Comics in Frankreich

Die Kraft der Serie

Lewis Trondheim: Selbstporträt mit Brigitte
Lewis Trondheim: Selbstporträt mit Brigitte © Lewis Trondheim
Lewis Trondheim im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Lewis Trondheim gilt als der König der französischen Comicszene. Viele Comics würden schnell vergessen, so der Künstler. Deshalb arbeite er gerne mit Fortsetzungen: "Wir mögen es einfach, Dinge wiederzufinden, die wir mal gemocht haben."
Lewis Trondheim ist einer der bedeutenden Comic-Autoren in Frankreich. 1990 gründete er zusammen mit sechs Mitstreitern den Verlag L'association, war Präsident des bekannten Comicfestivals Angouleme und gilt als Erneuerer des Comics in Frankreich.
"Das war dann eine Bewegung, in der sich der Comic mehr der Literatur zugewandt hat", sagte Trondheim im Deutschlandradio Kultur. Dieser Trend habe sich damals auch in anderen französischen Verlagen durchgesetzt.
"Und in Kanada und in Deutschland gab es dann Comicverlage, die diese Bewegung mit aufgegriffen haben."
Auf diese Weise konnten die Leser und Autoren neue Wege gehen und sich inspirieren lassen. "Wir kamen weg von diesem rein Gut- und-Böse-Figuren-Schema, das bis dahin vorherrschte."
Belgisch-französische Tradition
Es gebe einen klassischen belgisch-französischen Stil, der sich dadurch auszeichne, dass ein Comic etwa 46 Seiten habe, bunt coloriert sei und es einen Helden gebe, der am Ende siegreich hervorgehe. "Was wir gemacht haben, war ein bisschen etwas anderes", sagte Trondheim.
"Wir sind von dieser Tradition ein wenig abgewichen."
Das drücke sich in schwarz-weißen Zeichnungen aus oder es wurde nur in einer Farbe gezeichnet und man habe sich stärker Richtung "Graphic Novel" entwickelt.
"Wir haben da auch eine ziemlich breite Palette, was die Art und Weise angeht, wie wir nun Comics erzählen."
Aus der Serie "Ralph Azham" von Lewis Trondheim.
Aus der Serie "Ralph Azham" von Lewis Trondheim.© Lewis Trondheim
Ständiges Wiedersehen
In 25 Jahren habe er rund 170 Titel veröffentlicht, sagte der Zeichner und Autor. "Einige der Comics waren sehr kurz, bestanden nur aus wenigen Seiten, 20 bis 25 Seiten", sagte Trondheim. Andere hatten bis zu 500 Seiten. Wenn er nur ein Comicalbum zeichne, dann halte es sich maximal ein Jahr in den Buchhandlungen und habe keine große Nachhaltigkeit. Da so viele Comics erscheinen, seien viele sogar schon nach zwei, drei Monaten bereits vergessen.
Wenn er dagegen eine Serie zeichne oder mit Fortsetzungen arbeite, dann erschienen der erste, zweite, dritte Band.
"Und es gibt es zwischen dem Leser und dem Autor so ein ständiges Wiedersehen."
Das sei auch für die Buchhändler gut kalkulierbar. Sie wüssten, wie gut sich eine Serie oder ein Comic verkaufe.
"Wir mögen es einfach, Dinge wiederzufinden, die wir mal gemocht haben."
Trondheim lebt mit seiner Familie in Montpellier in Frankreich. 2006 wurde er mit dem Grand Prix de la Ville d'Angoulême für sein gesamtes bisheriges Werk ausgezeichnet.
Seine Comics sind in deutscher Übersetzung im Reprodukt-Verlag erschienen.
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