Comic-Band "Nächstes Jahr in"

Episoden aus 1700 Jahren jüdischem Leben in Deutschland

11:38 Minuten
Eine Cafészene aus wilden, düsteren Strichen. Darüber steht in einem Textfeld: "So einsam wie der Wüstenwind".
Die Comic-Anthologie "Nächstes Jahr in" erscheint zum deutsch-jüdischen Festjahr anlässlich von 1700 Jahren jüdischen Lebens in Deutschland. © Ventil Verlag
Jonas Engelmann im Gespräch mit Andrea Gerk |
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Der Comic-Band „Nächstes Jahr in“ erzählt über jüdisches Leben in Deutschland während verschiedener Epochen. Durch alle Geschichten zieht sich ein roter Faden, der nachdenklich mache, sagt Mitherausgeber Jonas Engelmann.
Ungewöhnliche Episoden jüdischen Lebens in Deutschland verspricht das Buch „Nächstes Jahr in“. Jonas Engelmann ist einer der Herausgeber und sagt, es gebe eine große Unwissenheit über jüdisches Leben. „Judentum ist sehr vielfältig und man kann viel entdecken und es lohnt sich, sich damit auseinanderzusetzen.“
Zeichnerinnen und Zeichner erzählen die einzelnen Episoden in Bildergeschichten. Darunter sind kuriose Geschichten, wie die über einen jüdischen Räuberhauptmann, dem sich auch der gefürchtete Schinderhannes unterwarf.

Judentum hat viele Facetten

„Wir wollten die Erzählungen auch historisch möglichst breit aufstellen. Judentum bedeutet eben nicht nur Verfolgung und Nationalsozialismus, sondern es trägt auch ganz viele andere Facetten in sich“, sagt Engelmann.
Unter den Geschichten befinden sich auch welche über jüdische Geschäftsfrauen im Mittelalter oder über popkulturelle Phänomene wie die Gründung des legendären Plattenlabels Blue Note Records. Zwei jüdische Emigranten aus Berlin hatten das Label in den USA gegründet.
Ergänzt werden die Comics durch Sachtexte, die weitere Hintergrundinformationen zum Thema liefern. Die Comics funktionierten auch für sich, sagt Engelmann. „Wir hatten nur das Gefühl, dass die Geschichten noch so viel mehr Facetten in sich tragen, und wir wollten Lust machen, sich noch weiter mit den Themen zu beschäftigen.“
Initiiert wurde das Buch durch die Stadt Darmstadt. Dort gibt es einen jüdischen Friedhof und es gab nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine jüdische Berufsschule. Die Geschichte dieser 1947 in Darmstadt gegründeten Berufsschule sei ungewöhnlich, sagt Engelmann.
„Es war eine Schule, die sich explizit an Überlebende des Holocaust richtete, wo Juden für ein Leben in Israel ausgebildet wurden. Eine junge jüdische Generation wurde in ganz praktischen Fächern wie Landwirtschaft unterrichtet, aber auch in jüdischer Geschichte und Hebräisch.“ Dies diente zur Vorbereitung auf den zu gründenden Staat Israel. Nachdem dieser ein Jahr später gegründet war, schloss die Schule wieder.

Jede Zeit hatte ihre Ausgrenzungsmechanismen

In allen Geschichten, ganz gleich auf welche Epoche sie sich beziehen, finden sich Aspekte des Antisemitismus. „In allen Jahrhunderten hat es verschiedene Ausgrenzungsmechanismen gegeben, die sich immer der jeweiligen Zeit angepasst haben.“
Eine Selbstverständlichkeit, dass Juden zur Mehrheitsgesellschaft dazugehören, habe es nie gegeben, so Engelmann. „Es gab immer wieder andere Formen von Ausgrenzung, vom Mittelalter bis zum Nationalsozialismus und in die Gegenwart.“

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Meike Heinigk / Antje Herden / Jonas Engelmann (Hg.) / Jakob Hoffmann: "Nächstes Jahr in. Comics und Episoden des jüdischen Lebens"
Ventil Verlag, Mainz 2021
168 Seiten, 25 Euro

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