Günstig wohnen beim Arbeitgeber
Die Kölner Stadtwerke verlieren in den kommenden Jahren mehr als tausend Mitarbeiter, rein altersbedingt. Um neue zu finden, muss der Betrieb einiges bieten. Deshalb setzen die Kölner verstärkt auf ihre Mitarbeiterwohnungen – mit Mieten deutlich unter dem Marktpreis.
Simon Schrenk läuft die Stufen in einem Mehrfamilienhaus im Kölner Westen hoch. Knapp zehn Minuten hat der 32-Jährige hierhin gebraucht, von seiner Arbeitsstätte, den Kölner Verkehrsbetrieben, kurz KVB. Seit knapp vier Monaten arbeitet Schrenk, der aus Osnabrück stammt, für die KVB, kümmert sich dort um das rechnergestützte Betriebsleitsystem. Eine Aufgabe, für die es Fachkräfte braucht, wie eben Schrenk. Er schließt die Tür auf und betritt seine Wohnung:
"Ja, das sind jetzt 57 Quadratmeter, frisch renoviert. Und: Zwei Zimmer, Küche, Bad, Balkon habe ich auch nach hinten raus."
Im August will Schrenk heiraten, hat mit seiner zukünftigen Frau und seinen Eltern in Osnabrück ein Haus gekauft und renoviert – eine Investition, die er nicht aufgeben wollte. Deswegen sind es diese beiden Zimmer im Kölner Westen, die für Schrenk, den Ausschlag gegeben haben, nach Köln zu wechseln. Denn: Schrenk wohnt in einer sogenannten Werkswohnung der Wohnungsgesellschaft der Stadtwerke Köln, kurz WSK, die eben für die städtischen Töchterunternehmen wie die KVB die Wohnungen bereitstellt:
"Das war natürlich ideal, dass das für mich durch den Service der WSK komplett erledigt wurde. Ich brauchte keinen Makler, ich konnte einfach sagen, ich möchte gerne in der Nähe wohnen und dann wurde mir eine Wohnung präsentiert, mit der ich voll zufrieden bin."
410 Euro kalt zahlt Schrenk nun – ein Mietpreis, der im überhitzten Kölner Wohnungsmarkt fast unglaublich daher kommt.
Wichtiger Faktor im Wettbewerb um Fachkräfte
Rund 2000 solcher Wohnungen wie die von Schrenk hat die WSK im Angebot. Der Grundgedanke dahinter ist alt – und simpel. Auch in Köln. Gegründet im Jahr 1964, wurden anfangs vor allem öffentlich geförderte Wohnungen gebaut. Dieser Bestand wurde über die Jahrzehnte gehalten – auch wenn die Belegung durch die heute knapp 13.000 Mitarbeiter der städtischen Gesellschaften eher rückläufig war. Um das Jahr 2010 rum, stellte sich dann die Frage, auch aufgrund notwendiger Sanierungsmaßnahmen: Brauchen wir das noch? Bernd Preuss, der Leiter der WSK formuliert es so:
"Wollen wir Belegungsquoten, die rückläufig waren, dadurch, weil bauliche Zustände so schlecht waren, dass der Mitarbeiter das nicht mehr als adäquat empfunden hat … – wollen wir zur Kenntnis nehmen oder wollen wir uns um der Vorteile, die das Konzept hat, wieder erinnern und dann wieder investieren? Wir haben uns zu meiner Freude für Letzteres entschieden und erleben jetzt auch den Erfolg: Die Nachfrage ist hoch. Nach Sanierung vermieten wir nur noch an Konzern-Mitarbeiter und auch eine konzernweite Umfrage hat 900 Wohneinheiten als Bedarf festgestellt."
Für Menschen mit Normaleinkommen ist es kaum noch möglich, etwas zu finden. Doch genau vor dem Hintergrund wird die Immobilie zu einem wichtigen Standortfaktor im Wettbewerb um gesuchte Fachkräfte. So auch, bei der KVB, die aktuell auf 700 Wohneinheiten der WSK zurückgreifen kann:
"Der demographische Wandel wird jetzt tatsächlich immer spürbarer und konkreter. Wir verlieren jetzt in den nächsten zwölf Jahren jetzt 1500 Mitarbeiter, altersbedingt nur", sagt Sophie von Saldern, Personalchefin der KVB. Bei insgesamt 3500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das fast die Hälfte des Personals – eine große Herausforderung. Und in diesem Wettbewerb, so von Saldern, spielen Home-office-Angebote, flexiblere Arbeitszeit auch eine Rolle, dadurch könne sich die KVB jedoch nicht von der Konkurrenz abheben:
"Da ist das Thema Mitarbeiter-Wohnen, wo wir den neu dazukommenden Mitarbeitern die Möglichkeit von bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen halt ein starkes Instrument."
Ein bis drei Euro fünfzig unter der Marktmiete
Vor allem, da ein Verkehrsbetriebe-Konzern mit seinen Fahrern im Schichtdienst darauf angewiesen ist, dass diese Job-nah wohnen. In dem Fall in Köln. Für die Personalchefin ist das Instrument Werkswohnung daher Gold wert:
"Also, es spielt für uns auf zwei Karten ein. Das erste ist mal das Thema Mitarbeiter-Bindung. Das heißt, wenn ein Arbeitnehmer erst einmal bei uns ist und hier auch das Thema Wohnen, gemeinsames Wohnen mit Kollegen erlebt, dann hat er einfach eine höhere Identifikation mit uns als Unternehmen und das andere spannende Thema, worauf wir uns gerade fokussieren ist das Thema Akquise."
Sprich: neue Mitarbeiter zu gewinnen. Aufgrund des Fachkräftemangels läuft dies nun deutschlandweit, so von Saldern – aber:
"Bei Fachkräften müssen wir härter kämpfen, um in die Wahrnehmung zu kommen. Wir sind tarifvertraglich nicht so attraktiv wie viele Unternehmen in der Wirtschaft. Das heißt, wir können nicht dasselbe Entgelt zahlen. Und in dem Moment, wo wir sozusagen gehaltlich nicht mithalten können mit der freien Wirtschaft, müssen wir sozusagen gucken, dass es im Gesamtpaket trotzdem noch so attraktiv ist, dass die guten Arbeitnehmer sich letztendlich für uns entscheiden, als Arbeitgeber."
Ein bis drei Euro fünfzig unter der Marktmiete nimmt der WSK für seine Objekte, achtet aber penibel darauf, dass die Mieten an der Untergrenze der ortsüblichen Mieten liegen, damit diese nicht als geldwerter Vorteil gelten – und steuerliche Probleme machen.