Comeback trotz Online-Reiseportalen

"Im Weg zum Reisebüro steckt ein Stück Magie"

Ausblick auf Pagoden mit Heißluftballons, Tempel, Pagodenfeld, Sonnenaufgang, Dunst, Morgenlicht, Bagan, Division Mandalay, Myanmar.
Der Gang zum Reisebüro ist ein magischer Akt. Fast wie eine Fahrt mit dem Heißluftballon über dem morgendlichen Bagan in Myanmar. © imago stock&people
Tilman Allert im Gespräch mit Vladimir Balzer und Axel Rahmlow |
Es gibt wieder mehr Reisebüros in Deutschland - dem Internet zum Trotz. Der Soziologe Tilman Allert bezeichnet sie als "Betrugsvorbeugungsbüro". Im Interview erklärt er, warum wir sie heute fast dringender denn je brauchen.
Man sollte meinen, dass im Zeitalter des Internet und der Online-Reiseportale das klassische Reisebüro obsolet geworden ist. Doch dem ist ganz und gar nicht so: Im letzten Jahr ist die Zahl der Reisebüros in Deutschland wieder leicht gestiegen, auf knapp 10.000 im ganzen Land.
Woran liegt das? "Eine Reise ist vom Ursprung her eine Art Pilgerei", sagt Tilman Allert, Autor des Buches "Soziologe der kleinen Dinge". "Beim Reisen pilgert man im Prinzip zu sich selbst", meint er. "Und diese Pilgerreise ist gewünscht und gefürchtet zugleich." Denn die Erwartung des Selbstpflege, wie er es nennt, kollidiert auf "hochinteressante Art" mit der Erwartung des Gelingens. "Es ist eine Perfektionserwartung, die einen ins Reisebüro treibt."
Damit wird das Reisebüro zu einer Art "Betrugsvorbeugungsbüro". "Die Reiseziele werden immer exotischer", sagt er. "Früher war es die Sächsische Schweiz, heute ist es Ozeanien - und je exotischer, umso unbekannter ist die Lokalität. Da steigt dann eine Unsicherheit, die man dann doch gern bewältigt, indem man in ein Reisebüro geht." Denn: "Wenn ich so eine Reise buche, dann habe ich es mit Unsicherheit zu tun, die die Menschen gern mit magischen Gedanken bewältigen. Und ein Stück Magie steckt im Weg zum Reisebüro."
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