Co-Working auf dem Land

Bürogemeinschaft mit Grünblick

08:31 Minuten
Eine junge Frau sitzt mit Laptop auf einem Stuhl im Grünen und arbeitet neben einem Baum.
Dort arbeiten, wo andere als Ausflügler am Wochenende auftauchen: Co-Working Spaces auf dem Land sind attraktiv. © imago images / biky
Ulrich Bähr im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Das Land zieht zunehmend Städter an. Und die wollen dort nicht nur leben, sondern auch arbeiten: Neue Co-Working Spaces bieten nicht nur Grünblick, sondern können auch verschlafene Dörfer beleben und lästiges Pendeln überflüssig machen.
Vor kurzem berichtete eine Kollegin, sie wolle mit ihrem Partner aufs Land ziehen. Ihre Bürogemeinschaft mitten in Berlin möchte sie gegen einen Co-Working Space in ihrer neuen Heimat eintauschen, den sie selbst gründen will.
Wer nutzt Co-Working Spaces im ländlichen Raum? Sind diese nicht untrennbar mit großstädtischen Laptop-Hipstern, urbanen Startups, leistungstarkem W-LAN und schicken Kaffeeautomaten verbunden, die unermüdlich Espresso und Latte Macciato für die digital arbeitende, meist jüngere Community ausspucken?

Die Bandbreite der Nutzer ist groß

Ulrich Bähr bringen solche Klischees zum Schmunzeln. Der geschäftsführende Vorstand der Genossenschaft CoWorkLand sagt, Co-Working Spaces hätten auch andere Teile der arbeitenden Bevölkerung längst erreicht. Die Bandbreite der Nutzerinnen und Nutzer auf dem Land sei groß: vom Handwerker über die freiberufliche Steuerberaterin bis hin zu jüngeren Leuten, die ihre Eltern auf dem Dorf besuchen und mal kurz zwischendurch einen Arbeitsplatz brauchen, wo sie ihren Laptop einstöpseln können.
Die räumlichen Bedingungen sind tatsächlich nicht schlecht: In vielen Dörfern gibt es Leerstand. Oft sind es alte, ehemalige Produktionsstätten oder Bauernhöfe, die niemand mehr bewirtschaftet und die viel Platz für Schreibtische und Besprechungsräume bieten, wenn man sie umbaut. Und "guten Kaffee, schnelles Internet und nette Leute" gebe es natürlich auch auf dem Land, betont Bähr. Auch hier habe man keine Lust, "im Homeoffice zu vergreisen".

"Stammkneipe zum Arbeiten"

Da es in ländlichen Regionen oft weniger Möglichkeiten gebe, nach der Arbeit noch irgendwo gemeinsam ein Feierabendbier zu trinken, sei der Co-Working Space zudem so etwas wie "die Stammkneipe zum Arbeiten". Oft entstünden solche Bürogemeinschaften, wenn jemand aufs Land ziehe, der die Co-Working-Konzepte schon aus der Stadt kenne. In Schleswig-Holstein gebe es inzwischen sogar ein Förderprogramm dafür, berichtet Bähr.
Das Ziel dahinter ist klar: Reine Schlafdörfer sollen belebt werden. Im Schlepptau der Co-Working Spaces entsteht vielleicht neue Infrastruktur: Läden öffnen (wieder), weil es plötzlich mehr Kunden gibt.

Keine "Ufos" im Dorfgefüge

Wie reagiert die alteingessene Dorfbevölkerung, wenn aus der guten alten Scheune plötzlich ein anglisierter "Space" wird? "Es ist ja meistens so, dass das Leute machen, die schon vor Ort und oft auch schon lange da sind. Die landen da nicht wie Ufos", sagt Bähr. Häufig würden die neuen Räume außerdem von vornherein so konzipiert, dass sie auch dem sozialen Leben im Dorf zur Verfügung stünden - etwa mit Räumen für Vereine, Kulturveranstaltungen oder kleine Läden.
(mkn)

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