Vom Deutschland-Erklärer zum Moschee-Reporter
Das Buch "Inside Islam" des Journalisten Constantin Schreiber ist aus dem Stand auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste gesprungen. Warum wird eine Sammlung von übersetzten Freitagspredigten aus 13 deutschen Moscheen zum Verkaufshit?
Vom Gesicht der Willkommenskultur zum Gesicht der Misstrauenskultur, schreibt die Tageszeitung "Taz" über Constantin Schreiber. Schließlich hat der Journalist für seine arabischsprachige Integrations-Sendung "Marhaba – Ankommen in Deutschland" 2016 den Grimme-Preis bekommen.
In seinem Buch "Inside Islam" wechselt Schreiber nun die Rollen: Vom Deutschland-Erklärer für Geflüchtete zum Moschee-Reporter für die Deutschen.
Allein dieser oberflächliche Gesprächswert wird dem Buch zu mehr Verkäufen verholfen haben, als der eigentliche Inhalt. Der bleibt weit zurück hinter dem aufbauschenden Titel "Inside Islam". Hier wird keine Weltreligion beschrieben, kein "Moschee-Report" geliefert – sondern ein sehr kleiner und subjektiver Einblick durch die Brille eines Laien.
"Inside Islam": Kein echter Versuch, die Religion für Laien zu erklären
Constantin Schreiber hat sich 13 Moscheen ausgesucht - aus deutschlandweit deutlich über 2.000 – und dort jeweils eine einzige Freitagspredigt besucht. "Inside Islam" besteht größtenteils aus den übersetzten Predigten in voller Länge, ergänzt um Experten-Meinungen, Reportage-Eindrücke und Deutungen von Schreiber sowie kurzen Interviews mit den predigenden Imamen.
Die komplizierte Sprache der übersetzten Predigten sowie ihre für Laien sehr schwer nachzuvollziehenden Anspielungen und Parabeln sind nicht gerade ein Lesevergnügen. Trotz Fußnoten und Expertenmeinungen leistet das Buch keinen echten Versuch, die religiösen Inhalte für Laien zu erklären.
Erst Schreibers Eindrücke und seine persönlichen Schlüsse beladen "Inside Islam" mit der beworbenen Brisanz – und nicht immer ist seine Empörung für den Leser auch nachvollziehbar.
Deswegen muss sich der Autor auch die Frage gefallen lassen: Stößt "Inside Islam" wirklich die unaufgeregt-kritische Debatte an, die sich Schreiber gewünscht hat? Die AfD nutzt das Buch jedenfalls schon bereitwillig für ihren Wahlkampf – und bewirbt es damit indirekt. Schilderungen aus dem Buch wurden auf der Seite von Frauke Petry und dem AfD-Landesverband Brandenburg geteilt.