Wenn Gewinner zu Verlierern werden
March Madness, so wird das große Finalturnier der College-Basketballer in den USA genannt. Der Trubel ist gewaltig, das Geschäft auch. Von den 1,5 Milliarden Dollar bekommen die Studenten jedoch nichts ab. Ein Kongressabgeordneter will das ändern.
Millionen schalten die Fernseher ein, um die Playoffs der ersten College-Basketball-Liga zu sehen. Hunderttausende kaufen Tickets, um live dabei zu sein. Die, die auf dem Spielfeld schwitzen, bekommen nichts von den Einnahmen ab.
Ed O'Bannon gewann 1995 mit dem Team der University of California in Los Angeles - UCLA - eine March Madness Meisterschaft. Jahre später sah er bei einem Freund ein Basketball-Videospiel. Mit sich selbst in einer der Hauptrollen:
"Erst habe ich mich gefreut. Dann wurde mir klar: Er hat das Spiel gekauft. Irgendjemand verdient daran. Mich hat nicht mal jemand angerufen. Es muss sich etwas ändern!"
Ed O'Bannon klagte gegen die NCAA, die Organisation der College-Sportprogramme. Ein Bundesgericht soll dieses Jahr darüber entscheiden. Doch: Werden College-Studenten tatsächlich nicht bezahlt? Andrew Zimbalist, Sportdozent am Smith College und Berater von Sportunternehmen, sagt: Sie bekommen zumindest eine Entschädigung für ihren Einsatz.
"Manchmal bekommen sie Geld unter dem Tisch, manchmal bekommen sie ein Stipendium. Es geht vielmehr darum, ob sie ein Gehalt bekommen sollten."
Es geht um Geld - und gute Ausbildung
Nicht nur! Es geht auch um eine gute Ausbildung. Zwei Universitäten hat die NCAA in diesem Jahr dabei erwischt, dass Trainer und Tutoren für die Athleten Tests ausfüllten, Arbeiten schrieben und gute Noten aushandelten, während die Studenten fast nie bei Vorlesungen oder in Seminaren erschienen. Die Strafen? Ein Coach soll von seinem Millionengehalt ein paar 1000 Dollar zurückgeben und mehrere Siege der Mannschaften werden aberkannt. Ed O'Bannon reicht das nicht. Niemand habe für ihn die Studienarbeit gemacht. Trotzdem sei er in die Irre geführt worden, was das Studium angeht:
"Mir wurde gesagt, ich könnte alle Kurse belegen und als Hauptfach wählen, was ich will. Wir mussten aber zu bestimmten Zeiten beim Training sein oder zu Spielen fahren und deshalb ging das gar nicht."
Erst nach seiner Karriere in der Profiliga schloss O'Bannon sein Studium ab. Auf eigene Kosten und weil er es seiner Mutter versprochen hatte. Hätte er zwischen Studium und bezahltem Sport wählen können, wäre er nicht aufs College gegangen. Doch in den USA sind Uni-Sport-Programme weiterhin das Sprungbrett zu einer Profikarriere.
Andrew Zimbalist, Experte für Sport und Wirtschaft warnt: Ohne Amateurstatus wäre March Madness nicht mal mehr halb so attraktiv:
"Ich würde Basketball gerne weiter in Bildung einbinden und reformieren, so dass Studenten nicht ausgebeutet werden. Zum Beispiel: ein Treuhandfond aus dem sie nach dem Studium für Werbung und Geschäfte mit ihrem Abbild bezahlt werden, Geld für Tutoren, Krankenversicherung über die Zeit des Studiums hinaus. So können wir den Amateursport erhalten."
Und Universitäten weiter Millionengeschäfte machen mit Fernsehrechten, Fanartikeln und großzügigen Spenden ehemaliger Studenten, die stolz auf den Erfolg ihrer Mannschaft sind.