Queen Lear
Nach William Shakespeare, in einer Bearbeitung von Soeren Voima
Regie: Christian Weise
Maxim Gorki Theater Berlin
bis 12. Juni 2022
"Queen Lear" im Berliner Maxim Gorki
Keine Chance, die Tragödie auszuspielen: Corinna Harfouch als Queen Lear. © picture alliance / dpa-Zentralbild / Monika Skolimowska
"Star Wars"-Klamauk ohne Tiefe
07:38 Minuten
Shakespeares "King Lear" ist aus heutiger Sicht frauenfeindlich, findet Regisseur Christian Weise. Darum hat er eine "Queen Lear" inszeniert. Die dabei entstandene Mischung aus Klamauk und Dramatik geht aber nicht auf, sagt Kritiker André Mumot.
Das Stück "King Lear" per se als frauenfeindlich zu betrachten, findet Theaterkritiker André Mumot als "sehr simpel." So ist die Inszenierung von "Queen Lear" von Regisseur Christian Weise im Maxim Gorki Theater auch eine "simple Versuchsanordnung". Alle negativen Figuren werden zu Männern, und alle positiv besetzten Figuren werden von Frauen gespielt und sind im Stück auch Frauen.
Die komödiantischen Aspekte funktionieren
"Das ist sehr schlicht gedacht, denn, wenn man das Stück ein bisschen genauer liest, dann merkt man, dass diese scheinbar so bösen Frauen emanzipatorische Gestalten sind, die sich gegen den patriarchalen Übervater durchsetzen müssen und sich nicht mehr alles gefallen lassen", sagt Mumot.
Was den Abend zumindet in der ersten Hälfte rette, sei die Entscheidung, daraus eine Komödie zu machen. Das Ganze sei "mit großer gestalterischer Virtuosität" in einem Star Wars-Universum angesiedelt, in dem der Abend sowohl als Live-Film als auch als Stück zu erleben ist.
Das "anarchische Freispielen" sei "amüsant mitanzusehen", sagt Mumot und es gebe aktuelle Bezüge zur Cancel Culture und zum Gendern.
"Aber das ist nicht unbedingt dazu angetan, dem Stoff oder der Größe des Stückes gerecht zu werden. Auch kann Corinna Harfouch in diesem komödiantischen Spiel ohne viel Psychologie ihre Tragödin gar nicht so viel zeigen".
Große Diskrepanz in der zweiten Hälfte
In der zweiten Hälfte entstehe dann eine große Diskrepanz, "weil trotzdem die Ernsthaftigkeit durchgespielt werden soll und das Stück auch in der Handlung nachvollzogen wird." Der Abend scheitere an seiner Inkonsequenz, sagt Mumot
"Man hätte sagen können: Wir machen eine richtige Gaudi draus und setzen uns konsequent über den hohen Ton und die große Dramengeschichte hinweg. Aber beides zu wollen, Klamauk und eine ernsthafte Bearbeitung, das geht nicht auf. Das ist auch drei Stunden lang nicht unbedingt unterhaltsam."
(rja)