Computerspiele

Das Hakenkreuz ist nicht mehr tabu

Hakenkreuz in Computerspiel
NS-Symbole in Computerspielen: Künftig erlaubt, wenn das Spiel "sozial adäquat" ist © imago stock&people
Stephan Karkowsky im Gespräch mit Elisabeth Secker |
Hakenkreuze in Computerspielen – das durfte bisher in Deutschland nicht sein. In der Gamer-Szene gab es deshalb jahre- und ellenlange Diskussionen. Nun wird die Regel gelockert.
Bisher waren Computer- und Videospiele in Deutschland hakenkreuzfrei. Diese Praxis wird nun geändert. Nazi-Symbole dürfen künftig unter bestimmten Bedingungen gezeigt werden.
Die Sache ist allerdings komplex – entschieden wird immer im Einzelfall. Spiele-Hersteller dürfen ihre Werke nun bei der Prüfstelle Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) überprüfen lassen, ob sie "sozial adäquat" sind. "Sozial adäquat" seien beispielsweise Spiele, die sich kritisch mit der Nazi-Zeit auseinandersetzen, erklärt USK-Geschäftsführerin Elisabeth Secker im Deutschlandfunk Kultur.
Jeder Fall werde abgewogen, so Secker. Die Entscheidung treffe dann ein Prüfgremium, in dem vier Jugendschutz-Sachverständige sitzen, zusammen mit den obersten Landesjugendbehörden.

Es geht auch ohne Hakenkreuze

Es ginge natürlich auch ohne Hakenkreuze in Computerspielen, räumt Secker ein. Andererseits gebe "tolle Serious Games", die sich mit der Nazi-Zeit beschäftigten, in denen es beispielsweise um den Widerstand im Nationalsozialismus gehe. Es sei gerechtfertigt, "diesen historischen Kontext auch mit stilistischen Elementen auszumalen", erklärt Secker.
Secker glaubt nicht, dass der Markt nun geflutet wird mit Spielen, die überall Nazi-Symbole zeigen. Bisher seien diese an einer Hand abzählbar, betont sie. Es werde bei der Bewertung künftig sicher auch eine Rolle spielen, in welcher Frequenz und Intensität Hakenkreuze verwendet würden.
Das "neue" Hakenkreuz auf der Schulter des Soldaten
Szene aus "Wolfenstein II": Auf der Schulter des Soldaten ist in der internationalen Version ein Hakenkreuz, in der deutschen Version ein unförmiges Dreieck© Bethesda 2017
Zum Umdenken bei den Behörden in der Hakenkreuz-Frage führte laut Secker die Diskussionen in den vergangenen Jahren über Spiele wie "Wolfenstein 2" und "Attentat 1942" an.
Auch in "Bundesfighter II Turbo" war ein Hakenkreuz zu sehen – die Staatsanwaltschaft Stuttgart sah in dem Spiel aber Satire und bescheinigte ihm die soziale Adäquanz. Die Spiele-Szene feierte es daraufhin als "erstes legales Spiel in Deutschland mit Hakenkreuz".

Heiler statt Hitler – und ohne Bärtchen

Bekanntestes Beispiel für die Debatte um SS-Symbole in Computerspielen ist aber "Wolfenstein 2": In dem Spiel hatten die Macher Adolf Hitler für den deutschen Markt durch einen "Herrn Heiler" ersetzt. Auf der Armbinde von Heiler prangt ein unförmiges Dreieck. Und sogar das Hitler-Bärtchen durfte Heiler nicht tragen.
(ahe)
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