern und 16 Omas und Opas hat. Die Co-Elternschaft ist für immer mehr junge Menschen zwischen 30 und 40 eine Option. Nach Ausbildung und ersten Karriereschritten steht für sie eigentlich die Familiengründung an. Bei den einen fehlt dazu aber der passende Partner, Homosexuelle brauchen dafür Partner des anderen Geschlechts. Ziel ist eine Elternschaft in aller Freundschaft.
In den USA oder Großbritannien florieren entsprechende Online-Portale schon länger. Jetzt auch in den Niederlanden. Finden sich Paare zusammen, wird ein Vertrag geschlossen, ähnlich eines Ehevertrags. Darin werden alle Eventualitäten – von Scheidung bis Todesfall – geklärt. Auch, wann wer das Kind bei sich haben wird. Natürlich gibt es auch Kritik an diesem Modell, das bei unseren Nachbarn bald auch durch ein Gesetz abgesichert werden soll.

Das Manuskript im Wortlaut:
Gabriella: "Willkommen zu Mariannes Geburtstag. Schön, dass Ihr alle da seid. Es ist ein sehr besonderes Jahr. Natürlich mit dem kleinen Quinten dort drüben. Und ein besonderes Jahr, weil ein zweites Kind kommt. Sehr spannend. Vielleicht können wir für sie ein Lied singen." (Familie singt)
Es ist das zweite Mal, dass der fast zwei Jahre alte Quinten seine ganze Familie auf einmal zu Gesicht bekommt. Seine beiden Mütter Gabriella und Marianne sowie seine Väter Steven und Frank haben alle 16 Omas und Opas eingeladen. Einige von ihnen sind geschieden und haben neue Partnerinnen und Partner gefunden. An einer großen Festtafel haben sie Platz genommen. Eine bunte Familie. Quinten kommt gerade vom Mittagsschlaf und braucht ein paar Minuten mit der Situation klar zu kommen, drückt sich an seine Mutter Gabriella. Doch wenige Minuten später saust der blonde Junge durch den Raum, hat keinerlei Berührungsängste. Steven setzt seinen Sohn auf den Schoß einer der Großmütter. Quinten lächelt sie an und beginnt mit ihrer Halskette zu spielen.
Steven: "Wir sind jetzt mit allen Großeltern zusammen und wir haben Quinten eine halbe Woche bei uns. Die eine Hälfte bei den Müttern, die andere bei den Vätern. Die Zeit, die wir mit ihm haben, wollen wir auch wirklich ihm widmen. Seine Omas und Opas wollen ihn natürlich auch gerne sehen. Deswegen müssen wir für eine gute Balance sorgen. Für Quinten, für uns und seine Großeltern."
Giethoorn ist ein malerischer Urlaubsort, etwa zwei Autostunden nördlich von Amsterdam. Reetgedeckte Häuser, Grachten – also Kanäle –, Wiesen und Felder. Viele asiatische Touristen kommen hier her, um ihre Version der Niederlande zu erleben. In einem kleinen Häuschen mit Kamin und Spielzeugecke im Wohnzimmer leben die Väter. Steven, 39 Jahre alt und Dozent an einer Universität, und Frank, 36 und Lehrer, hatten eine kurze Nacht. Frank hat Augenringe, fährt sich durch seine kurzen schwarzen Haare, greift zu einem kleinen Löffel und füttert seinen Sohn mit Blaubeeren und Haferbrei.
"Ich hab bis vier Uhr geschlafen dann hat Quinten uns aufgeweckt. Wir waren bis halb sechs wach und dann haben wir wieder geschlafen. Naja. So ist das eben."

3000 verschickte Fotos im Familien-Chat

Steven macht mit seinem Smartphone ein Foto von Quinten und schickt es an Gabriella und Marianne. In ihrer Chat-Gruppe haben sie bisher über 3000 Fotos des aufgeweckten Jungen ausgetauscht. Steven und Frank sind eine sogenannte Co-Elternschaft eingegangen. Sie teilen sich Quinten gemeinsam mit einem lesbischen Paar. Sie wohnen nur ein paar Straßen entfernt.
"Die beiden sind für uns auch wie Familie. Das werden wir oft gefragt. Sind das 'beste Freunde' aber es ist wirklich wie Familie. Sie sind die Mütter von unserem Kind. Das fühlt sich schon sehr nahe an."
Einmal die Woche zieht Quinten um. Dann schläft er im Haus des anderen Elternpaares. Marianne, 36 Jahre alt, ist Journalistin. Gabriella, 37, Geschäftsfrau.
"Quinten kommt jeden Samstag um 17 Uhr. Dann bleibt er in der einen Woche bis Dienstag Abend und in der anderen Woche bis Mittwoch Abend. Die eine Woche drei Tage, die andere Woche vier Tage. Das ist okay. Kein Drama oder so. Bei seinen Vätern fühlt er sich auch wohl. Es ist schön, wenn er da ist. Aber ist auch okay, wenn er nicht da ist."
Das Haus von Gabriella und Marianne ist gemütlich. Ein großes Sofa, daneben die Spielecke. Der Blick aus dem Fenster fällt auf eine Gracht. Gegenüber wohnen Quintens Urgroßeltern. Die wöchentlichen Ortswechsel sind für Quinten kein Problem, sagt Steven. Die Situation sei ähnlich wie für Scheidungskinder von heterosexuellen Paaren. Nur, dass er seit seiner Geburt an die Situation gewöhnt ist.
"Er passt sich an, je nachdem wo er gerade ist. Wir gehen früher ins Bett und stehen früher auf als Ihr, denke ich? Und wir sehen, dass Quinten sich an diesen Rhythmus anpasst. Dass er später ins Bett geht und später aufsteht als bei uns. Ganz automatisch."
Kennengelernt haben sich die vier über eine Internetplattform für Co-Parents. Diese wird vom Verein "Meer Dan Gewenst", zu deutsch: "Mehr als erwünscht", betrieben.
"Das Komische ist, dass wir sofort über den Kinderwunsch gesprochen haben. Für ein Date ist das ungewöhnlich. Aber das war der Grund, warum wir uns begegnen wollten. Man fängt sehr schnell an über etwas sehr Ernsthaftes zu sprechen. Etwas sehr Großes, obwohl man einander nicht kennt. Bizarr."

Speed-Dating für Co-Parenting-Sucher

Amsterdam. Hier lebt Sara Coster. Sie gehört zum Vorstand des Vereins "Mehr als erwünscht".
"Ich bin heterosexuell und ich bin gemeinsam mit einem schwulen Paar Co-Parent. Wir haben zwei Jungs, neun und elf Jahre alt. Die Hälfte der Woche leben sie bei mir, die andere Hälfte bei ihren Vätern."
"Wir kennen Co-Parenting von heterosexuellen Paaren, die sich trennen und sich dann gemeinsam um das Kindern kümmern. Hier geht es aber darum vorher zu sagen: Wir haben keine Liebesbeziehung zueinander. Ich bin Single, die Männer sind ein schwules Paar, wir wollen Kinder und ab jetzt sind wir eine Familie."
Sara Coster sitzt in ihrem Büro und schneidet bunte Papierbögen zurecht. Sie organisiert momentan ein Speed-Dating für Menschen, die auf der Suche nach Co-Parenting Partnerinnen oder Partnern sind.
Bei der Veranstaltung werden diese in Gruppen eingeteilt, je nachdem aus welcher Stadt sie kommen. Amsterdam, Utrecht, Rotterdam – beim Co-Parenting ist es wichtig, dass die Eltern nicht zu weit voneinander entfernt leben.
"An einem Nachmittag trifft man Menschen, die das gleiche wollen. Das Einzige das nach einer Runde von neun Minuten entschieden wird ist: sollen wir uns wieder treffen, Email-Adressen austauschen? Es kommen meistens um die 100 Leute, manchmal sogar 130. Wir haben inzwischen acht Babys. Das hört sich nach acht Speed-Datings nach nicht besonders viel an, aber ich bin sehr glücklich. Es bedeutet, dass die Leute sehr genau darüber nachdenken."
Immer mehr Menschen in den Niederlanden, sagt Sara Coster, denken über eine selbst arrangierte Co-Elternschaft als Familienmodell für sich nach.
"Ich weiß nicht wie viele Familien dieser Art in den Niederlanden existieren. Aber bei 'Mehr als erwünscht' sehen wir, dass vor einigen Jahren noch 120 Besucher zu Informationsveranstaltungen im Jahr kamen. Heute sind es fast 900. Es fängt an mehr zu werden und außerdem bekommen wir eine Menge Postkarten anlässlich der Geburt eines Kindes."

Der nächste Schritt: Vater werden

Bob, 45 Jahre alt und homosexuell, wünscht sich schon lange ein eigenes Kind.
"Das begann vor einigen Jahren, als ich noch mit meinem Ex-Partner zusammen war. Ich kam immer wieder auf das Thema, ich wollte den nächsten Schritt, ich wollte Vater werden. Was also tun? Er war etwas jünger und vertröstete mich, sagte, ich bin noch nicht so weit. Später, später!"
Nach zehn Jahren ist Schluss mit der Beziehung und Bob muss sich entscheiden, wie er jetzt Vater werden wird.
"Es gab für mich drei Optionen. Zuerst dachte ich über Adoption nach, weil ja viele Kinder in der Welt einen sicheren Platz brauchen. Ich fand aber, dass man dann ja meistens Kinder aus einer komplett anderen Kultur hier her bringt. Sie sollten aber in der Nähe ihrer Familie sein. Und ehrlich gesagt dachte ich auch, dass ich mich dann zu 100 Prozent darum kümmern muss. Das ist ein großes Thema weil ich ja auch weiterhin arbeiten muss."
Bob ist erfolgreicher Unternehmensberater. Option zwei, ein Pflegekind, kommt für ihn auch nicht in Frage. Also entscheidet er sich für Co-Parenting. Für die Möglichkeit ein eigenes Kind zu haben. Er besucht die Speed-Datings von Sara Coster und "Mehr als erwünscht".
"Es ist nicht einfach, weil so viele Dinge eine Rolle spielen. Wir reden ja hier von der Mutter meines Kindes und ich bin der Vater ihres Kindes! Es geht hier um eine wirkliche eine Entscheidung und eine große Verantwortung."
Zurück in Giethoorn bei Quinten und seinen vier Eltern. Vor ein paar Stunden haben die Väter ihn zu seinen Müttern, Gabriella und Marianne, gebracht. Die drei unternehmen einen Spaziergang. Quinten findet einen Wurm und spielt mit ihm. Gabriella zeigt ihm einen Storch. Sie und Steven sind die biologischen Eltern von Quinten. Frank und Marianne die sozialen Eltern.
Marianne: "Es gibt mehrere Möglichkeiten schwanger zu werden. Man kann das Krankenhaus mit einbeziehen. Das haben wir nicht gemacht. Wir wollten das selbst machen, mit der Samenübertragung. Das war natürlich eine außergewöhnliche Situation."
Gabriella: "Es war eine komische Szene, sie kamen mit einem kleinen Gläschen unter der Jacke."
Marianne: "Das zu viert zu erfahren hat uns aber auch zusammengeschweißt."
Gabriella: "Es war wie in einer Komödie."
Auch Quinten hat vor dem Gesetz nur zwei Erziehungsberechtigte. Gabriella und Steven. Ein Problem. Denn sollte den beiden einmal etwas passieren, würde das Sorgerecht nicht automatisch auf Marianne und Frank übertragen werden. Marianne glaubt, dass sie die gleichen Muttergefühle wie ihre Ehefrau Gabriella hat.
"Ich denke schon. Es ist schwierig das zu sagen. Aber ich bin jetzt schwanger, dann werden wir die andere Seite kennenlernen. Das ist spannend, ob es sich anders anfühlt. Bisher sehen wir vier keine Unterschiede darin, wie wichtig Quinten für uns ist."

Breite Debatte zum Thema

Den Haag, der Regierungssitz der Niederlande. Im Land gibt es eine breite Debatte zum Thema. Im Dezember 2016 hat eine Expertenkommission unter Vorsitz des ehemaligen Bürgermeisters von Rotterdam einen Gesetzesentwurf erarbeitet der es möglich machen soll, dass bis zu vier Menschen für ein Kind erziehungsberechtigt sein dürfen. Co-Parenting-Aktivistin Sara Coster ist gekommen, um dabei zu sein, wenn die Kommission ihre Pläne vorstellt und dem Justizminister übergibt.
Journalistin: "Ich komme vom Telegraaf."
Sara Coster: "Hi!"
Journalistin: "Sie sind hier, um heute etwas zu erklären?"
Sara Coster: "Nein, ich bin Vorstandsmitglied von 'Mehr als erwünscht' und bin auch selbst Co-Parent, zusammen mit einem schwulen Ehepaar. Für uns ist das heute ein spannender Tag und ich halte schon die Taschentücher bereit. Ich weiß nicht, ob ich die Tränen zurückhalten kann, wenn es gute Nachrichten geben sollte."
Journalistin: "Aber, das wissen Sie noch nicht."
Sara Coster: "Offiziell? Ich weiß wirklich noch nichts! Alle haben dicht gehalten. Aber ich habe ein gutes Gefühl, es muss gut ausgehen!"
In einer langen Rede erklärt der Minister, dass er sich für die Rechte von Co-Parents einsetzen will. Ein erster wichtiger Etappensieg auf dem Weg zu einem Gesetz.
"Es gibt viele gute Nachrichten. Kinder könnten von mehreren Eltern anerkannt werden. Bis zu vier Eltern könnten sich das Sorgerecht teilen und auch auf der Geburtsurkunde genannt werden. Außerdem: sollte ein Kind durch Leihmutterschaft geboren werden, könnten auf der Geburtsurkunde auch die Namen aller Wunscheltern stehen."
An die Mehrelternschaft knüpft die Expertenkommission Bedingungen. Vor der Geburt des Kindes muss es einen Vertrag geben, der von einem Gericht abgesegnet wird. Darin geregelt werden sollen der Nachname des Kindes, die Kostenteilung und die Aufgaben in der Erziehung.
Sara hat Tränen in den Augen. Sie und ihre Mitstreiter fallen sich immer wieder in die Arme. Die Euphorie ist groß, doch ob und wann das Gesetz kommen wird, ist noch unklar.

"Manche Sorgen kann ich verstehen"

Vor kurzem sind Steven, Gabriella, Frank und Marianne im niederländischen Fernsehen aufgetreten. Danach haben sie auf Facebook neben vielen positiven Kommentaren viele Beleidigungen einstecken müssen. Aber es gab auch viele Fragen und kritische Kommentare, die nachvollziehbar sind, sagt Steven.
Steven: "Mann kann nie in die Zukunft schauen. Was, wenn sich diese Paare trennen? Haben die Kinder dann später vier Väter und vier Mütter? Ja, ich verstehe, dass Menschen sich darum sorgen. Was, wenn es schief läuft. Das haben wir uns vorher auch überlegt. Aber das wissen die Menschen nicht. Manche Sorgen kann ich verstehen."
Frank: "Wir haben das alles in einem Vertrag notarisch festgelegt. Alle vier haben unterschrieben. Also alles ist vertraglich geregelt. Das war keine Entscheidung, die wir über Nacht getroffen haben. Wir sprechen darüber seit mindestens drei Jahren. Wer sind wir? Wie machen wir das? Dass Steven und ich dafür nach Giethoorn ziehen. Wir haben viel darüber nachgedacht. Man kann nicht alles verhindern, aber ich glaube dass wir für Quinten und für das jetzt kommende zweite Kind alles gut bedacht haben."
Kritik gibt es nicht nur bei Facebook. Auch in Zeitungen und Radiosendungen wird über Co-Parenting und die Mehr-Elternschaft debattiert. Der Entwicklungspsychologe Marinus van IJzendoorn von der Universität Leiden:
"Es gibt von verschiedenen Leuten Kritik. Experten für Adoption argumentieren: je mehr Eltern legal für ein Kind verantwortlich sind, desto mehr Ärger wird es geben. Sie werden sich bei zentralen Fragen nicht immer einigen können."
Außerdem halten einige Ethiker die Forderungen der Co-Parents für zu optimistisch. Sie sagen: bei einer Konstellation von drei oder vier Eltern soll es nur einen offiziellen Erziehungsberechtigten geben, um im Falle einer Trennung Schaden vom Kind abzuwenden.
"Schauen wir auf wirklich junge Babys zwischen null und eineinhalb Jahre: Es ist wirklich wichtig in diesem Alter Bindungen und Beziehungen aufzubauen. Kleinkinder sind kognitiv noch nicht sehr entwickelt und haben begrenzte Kapazitäten für die Informationsverarbeitung. Irgendwo gibt es ein Limit."
Die Wissenschaftler können aber heute belegen, dass es bei bis zu drei Eltern keinerlei Probleme gibt. Bei vier Eltern wisse man es einfach nicht, sagt Marinus van IJzendoorn. Er ist für ein Gesetz.
"Die Debatte könnte mehr Erkenntnisse aus der Wissenschaft vertragen. Aus der Entwicklungspsychologie, der Bindungsforschung, der Familien- und Kinderforschung. Die Beweislage ist noch sehr dünn. Aber es ist wirklich sinnvoll zu überlegen, wie man neue Formen von Familie erfassen und in einen gesetzlichen Rahmen bringen kann."
"Ich denke, dass wir mal das erste gute Beispiel für die Wissenschaft sein könnten. Aber es gibt sehr viele Facetten, die für die Entwicklung eines Kindes wichtig sind. Mehr als nur die Anzahl der Eltern. Ob es Liebe gibt, Geborgenheit, Sicherheit. Vielleicht auch Geld. Das ist vielleicht doch wichtiger."

Quinten bekommt ein Geschwisterchen

Im Mai erwartet Marianne ihr zweites Kind. Der Unterschied: diesmal wird es ihr leibliches sein. Quinten bekommt ein Geschwisterchen, wenngleich er biologisch nichts mit ihm gemein haben wird. Statt Steven ist diesmal Frank der biologische Vater. Eine Vorsorgeuntersuchung bei der Hebamme Esther Kavelaars.
"Mal gucken, ich werde versuchen, ob ich fühlen kann, wo es liegt. Ein schön weicher Babybauch. Hier ist ein größerer Körperteil. Hier könnte das Köpfchen liegen."
Marianne liegt auf einer Liege. Gabriella, Frank und Steven – mit Quinten auf dem Arm – stehen um sie herum. Sie wollen wissen, wie es Familienmitglied Nummer sechs geht.
"Dass ist ein sogenanntes Dopton. Es sendet kleine Schallwellen aus und fängt sie wieder auf. Sie gehen zum Herzen des Kindes."
"Das ist die erste Co-Parenting-Familie, die ich in 25 Jahren Beruf betreue. Ich habe schon öfter lesbische oder schwule Paare begleitet. Aber das ist erste das erste Mal mit vier Eltern. Das habe ich bisher noch nie erlebt. Ich finde das toll und wir sind stolz."
Noch können wir Quinten nicht fragen, was er davon hält, vier Eltern zu haben. Es scheint, als sei er ein glückliches Kind. Sollte das geforderte Gesetz kommen, dass bis zu vier Erziehungsberechtigte zulässt dann wäre das ein großer Schritt für die Regenbogenfamilien. Vergleichbare Regelungen gibt es bisher nur in Teilen von Kanada. Es waren auch die Niederlande, die 2001 als erstes Land weltweit die Homo-Ehe eingeführt hat.
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