Lars Fiske: "Grosz"
Avant Verlag, Berlin 2019
79 Seiten, 25 Euro
Der erste "Stumm-Comic" überzeugt
05:43 Minuten
Der deutsche Maler und Zeichner George Grosz ist der Held eines Comics von Lars Fiske. Und Fiske zeichnet hier nicht nur die Lebensstationen von Grosz nach, sondern nimmt sehr deutliche Stilanleihen bei dem Dada-Künstler.
Der norwegische Comiczeichner Lars Fiske scheint ein Faible für Künstlerbiografien aus dem frühen 20. Jahrhundert zu haben: Bereits 2007 zeichnete er eine Biografie des norwegischen Karikaturisten Olaf Gulbransson, der nach München ging, um bei der Satirezeitschrift "Simplicissimus" zu arbeiten. 2013 folgte dann ein Comic über Dada-Künstler Kurt Schwitters, und jetzt gibt es ganz frisch eine Comic-Biografie über den Maler George Grosz.
Grosz zählt zu den wichtigsten Künstlern der 1920er-Jahre, der vor allem mit seinen gnadenlos ungeschönten Bildern und Zeichnungen die Missstände der Weimarer Republik verarbeitete und etwa Armut, Massenarbeitslosigkeit, Aufrüstung und Faschismus kritisierte.
Sehr klare Anleihen bei Grosz
Für Deutschlandfunk-Kultur-Kritikerin Jule Hoffmann ist hier allerdings die Bezeichnung Comic sehr weit ausgelegt, denn Text gibt es in Lars Fiskes Comic kaum. Allerdings sei dies hier sehr klar auch dem Gegenstand geschuldet. Fiske empfindet in seinem Comic nicht einfach nur das Leben von George Grosz nach, sondern nimmt hier auch sehr deutliche Anleihen beim Stil des Malers. "Die Zeichnungen, da sie eben auch in diesem expressionistischen Stil sind, passen auch sehr gut zu dieser 20er-Jahre-Stimmung und der Weimarer Republik, in der Grosz Bekanntheit erlangt hat."
Eine zweite Parallele sei hier der Stummfilm, denn Fiske habe hier sehr viele sprechende Bilder und demonstrative Gesten gezeichnet, ein "Stumm-Comic", wie Jule Hoffmann es nennt.
Von 1917 bis zu seinem Tod
Erzählt werde zunächst die Zeit um den einsetzenden Ersten Weltkrieg. Grosz wird eingezogen im vorletzten Kriegsjahr 1917 und landet in der Nervenheilanstalt: "Dann geht es um die Anfänge des Dadaismus, die erste internationale Dadamesse, die er zusammen mit zwei Freunden 1920 in Berlin organisierte, es geht um seine politischen Karikaturen – auch die nach der Novemberrevolution 1919, in denen er ja sehr auf die nationalen Autoritäten der Weimarer Republik raufgehauen hat – drastisch, provokativ und eben auch sehr explizite Zeichnungen hat er gemacht, für die er bekannt ist und für die er – auch das in diesem Comic – zu hohen Bußgeldern verurteilt worden ist. Es gab den Vorwurf der Pornografie. Dann geht es um den aufkommenden Nationalsozialismus und auch um seine Emigraton in die USA und um die Grosz-Schule in New York."
Das Fazit von Kritikerin Jule Hoffmann lautet ein: Ein ganz eigener Stil, der sehr stark und damit treffend an diese Zeit und an die Zeit des Stummfilms erinnere: "Mein erster Stumm-Comic, den ich gelesen habe."
(sru)