Bülent Ceylan
In seinem Projekt "Don't Stop the Music" begleitet der Comedian Bülent Ceylan 50 Schulkinder aus dem Berliner Problemviertel Gropiusstadt beim Instrument lernen. © ZDF und Christoph Assmann, Vielfein
"Als Comedian brauchst du beides, Handwerk und Talent"
36:33 Minuten
Der Mannheimer Comedian Bülent Ceylan ist seit über 20 Jahren im Geschäft. Nach vielen Jahren auf Kleinkunstbühnen füllt er heute Arenen, hat eine eigene Stiftung gegründet und ist aktuell mit der Doku-Serie "Don’t Stop the Music" im ZDF zu sehen.
Bülent Ceylans Bühnenkunst kommt so leichtfüßig daher, dass viele glauben, sie entstehe spontan und ohne Vorbereitung. Das Gegenteil ist der Fall, sagt er. Die Pointen sind hart erarbeitet – und ohne eine gewisse Begabung kann sich Ceylans Ansicht nach auch niemand dauerhaft als Komödiant halten.
"Als Comedian brauchst du beides, Handwerk und Talent. Schon als Kind habe ich gemerkt, dass es schön ist, andere zum Lachen zu bringen. Da war ich sieben", sagt Ceylan.
Sein Weg als Bühnenkünstler begann, als seine Mutter wegen des Todes ihrer Mutter in tiefer Trauer war und oft unvermittelt zu weinen begann, auch vor ihren Kindern. Bis der kleine Bülent begann, sie durch Rollenspiele und improvisierte Sketche wieder aufzumuntern. Schon damals legte er sich ein Repertoire von Figuren zu, die er parodierte.
Ceylan: "Natürlich wusste ich nicht, dass ich mal Komiker werden würde. Aber ich hab' gespürt, dass da was in mir drin ist."
Ein solides Handwerk sei aber mindestens genauso wichtig, das habe er später gelernt. Lacher auf einer Bühne zu platzieren, müsse durch harte Arbeit erlernt werden und habe wenig mit dem zu tun, was Witzbolde auf Partys tun.
Deutsch-türkisch-ungarische Wurzeln
Bülent Ceylan stammt aus einer deutsch-türkischen Familie. Sein Vater hatte die Türkei bereits in den 50er-Jahren verlassen, auch aus politischen Gründen. Seine Mutter hat deutsche und ungarische Wurzeln. Ceylans Karriere begann vor 23 Jahren:
"Scherzhaft sage ich: Das war schlimmer als Corona! Da waren so wenige Leute im Publikum, dass noch mehr Abstand zwischen ihnen war als während der Pandemie."
Er habe mehr als zehn Jahre gebraucht für den bundesweiten Durchbruch, mit vielen Vorstellungen auf kleinen Bühnen mit halbleeren Zuschauerreihen. Aber nach und nach kamen die Leute, sie mochten seine Art.
"Wir haben doch schon einen Türken"
Dass seine Karriere anfangs zäh verlief, habe auch damit zu tun, dass in Deutschland Schubladendenken herrsche. Das Fach des witzigen Deutschtürken, so hätten nicht wenige der Entscheider in der Unterhaltungsindustrie gedacht, war ja schon besetzt. "Es gab ja Kaya Yanar als türkischen Comedian. In Deutschland hieß es dann schnell: Okay. Aber wir haben doch schon einen Türken", erinnert sich Ceylan.
Dabei sei der Deutschtürke nur eine Figur seines Programms, dieses Thema mache höchstens 20 Prozent seiner Arbeit aus. Es gebe viele Charaktere, und das sei auch gut so, sagt er: "Zwei Stunden nur Bülent - das kann sich auch ziehen."
Bülent Ceylan will, dass auch andere von seinem Erfolg profitieren. Er hat eine Stiftung, die sich zur Aufgabe gemacht hat, notleidenden Kindern in Deutschland zu helfen. In seinem aktuellen Projekt "Don't Stop the Music" begleitet er zudem 50 Schulkinder aus dem Berliner Stadtviertel Gropiusstadt dabei, wie sie zur Musik geführt werden und Instrumente lernen. Mit dieser Langzeitdokumentation, die im ZDF zu sehen ist, will er zeigen, wie wichtig künstlerische Schulfächer für die Entwicklung von Kindern sind.
(AB)