Computerspiele verändern die Hirnstruktur
Lässt ein Computerspiel das Hirn wachsen? Diese Frage stellen sich zurzeit Forscher einer Berliner Studie, in der untersucht wird, wie sich digitale Erfahrungen im Gehirn abbilden. Möglicherweise führt intensives Spielen zu einem Wachstum bestimmter Hirnareale.
Kürzlich haben die Wissenschaftler herausgefunden, dass bei jugendlichen Computerspielern ein bestimmter Bereich im Gehirn größer ist, als bei Jugendlichen, die keine oder nur sehr wenige Computerspiele spielen. Jetzt wollen die Forscher wissen, ob diese Hirnvergrößerungen durch das Computer spielen ausgelöst wurden, oder ob die Jugendlichen viel und gerne spielen, weil ihr Gehirn an einer Stelle etwas größer ist. Eine spannende Frage, die für die Medizin von großer Bedeutung sein könnte.
Er ist ein Klassiker in der Computerspieleszene: Super Mario. Seit über 25 Jahren hüpft und springt der kleine dicke Mann mit der roten Kappe durch die digitale Welt und sammelt Münzen. Im Spielerjargon auch Credits genannt. Jetzt ist die weltweit berühmte Spielfigur Teil einer neurologischen Studie. Junge Männer und Frauen, die wochenlang ihre Finger blitzschnell über die Konsolen gleiten ließen und Super Mario beim Credits-Sammeln steuerten, liegen nun im MRT, im Magnetresonanztomographen und lassen Wissenschaftler in ihr Gehirn schauen. Geklärt werden soll die Frage, welche Veränderung im Gehirn durch das Computer- bzw. Videospielen hervorgerufen werden, erläutert Jürgen Gallinat, Professor für Psychiatrie an der Charité in Berlin. Er betreut die Untersuchung:
"Hier werden Personen untersucht, bevor sie jemals Video gespielt haben, werden dann zwei Monate lang mit Videospielen trainiert und verglichen mit einer anderen Gruppe, die dies nicht tut. Und dann wird sich nach zwei Monaten zeigen, ob sich eine Volumenänderung in diesem besagten Hirnareal ergeben hat. Und dass wäre dann der experimentelle Beweis, dass das Spielen einen Trainingseffekt hat und damit einen neuronal plastischen Effekt auf das Gehirn hat."
Was häufig trainiert wird, verändert das Gehirn, sagt auch Simone Kühn, Psychologin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Sie schaut sich zurzeit die Gehirne der Probanden im MRT genau an. Ungefähr eine Stunde verbringen Computerspieler und nicht Computerspieler in der Röhre. Über eine Spezial Brille sehen sie verschiedene Bilder, die ihnen die Wissenschaftler zeigen.
"So, und jetzt bitte die Fragen beantworten. Ruhig liegen bleiben."
Die Probanden tragen Kopfhörer, damit sie die Anweisungen der Wissenschaftler hören können. Und natürlich auch, weil es im MRT auf Dauer zu laut ist, sagt Sabine Kühn. Gerade kontrolliert sie die Aufnahmen auf ihrem Computerbildschirm. Während die Probanden in der Röhre verschiedene Aufgaben lösen, wird die Aktivität in ihrem Gehirn festgehalten.
"Also, bei der Videogaming-Studie machen wir es jetzt so, dass sie einerseits eine Aufgabe haben, wo sie so ´ne Slotmaschine sehen, wo sich Früchte bewegen, also ein einarmiger Bandit sozusagen. Und die müssen die Maschine starten und stoppen wie im Realen. Und sie verlieren jeweils Geld, das sie einsetzen und können aber gewinnen auch, wenn sie Glück haben. Und da kann man schön die Belohnungserwartung im Hirn sehen, deshalb machen wir die Aufgabe."
Alle zwei Sekunden wird eine Aufnahme des gesamten Gehirns gemacht. Auf dem Computerbildschirm der Psychologin reihen sich die vielen kleinen Schwarz-Weiß-Bilder. Gehirn neben Gehirn, wie eine Mustertapete. Interessant ist für die Wissenschaftler aber nur ein ganz kleiner Bereich –in der Fachsprache Ventrales Striatum genannte, denn dort lassen sich Reaktionen oder Veränderungen nach dem Gewinn des Spiels erkennen.
"Das wäre jetzt hier so ein Strukturbild wo man schön, den grau – weiß Kontrast sehen kann. Und mit diesen Bildern kann man gucken wie groß ist das ventrale Striatum von den Leuten; ist das bei denen, die viel spielen größer, als bei denen, die wenig spielen."
Es ist größer, allerdings erst, wenn ein Spieler mehr als 9 Stunden in der Woche die Konsole drückt. Und noch ein Ergebnis überraschte die Forscher: Je häufiger die Probanden spielen, desto dicker ist auch ihre Hirnrinde, der sogenannte Cortex, ein Bereich, der für Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und strategisches Planen zuständig ist. Statt 2,5 mm kamen Vielspieler auf bis zu 3,5 mm, was schon als enorm einzustufen ist. Jürgen Gallinat:
"Es heißt nicht immer, größere Strukturen sind in der Funktion leistungsfähiger oder besser. Jedoch ist Veränderung der Größe hier in Folge von Training hier auch sehr hinweisend darauf, dass tatsächlich eine Leistungsverbesserung erfolgt. Die ist aber nicht allein durch die Vergrößerung erklärbar, sondern vermutlich auch durch Verknüpfung der Einzelnen Nervenzellen, der Vernetzung sozusagen, der Interaktion."
Dass Vielspieler dümmer werden, kann man also fast schon ausschließen. Ob sie deshalb schlauer sind, ist damit allerdings auch nicht beantwortet.
"Das heißt wahrscheinlich, wir müssen in Zukunft mehr auf solche Lifestyle Aspekte achten, da sie eine mögliche Konsequenz für die Hirnstruktur haben. Und wir vermuten eben auch sehr stark, dass es eine Konsequenz hat für die Hirnfunktion."
Das könnte, so die Hoffnung, eine gute Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapien für Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer sein. Dort wo kognitiven Fähigkeiten nachlassen, weil Hirnareale schrumpfen, können möglicherweise spezielle Computerspiele helfen.
"Wenn man durch solche Spiele solche Verluste ausgleichen kann, kompensieren kann, dann wäre das eine hervorragende, nebenwirkungsfreie Therapieform, die man nutz voll einsetzen kann im medizinischen Sinne, und möglicherweise noch mit einem gewissen Spaßfaktor für die Patienten."
Er ist ein Klassiker in der Computerspieleszene: Super Mario. Seit über 25 Jahren hüpft und springt der kleine dicke Mann mit der roten Kappe durch die digitale Welt und sammelt Münzen. Im Spielerjargon auch Credits genannt. Jetzt ist die weltweit berühmte Spielfigur Teil einer neurologischen Studie. Junge Männer und Frauen, die wochenlang ihre Finger blitzschnell über die Konsolen gleiten ließen und Super Mario beim Credits-Sammeln steuerten, liegen nun im MRT, im Magnetresonanztomographen und lassen Wissenschaftler in ihr Gehirn schauen. Geklärt werden soll die Frage, welche Veränderung im Gehirn durch das Computer- bzw. Videospielen hervorgerufen werden, erläutert Jürgen Gallinat, Professor für Psychiatrie an der Charité in Berlin. Er betreut die Untersuchung:
"Hier werden Personen untersucht, bevor sie jemals Video gespielt haben, werden dann zwei Monate lang mit Videospielen trainiert und verglichen mit einer anderen Gruppe, die dies nicht tut. Und dann wird sich nach zwei Monaten zeigen, ob sich eine Volumenänderung in diesem besagten Hirnareal ergeben hat. Und dass wäre dann der experimentelle Beweis, dass das Spielen einen Trainingseffekt hat und damit einen neuronal plastischen Effekt auf das Gehirn hat."
Was häufig trainiert wird, verändert das Gehirn, sagt auch Simone Kühn, Psychologin am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Sie schaut sich zurzeit die Gehirne der Probanden im MRT genau an. Ungefähr eine Stunde verbringen Computerspieler und nicht Computerspieler in der Röhre. Über eine Spezial Brille sehen sie verschiedene Bilder, die ihnen die Wissenschaftler zeigen.
"So, und jetzt bitte die Fragen beantworten. Ruhig liegen bleiben."
Die Probanden tragen Kopfhörer, damit sie die Anweisungen der Wissenschaftler hören können. Und natürlich auch, weil es im MRT auf Dauer zu laut ist, sagt Sabine Kühn. Gerade kontrolliert sie die Aufnahmen auf ihrem Computerbildschirm. Während die Probanden in der Röhre verschiedene Aufgaben lösen, wird die Aktivität in ihrem Gehirn festgehalten.
"Also, bei der Videogaming-Studie machen wir es jetzt so, dass sie einerseits eine Aufgabe haben, wo sie so ´ne Slotmaschine sehen, wo sich Früchte bewegen, also ein einarmiger Bandit sozusagen. Und die müssen die Maschine starten und stoppen wie im Realen. Und sie verlieren jeweils Geld, das sie einsetzen und können aber gewinnen auch, wenn sie Glück haben. Und da kann man schön die Belohnungserwartung im Hirn sehen, deshalb machen wir die Aufgabe."
Alle zwei Sekunden wird eine Aufnahme des gesamten Gehirns gemacht. Auf dem Computerbildschirm der Psychologin reihen sich die vielen kleinen Schwarz-Weiß-Bilder. Gehirn neben Gehirn, wie eine Mustertapete. Interessant ist für die Wissenschaftler aber nur ein ganz kleiner Bereich –in der Fachsprache Ventrales Striatum genannte, denn dort lassen sich Reaktionen oder Veränderungen nach dem Gewinn des Spiels erkennen.
"Das wäre jetzt hier so ein Strukturbild wo man schön, den grau – weiß Kontrast sehen kann. Und mit diesen Bildern kann man gucken wie groß ist das ventrale Striatum von den Leuten; ist das bei denen, die viel spielen größer, als bei denen, die wenig spielen."
Es ist größer, allerdings erst, wenn ein Spieler mehr als 9 Stunden in der Woche die Konsole drückt. Und noch ein Ergebnis überraschte die Forscher: Je häufiger die Probanden spielen, desto dicker ist auch ihre Hirnrinde, der sogenannte Cortex, ein Bereich, der für Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis und strategisches Planen zuständig ist. Statt 2,5 mm kamen Vielspieler auf bis zu 3,5 mm, was schon als enorm einzustufen ist. Jürgen Gallinat:
"Es heißt nicht immer, größere Strukturen sind in der Funktion leistungsfähiger oder besser. Jedoch ist Veränderung der Größe hier in Folge von Training hier auch sehr hinweisend darauf, dass tatsächlich eine Leistungsverbesserung erfolgt. Die ist aber nicht allein durch die Vergrößerung erklärbar, sondern vermutlich auch durch Verknüpfung der Einzelnen Nervenzellen, der Vernetzung sozusagen, der Interaktion."
Dass Vielspieler dümmer werden, kann man also fast schon ausschließen. Ob sie deshalb schlauer sind, ist damit allerdings auch nicht beantwortet.
"Das heißt wahrscheinlich, wir müssen in Zukunft mehr auf solche Lifestyle Aspekte achten, da sie eine mögliche Konsequenz für die Hirnstruktur haben. Und wir vermuten eben auch sehr stark, dass es eine Konsequenz hat für die Hirnfunktion."
Das könnte, so die Hoffnung, eine gute Voraussetzung für die Entwicklung neuer Therapien für Erkrankungen wie Demenz oder Alzheimer sein. Dort wo kognitiven Fähigkeiten nachlassen, weil Hirnareale schrumpfen, können möglicherweise spezielle Computerspiele helfen.
"Wenn man durch solche Spiele solche Verluste ausgleichen kann, kompensieren kann, dann wäre das eine hervorragende, nebenwirkungsfreie Therapieform, die man nutz voll einsetzen kann im medizinischen Sinne, und möglicherweise noch mit einem gewissen Spaßfaktor für die Patienten."