Weitere Informationen zum Erika-Fuchs-Haus finden Sie auf der Homepage des Museums.
Entenhausen liegt in Oberfranken
Die "Schundliteratur" aus den USA, bunte Enten- und Mäusezeichnungen mit Sprechblasen, fiel der Kunsthistorikerin Erika Fuchs in der Nachkriegszeit durch Zufall in die Hände. Fortan übersetzte sie Donald Duck und Micky Maus.
"Was man jetzt im Hintergrund hört, ist ein Fernseher in Donalds Haus. Sie können auch gerne mal in Daniel Düsentriebs Werkstatt reingehen."
"Unbedingt! Oh!"
"Au! Jetzt haben Sie eine Maschine ausgelöst."
"Oh, oh!"
"Jetzt ist er explodiert."
"Hm, hat scheinbar nicht geklappt. Ha ha ha..."
Ein Streifzug durch Entenhausen. Vorbei an Dagoberts Geldspeicher, der Düsentrieb’schen Werkstatt und Donald Ducks Wohnung.
"Der Stadtplan orientiert sich son bisschen an einer tatsächlichen Stadt, alsoman kommt rein und man ist im Vorort. Jeder Busch, jeder Busch kann wirklich mit Seitenangabe nachgewiesen werden. Da ist dann eine Werksgetreue reingekommen ... bisschen übertrieben ..."
Alexandra Hentschel ist die Leiterin des fast fertig gebauten Erika-Fuchs-Hauses hier in Schwarzenbach an der Saale, im bayerischen Oberfranken, nahe der tschechischen Grenze. Das 7000-Einwohner-Städchen war Wohn- und Arbeitsort von Erika Fuchs, der berühmten Übersetzerin der Entenhausen-Comics.
Doch sie war mehr als das: Sie war eine Pionierin – die promovierte Kunsthistorikerin hat in den biederen bundesrepublikanischen 50ern den US-amerikanischen Comic gesellschaftsfähig gemacht. Sicherlich lag das auch daran, dass Erika Fuchs nicht nur strikt übersetzte – sie schuf eine neue Sprachwelt für die Zeichnungen – zeigte dabei sowohl Sprachwitz:
"Patente Puppe! Picobello! Wie sie mit dem Pürzel plänkelt! Echt pikant."
Donald über Daisy. Als auch Kenntnis der klassischen deutschsprachigen Literatur, wenn zum Beispiel Daniel Düsentrieb Shakespeare zitiert:
"Es gibt mehr Dinge im Himmel und auf Erden, als unsere Schulweisheit sich träumen lässt."
Die tollpatschige Ente Donald D"u"ck
Auch Brauchtümer passte Fuchs an deutsche Gepflogenheiten an, so hat sie zum Beispiel aus einem in Deutschland damals unbekannten Helloween Rosenmontag gemacht. Eigennamen wurden von ihr konsequent eingedeutscht – weswegen die tollpatschige Ente auch Donald D"u"ck und nicht D"a"ck heißt, die auch nicht in Duckburg sondern in Entenhausen lebt. Ihr Heimatort Schwarzenbach an der Saale findet sich auch immer wieder in den Comics wieder.
"Das hier ist ein riesiger Touchscreen, auf dem der Stadtplan von Entenhausen drauf ist. Es gibt ganz viele Hinweise auf Ärzte oder Handwerker, oder Straßengeschäfte, die sie nach Entenhausen einschmuggelt. Zum Beispiel sitzen sie in einem Diner, aber es steht dann dran Café Rheingold, und das Café Rheingold war mal das erste Lokal am Platz. Es gibt Orte wie Kleinschloppen, Schnarchenreuth oder Bogengrün, man denkt, das ist so absurd, das kann nur ausgedacht sein und es ist nicht ausgedacht."
Ein dreietagiger Zweckbau beherbergt das Museum, das längst eröffnet haben sollte aber wegen Baumängel erst im Laufe dieses Jahres eröffnen wird. Schon jetzt ist zu erkennen: Jede Altersklasse soll hier bedient werden: Begehbare Comiclandschaften für Vorschulkinder neben einem Comiclesesaal für den Kenner. Das Erika-Fuchs-Haus will auch ein interaktiver Ort sein, vor allem die sprachwissenschaftlichen Einflüsse der Erika Fuchs lassen sich spielerisch erfahren:
"Das hier ist im Grunde ne Art überdimensioniertes Scrabble, da kann man Erikative oder andere sprachliche Besonderheiten ausprobieren. Erikativ wäre Grübel, Grübel! Also die Verkürzung von Verben auf den Wortstamm, das beschreibt ja was man tut, ich grüble ... So ... J-J Jubel? Moment ... Jubel wäre auch schon ... B haben wir nicht, jetzt haben wir nen C, da brauch man immer ein H für. Streck ginge auch. Jetzt habe ich einen gewissen Ehrgeiz entwickelt."
Obwohl ursprünglich in der deutschen Grammatik nicht vorgesehen, benutzen wir heute die nach Erika Fuchs benannten Erikative ganz selbstverständlich in SMS- oder Twitter-Nachrichten.
"Denk’ nach, Schreib’, Schäm’."
Und auch ihre in der Tradition von Wilhelm Busch stehenden Lautmalereien sind kleine Sprachkunstwerke. So zum Beispiel klingt es bei Erika Fuchs, wenn ein Boot über Kiesboden knirscht.
"Schnirrrch"
"Sie sagte ja immer so schön: Man kann gar nicht gebildet genug sein, um Comics zu übersetzen ... Und das behauptete sie auch immer, dass das ihr Anspruch gewesen sei, den Wortschatz von Kindern und Jugendlichen zu erweitern."
Knapp zehn Jahre nach ihrem Tod wird der Frau, die mehrere Generationen von Kindern und Jugendlichen so beeinflusste, nun ein Denkmal gesetzt.