Comic im Theater
Die Spielzeit im Theaterhaus Jena wird mit einem Bühnen-Comic eröffnet, das eine scharfe, schrille Komödie sein soll - zumindest ist Stück wie Inszenierung anzumerken, dass es genau darum geht. Genau das aber wird dann zum Problem.
Alle Helden der Comic-Geschichte sind versammelt, vom Super- bis zum Spider-Man; und als Catwoman, im Hauptberuf Bürgermeisterin kurz vor der Wiederwahl, zur Wahlparty bittet, gibt's im zweiten Teil den Superman gleich doppelt – die beiden treten an zum komischen Duell des angemaßten Heldentums; Zack-Boom-Crash-Sprechblasen inklusive.
Vor allem aber versammelt Rebekka Kricheldorf in "Gotham City" (wo Batman und Catwoman bekanntlich zu Hause sind) einen Haufen chronischer Loser, um mit diesen Bühnen-Comic die Spielzeit im Theaterhaus Jena zu eröffnen. Noch-Hausherr Markus Heinzelmann führt Regie; es ist die letzte Spielzeit des Intendanten in Jena.
Die Bürgermeisterin im Vor-Wahl-Stress, die erpresst wird von einem Kleingangster, mit dem sie gelegentlich (die Libido, die Libido!) sehr unstatthafte Dinge im Bett oder sonstwo treibt; deren Gatte, Ex-Lehrer und immer noch schwer pädophil, abgesehen von vielen anderen Drogen, die er nimmt; die Putz-Perle und Nanny im Haus, die ihm alle Sehnsüchte erfüllt, eigentlich aber Frau Bürgermeisterin begehrt; deren Bruder, der die Kids von Gotham City mit Stoff versorgt und die Politikerin befriedigt – so schräg verstrickt Kricheldorf die Beziehungsfäden dieser holzschnittigen Farce in einer Mega-Monster-Metropole, die eigentlich eher ein debiles Dorf ist: jeder hat's mit jedem.
Ein bedröhnter Sheriff, ein satanistischer Psychotherapeut und dessen Ex-Frau, die gerade im Chemielabor die Weltformel zur Abschaffung des Bösen an sich gefunden hat, komplettieren das Bild. Durcheinanderer geht's da kaum – zumal ja auch noch eine Stimme aus dem Off die Story vorantreibt, eine Art "Zwerg Allwissend", der zur eigentlichen Hauptfigur der Aufführung wird; auch weil er mit Gast-Star Thomas Thieme bei allerbester Stimme ist.
Eine scharfe, schrille Komödie also? Zumindest ist Stück wie Inszenierung anzumerken, dass es genau darum geht. Genau das aber wird dann prompt zum Problem – denn zwar gibt sich der Abend aus als Nachhilfekurs in der Kunst des Pointenbaus, zwar wird quasi jeder Wort- und Szenen-Witz ganz genau an- und durch- und ausgespielt; aber obendrein zeigt Heinzelmann auch die ganze Zeit über, dass er genau das tun will.
Nichts "passiert" hier, alles sieht unerhört gewollt aus – bis zum Beiseite-Sprechen der Akteure, für das sie regelmäßig wahllos herumstehende und -hängende Mikrofone aufsuchen müssen. Das kostet ungeheuer viel Zeit; und da obendrein das prinzipiell sehr kluge Bühnenbild von Gregor Wickert (eine bühnenbreite Doppelwand mit zwei akkurat gleichen Seiten) immerzu rotiert zwischen den Szenen und neue Accessoires herein und hinaus fährt, einen Renault Clio inklusive, vergeht in über drei Stunden (gefühlten viereinhalb) einfach viel zu viel Zeit mit Übergängen. Da werden immer wieder Beruhigungspillen verabreicht, wo die Story doch haltlos voran rasen könnte; besser: müsste - in (sagen wir mal) zwei pausenlosen Stunden.
Auch Kricheldorfs Text allerdings gibt sich zuweilen ziemlich wiederholsam, und gegen Ende will und will er nicht enden: noch eine Pointe, noch eine Wendung, noch ein mögliches Finale … Komisch: Da kann eine noch junge, aber schon sehr erfahrene Autorin offenkundig ihrerseits durchaus komisch schreiben, aber dann findet sie vor lauter Begeisterung über sich selber kein Ende.
Das Theaterhaus-Ensemble in Jena allerdings, jung und engagiert wie immer, stemmt diese komödiantische Überanstrengung auch über die Durchhängestationen des Abends hinweg. Teil 2 (Gotham City – Der Film; im April) und Teil 3 (Gotham City – Das Musical; zum Saisonschluss nächsten Sommer) können also kommen.
Vor allem aber versammelt Rebekka Kricheldorf in "Gotham City" (wo Batman und Catwoman bekanntlich zu Hause sind) einen Haufen chronischer Loser, um mit diesen Bühnen-Comic die Spielzeit im Theaterhaus Jena zu eröffnen. Noch-Hausherr Markus Heinzelmann führt Regie; es ist die letzte Spielzeit des Intendanten in Jena.
Die Bürgermeisterin im Vor-Wahl-Stress, die erpresst wird von einem Kleingangster, mit dem sie gelegentlich (die Libido, die Libido!) sehr unstatthafte Dinge im Bett oder sonstwo treibt; deren Gatte, Ex-Lehrer und immer noch schwer pädophil, abgesehen von vielen anderen Drogen, die er nimmt; die Putz-Perle und Nanny im Haus, die ihm alle Sehnsüchte erfüllt, eigentlich aber Frau Bürgermeisterin begehrt; deren Bruder, der die Kids von Gotham City mit Stoff versorgt und die Politikerin befriedigt – so schräg verstrickt Kricheldorf die Beziehungsfäden dieser holzschnittigen Farce in einer Mega-Monster-Metropole, die eigentlich eher ein debiles Dorf ist: jeder hat's mit jedem.
Ein bedröhnter Sheriff, ein satanistischer Psychotherapeut und dessen Ex-Frau, die gerade im Chemielabor die Weltformel zur Abschaffung des Bösen an sich gefunden hat, komplettieren das Bild. Durcheinanderer geht's da kaum – zumal ja auch noch eine Stimme aus dem Off die Story vorantreibt, eine Art "Zwerg Allwissend", der zur eigentlichen Hauptfigur der Aufführung wird; auch weil er mit Gast-Star Thomas Thieme bei allerbester Stimme ist.
Eine scharfe, schrille Komödie also? Zumindest ist Stück wie Inszenierung anzumerken, dass es genau darum geht. Genau das aber wird dann prompt zum Problem – denn zwar gibt sich der Abend aus als Nachhilfekurs in der Kunst des Pointenbaus, zwar wird quasi jeder Wort- und Szenen-Witz ganz genau an- und durch- und ausgespielt; aber obendrein zeigt Heinzelmann auch die ganze Zeit über, dass er genau das tun will.
Nichts "passiert" hier, alles sieht unerhört gewollt aus – bis zum Beiseite-Sprechen der Akteure, für das sie regelmäßig wahllos herumstehende und -hängende Mikrofone aufsuchen müssen. Das kostet ungeheuer viel Zeit; und da obendrein das prinzipiell sehr kluge Bühnenbild von Gregor Wickert (eine bühnenbreite Doppelwand mit zwei akkurat gleichen Seiten) immerzu rotiert zwischen den Szenen und neue Accessoires herein und hinaus fährt, einen Renault Clio inklusive, vergeht in über drei Stunden (gefühlten viereinhalb) einfach viel zu viel Zeit mit Übergängen. Da werden immer wieder Beruhigungspillen verabreicht, wo die Story doch haltlos voran rasen könnte; besser: müsste - in (sagen wir mal) zwei pausenlosen Stunden.
Auch Kricheldorfs Text allerdings gibt sich zuweilen ziemlich wiederholsam, und gegen Ende will und will er nicht enden: noch eine Pointe, noch eine Wendung, noch ein mögliches Finale … Komisch: Da kann eine noch junge, aber schon sehr erfahrene Autorin offenkundig ihrerseits durchaus komisch schreiben, aber dann findet sie vor lauter Begeisterung über sich selber kein Ende.
Das Theaterhaus-Ensemble in Jena allerdings, jung und engagiert wie immer, stemmt diese komödiantische Überanstrengung auch über die Durchhängestationen des Abends hinweg. Teil 2 (Gotham City – Der Film; im April) und Teil 3 (Gotham City – Das Musical; zum Saisonschluss nächsten Sommer) können also kommen.