Die Zeit nach den Flitterwochen
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Der Publizist Friedrich Küppersbusch kann es kaum glauben: In Deutschland regiert nicht nur das Geld. Das ist für ihn eine der Lehren aus Corona. Doch der große Auftritt der Politik könnte auch schnell wieder vorbei sein.
Friedrich Küppersbusch ist derzeit "stoned", wie er sagt. Oder auch: begeistert. Er sei vor Corona "treu linksliberalen Glaubens" gewesen, "dass in diesem Land passiert, was die Lobbys wollen", sagt er. "Die Autolobby, die Waffenlobby kann machen, was sie will, die Banken, die Versicherungen setzen sich am Ende doch durch."
Diese Gesellschaft kann mehr
Auf die Krise habe die Bundesregierung nun allerdings anders reagiert: "Nein, es gibt etwas Wichtigeres als den Lobbydruck und das viele, schöne Geld, das wir immer verdienen wollen, es geht jetzt um Gesundheit und Leben." Es sei möglich gewesen, wegen der Gesundheit der Bürger "brutal das Steuer herumzureißen" und der Gesellschaft etwas zuzumuten. "Das begeistert mich", betont Küppersbusch. "Diese Gesellschaft kann mehr, als ich bisher gedacht habe, und davon bin ich stoned."
Küppersbusch weiß allerdings auch, dass die Phase der großen Solidarität möglicherweise bald vorbei ist. "Wir kommen jetzt in die schwierige Zeit nach den Flitterwochen", sagt er. Vom prall gefüllten Topf der staatlichen Hilfe wolle nun jeder etwas abhaben. Deswegen begännen jetzt die Verteilungskämpfe.
"Hygiene-Demos": Wo bleibt Böhmermann?
Zu den sogenannten "Hygiene-Demos" vom Wochenende sagt Küppersbusch, er warte immer noch darauf, dass sich Jan Böhmermann oute: "Kinder, war nur Spaß, war ich." Es sei leicht, "sich fröhlich zu machen über die neue Skurrilitäten, die diese Bewegung mit sich bringt."
Eine stabile Bewegung werde daraus nicht entstehen, meint Küppersbusch. Dafür gingen dort linke Impfgegner, rechte Nazis und sogenannte besorgte Bürger zu munter durcheinander. Die AfD werde sich letztlich darum bemühen, das personelle Potenzial einzusammeln.
(ahe)