Constantin Schreibers Roman "Die Kandidatin"

Zwischen Schwarzmalerei und Persiflage

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Cansel Kiziltepe steht am Rednerpult des Deutschen Bundestags.
Die Realität sieht anders aus, meint SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe zu Constantin Schreibers Buch "Die Kandidatin". © imago images / Christian Spicker
Cansel Kiziltepe im Gespräch mit Dieter Kassel |
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Eine Muslima will Kanzlerin werden - davon erzählt Constantin Schreiber in "Die Kandidatin". SPD-Politikerin Cansel Kiziltepe sieht das Romandebüt kritisch: Zwar rege es zum Nachdenken an, stecke aber voller Stereotype und heftiger Übertreibungen.
Deutschland in einer nicht allzu fernen Zukunft: Sabah Hussein, Muslima, Kind syrischer Flüchtlinge, steht kurz davor, als Kandidatin der "Ökologischen Partei" zur Bundeskanzlerin gewählt zu werden.
Doch die Aussicht, Deutschland könne von einer Muslima regiert werden, löst einen blutigen Kulturkampf aus, denn die Gesellschaft ist tief und unversöhnlich gespalten zwischen rechts und links. Und dann tauchen auch noch Hinweise auf, die das öffentlich zur Schau gestellte Bild der Politikerin infrage stellen.
Das ist das Szenario des Romans "Die Kandidatin", der am 6. Mai erschienen ist. Geschrieben hat ihn der Journalist, Autor und Tagesschausprecher Constantin Schreiber.
"Schwarzmalerei" findet das die Berliner SPD-Politikerin und Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe, die "Die Kandidatin" bereits gelesen hat. Sie vermisst in dem Buch Ansätze, wie die verhärteten Fronten abgebaut werden können. "Ich frage mich schon: Muss das so weit kommen und was will uns der Autor eigentlich mit dieser Geschichte erzählen?"

Eine rechtsradikale Attentäterin als Opfer?

Diese sei überdies so aufgezogen, "dass sich alle Vorbehalte, Stereotypen in Sabah als Kanzlerinnenkandidatin vereinen", kritisiert Kiziltepe. "Und das finde ich schon eine sehr heftige Persiflierung und Übertreibung des Ganzen."
Außerdem stelle sie sich die Frage, warum in diesem Roman "am Ende eine rechtsradikale Attentäterin auch zum Opfer stilisiert wird", so die Politikerin.
Ihr Fazit: "Das Buch führt schon dazu, dass man reflektiert – das ist das Gute –, aber ich finde es etwas einseitig."
(uko)

Constantin Schreiber: Die Kandidatin
Hoffmann und Campe 2021
208 Seiten, 22 Euro

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