Cornelia Funke über Deutschland und die USA

"Amerikaner haben dieses absurd gute Bild von uns"

Eine deutsche und eine US-amerikanische Flagge wehen am 26.07.2013 auf dem Gelände des 53. Deutsch-Amerikanischen Volksfestes in Berlin an einem Fahrgeschäft.
Ein Deutschlandjahr in den USA soll mit zahlreichen Veranstaltungen das Deutschlandbild in den USA aufpolieren. Nicht nötig, sagt Cornelia Funke. © picture alliance / dpa / Daniel Reinhardt
Cornelia Funke im Gespräch mit Julius Stucke |
Mit einem "Deutschlandjahr" soll das Deutschlandbild in den USA aufpoliert werden. Das sei gar nicht nötig, findet die Bestseller-Autorin Cornelia Funke, die seit 2005 in Kalifornien lebt. Eigentlich müsste eher das Bild Amerikas in Deutschland untersucht werden.
Die USA haben unsere Kultur geprägt wie kaum ein anderes Land: Wir tragen Jeans, hören amerikanische Popmusik und schauen Hollywood-Filme und amerikanische Serien. Wir leben sozusagen alle in Amerika, wie es in dem Song "Amerika" von Rammstein heißt, also DER deutschen Rockband, die auch in den USA viele Fans hat.

Ein Deutschlandjahr für die USA

Aber die Zeile "Amerika ist wunderbar" ist bei Rammstein durchaus doppeldeutig gemeint, denn die USA werden ja keinesfalls nur geliebt, sondern von vielen auch regelrecht verachtet.
Das Verständnis füreinander hat kräftig gelitten, nicht zuletzt seit Donald Trump im Weißen Haus sitzt. Ein vom Auswärtigen Amt, dem Goethe-Institut und dem BDI ab morgen (3.10.2018) bis Ende 2019 ausgerufenes "Deutschlandjahr" soll dem nun mit über 1.000 Veranstaltungen Abhilfe schaffen.

"Wahrnehmung Deutschlands in USA nicht das Problem"

Die Bestseller-Autorin Cornelia Funke lebt seit über zwölf Jahren in Kalifornien. Sie findet das Deutschlandjahr gut, denn:
"Ich glaube an jede Art von Begegnung, ich glaube an jede Art von Austausch, von daher freu ich mich natürlich darüber, dass es diese Programme jetzt gibt."
Cornelia Funke vor grünlichem Hintergrund, bei einer Lesung.
Lebt seit geraumer Zeit in den USA: Bestseller-Autorin Cornelia Funke.© imago /
Andererseits findet sie, dass das Deutschlandbild in Amerika gar nicht aufpoliert werden muss:
"Das Problem ist ja nicht die Wahrnehmung Deutschlands in Amerika. Das Problem ist die Wahrnehmung Amerikas in Deutschland. Die Amerikaner haben ja dieses absurd gute Bild von uns. Wenn man in Amerika sagt: 'Ich bin Deutscher', das ist so, als wenn man sagt: 'Ich bin der effizienteste, pünktlichste und verantwortungsvollste Mensch auf Erden'. So sehen Amerikaner Deutsche."

Eine gespaltene Welt

Gleichwohl könne so eine Aktion wie das Deutschlandjahr auch helfen, dass Deutsche ihr Amerikabild revidieren, denn da gebe es viele Missverständnisse.
"Ich glaube, die Welt ist im Moment ein ziemlich aufgewühlter Ort, in dem es vor allem zu Polarisierungen kommt. Wir alle sehen, dass sich unsere Freunde plötzlich in zwei Lager spalten, dass es sehr diverse Meinungen zu großen politischen Fragen gibt und das teilen wir, glaub ich, derzeit als Welterfahrung."
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