Weg von Gewalt und Gangsta-Rap
Rassismus, Gangs, Drogen - das Album "Straight Outta Compton" goß den miserablen Ruf des gleichnamigen Vororts von Los Angeles in Musik. Auch ein Kinofilm erzählt nun davon. Die junge Bürgermeisterin Aja Brown will die Lebensumstände ändern. Ihre eigene Großmutter wurde Todesopfer der Gewalt.
Aus dem Rathaus von Compton klingen ungewohnte Töne: die erste Probe einer Jugendband, Teil des neuen Sommerprogramms der Stadt. Musiklehrer Juan Ruiz:
"Ich habe das Programm entwickelt, die Bürgermeisterin hat uns dabei geholfen. Wir sind stolz auf sie, lieben sie. Sie verändert unser Leben und das spürt man."
Die Bürgermeisterin, das ist eine 33 Jahre junge Frau …
In Aja Browns zweijähriger Amtszeit istdie Kriminalität in Compton um 25 Prozent zurückgegangen und die Arbeitslosigkeit von 18 auf 11 Prozent gesunken. Ein neues Shoppingzentrum, ein Bauernmarkt, ein neues Gemeindezentrum und eine Waffenruhe zwischen verfeindeten Gangs zeugen von Fortschritt.
"Ich sehe Compton als Ort voller ungenutzter Möglichkeiten, voller Geschichte und Stolz. Die ständige Wiederholung von Gangster-Rap hat das schlechte Image geprägt. Ich werde dafür sorgen, dass unser Image unsere gesamte Stadt widerspiegelt."
Das sind fast 100.000 Einwohner mit schon lange keiner afroamerikanischen Mehrheit mehr: 58 Prozent der Bürger sind lateinamerikanischer Herkunft und rund 40 schwarz. Die meisten sind Arbeiter.
Sommerprogramm für Jugendliche
Im Park schräg gegenüber vom Rathaus spielen Kinder zwischen Klettergerüsten, Mütter sitzen auf Parkbänken und Teenager spielen Basketball. Waldo, 17 Jahre alt und der 13-jährige Benny sind zum Skaten gekommen. Auch "Skate-in-the-Park" ist Teil des neuen Sommerprogramms für Jugendliche in Compton. Die Jungs sagen: Gangster Rap hat ihrer Stadt unverdient einen schlechten Ruf verschafft:
"Compton ist bekannt für Gangs, Drogen und Prostituierte, aber es ist nicht so schlimm. Ich lebe hier nah beim Skatepark. Das ist toll. Ich komme jeden Tag."
"Es ist cool hier. Du lernst viel. Klar, überall sind Gangs und alle kiffen. Das ist ganz normal. Aber Compton hat sich verändert, ist sauberer geworden. Wir machen Fortschritt."
Andere sind skeptischer. Zum Beispiel Michael Turner aus dem Ortsverband der Nationalen Organisation für die Förderung farbiger Menschen NAACP. Er ist in der Stadt aufgewachsen und sagt: zu viele Jugendliche sind noch immer geprägt von "Straight Outta Compton":
"Sie denken, das ist der einzig richtige Lebensstil. Schlimmer: sie machen es zu ihrem Lebensstil. Es gibt noch immer zu viele Schiessereien im Vorbeifahren oder jetzt sogar im Vorbeigehen. Das Traurige ist, die Täter landen im Grab, im Krankenhaus oder im Knast. Und dann erst fragen sie sich: Wofür das Alles?"
Viele Morde und hohe Kriminalität
Noch immer gehört Compton zu den US-Städten mit den meisten Morden pro Einwohner. Die Bürger wollen sichere Straßen und weniger Kriminalität. Bürgermeisterin Aja Brown versteht. Ihre Großmutter wurde 1970 in Compton von Einbrechern vergewaltigt und ermordet.
"In Compton aufzuwachsen war schön und schwer zugleich. Meine Mutter hat viele wunderbare Erinnerungen an ihre Kindheit bis sie ihre Mutter verlor. Ich kann mich mit der tragischen Geschichte vieler unserer Bürger identifizieren, die Familienmitglieder verloren haben."
Ihre anderen Priorität: die Wirtschaft verbessern mit mehr Arbeitsplätzen, Steuereinnahmen und einem ausgeglichenen Haushalt. Den ersten seit Jahrzehnten hat die studierte Stadtplanerin gerade vorgelegt. Brown hat dafür Zuschüsse mit Bund und Bundesstaat für Infrastruktur und Bildung ausgehandelt. Sie verpflichtete außerdem Comptons wichtigste Unternehmer für eine Zehn-Millionen-Dollar-Initiative. Die investiert in Arbeitsplätze, Straßenreparaturen und Sicherheit in Einkaufszentren.
Ihr Enthusiasmus steckt prominente Kinder der Stadt an: Rapper Kendrick Lamar engagiert sich in Schulprogrammen. Serena Williams finanziert einen Tennisplatz. Musik-Mogul Dr. Dre investiert in ein Kunstzentrum. Brown weiß, dass sie keine leichte Aufgabe übernommen hat, die Unterstützung ihrer Bürger braucht und selbst mit anpacken muss.
"Ich will mein Leben damit verbringen, benachteiligte Gemeinden zu verbessern und dafür die Ärmel hochzukrempeln."