Comic "Department of Truth"
Das „Department of Truth“ soll für die Wahrheit kämpfen und wird zum Teil des Problems. © Splitter / Tynion IV. / Simmonds
Wenn Verschwörungserzählungen wahr werden
04:56 Minuten
Wenn nur genug Menschen an eine Verschwörungsideologie glauben, dann wird sie auch real. Diese Geschichte erzählt der US-Comic „Department of Truth“ von James Tynion IV. Der Horror entfaltet sich auch durch die Parallelen zu aktuellen Entwicklungen.
Die Welt ist nicht rund, sondern flach. Die Mondlandung war nur eine Show, zwar super inszeniert von Regisseur Stanley Kubrick, aber eben nur eine Show. Und Echsenmenschen lenken seit Jahren unsere Regierung. Diese Verschwörungsmythen gibt es – und viele Menschen glauben an sie.
In dem prämierten US-amerikanischen Comic „Department of Truth“ von Comiczeichner James Tynion IV. werden all diese Verschwörungserzählungen wahr und spiegeln somit ein stückweit auch unsere echte Realität wider.
Es müssen nur genug Menschen daran glauben
Die Story ist schnell erzählt. Das „Department of Truth“ ist eine verdeckt agierende US-amerikanische Abteilung, die von sich selbst behauptet, Frieden und Ordnung zu wahren.
Die Leserinnen und Leser begleiten FBI-Ausbilder Cole Turner, der vom Department rekrutiert wurde und mit einer schockierenden Erkenntnis konfrontiert wird: Wenn genügend Menschen an eine Verschwörungstheorie glauben, dann materialisiert sich diese und wird Wirklichkeit. Das Department verhindert nun wiederum, dass diese Ereignisse eintreten, macht sie unkenntlich oder vertuscht sie.
Über die bekannte Flat-Earth-Erzählung und die angeblich inszenierte Mondlandung könne man noch ein wenig lächeln, sagt Comic-Kritikerin Lara Keilbart. Die Bezüge zu unserer Realität würden aber auch schnell einen bedrückenden Sog entfalten.
So liest eine Mutter, die ihren Sohn bei einem Schulamoklauf verloren hat, im Internet, dass es gar keinen Amoklauf gab – und ihr Sohn noch lebt. An diesem Punkt komme bei der Thematik eine ethische Komponente hinzu, so Lara Keilbart. Denn auch hier greife das „Department of Truth“ ein und die Frau wird „ausgeschaltet“.
All das gebe ein Zerrbild unserer Realität wider, denn keiner wisse mehr, was eigentlich noch wahr ist und was falsch, meint die Kritikerin.
Lost in der Wahrheitsfindung
Die Suche nach der Wahrheit werde zwar auf eine sehr düstere und brutale Art und Weise dargestellt, sagt Lara Keilbart, aber die Mischung aus Horror und politischem Thriller sei genau richtig für das Thema und komme auch zur richtigen Zeit.
Gerade in den USA gebe es viele dieser Verschwörungstheorien, die vor allem auch von Anhängern und Anhängerinnen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump geglaubt werden. So gebe der Comic „Department of Truth” uns Denkanstöße, wie wir in Zukunft leben wollen.