Louis Weiß, 23 Jahre, Kraftsportler, Jurastudent: „Wir als Leute, die Impfnebenwirkungen haben, haben das überwiegend gemacht, weil wir etwas für die Gesellschaft tun wollten. Ich frage mich immer, warum gibt die Gesellschaft das dann aber nicht zurück?“
Sonja Tschirch, 33 Jahre, Kraft-Dreikämpferin und Gewichtheberin, Sozialarbeiterin: „Da ist am Ende fast egal, ob das Long Covid nach einer Coronaerkrankung ist oder Post Vac nach einem Impfschaden. Es muss eine Behandlung her für all diese Menschen. Die wollen alle nur eins: gesund werden.“
Nike Schmitz, 25 Jahre, früher Fußballerin und Judoka, Sportstudentin: „Es gibt nicht genügend Anlaufstellen. Das ist das ganz große Problem. Es gibt keinen diagnostischen Leitfaden, was untersucht werden muss, um dieses oder jenes festzustellen. Dass man dieses Krankheitsbild im Prinzip überhaupt nicht kennt.“
Louis Weiß, Sonja Tschirch, Nike Schmitz: Zwei Leistungssportlerinnen und ein Leistungssportler, die alle drei bis heute unter den Folgen der Coronimpfung leiden. Alle haben sich 2021 impfen lassen.
Wie der Körper auf eine Impfung reagieren kann
Generell kann der menschliche Körper auf jede Impfung reagieren in dreierlei Weise:
Mit Reaktionen, mit Komplikationen oder Nebenwirkungen oder mit Folgeschäden.
Eine Impfreaktion ist die erwünschte Auseinandersetzung des Immunsystems mit dem Impfstoff. Zum Beispie Rötungen und Schwellungen an der Einstichstelle, Kopf-, Glieder- und Gelenkschmerzen, sowie Fieber. Die Symptome klingen in der Regel nach wenigen Tagen ab. Impfkomplikationen sind schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen. Der Verdacht einer über das übliche Maß einer Impfreaktion hinausgehenden Schädigung ist namentlich meldepflichtig. Unter einem Impfschaden versteht man die gesundheitliche und wirtschaftliche Folge einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehende Schädigung durch die Impfung. Damit der Schaden anerkannt wird, müssen Betroffene einen Antrag beim Versorgungsamt des jeweiligen Bundeslandes stellen, in dem sie wohnen.
Den Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zufolge leiden in Deutschland offiziell nur 0,03 Prozent unter schwerwiegenden Nebenwirkungen nach der Coronaimpfung.
Wie häufig gibt es schwere Nebenwirkungen?
Diese Zahl errechnet sich aus der Menge der in Deutschland verabreichten Impfdosen, die Anfang April bei etwas mehr als 192 Millionen gelegen hat und der Anzahl der gemeldeten Verdachtsfälle schwerer Nebenwirkungen. Stand Ende Februar wurden diese vom PEI mit 55.000 angegeben.
Die tatsächliche Zahl dürfte allerdings deutlich höher sein, wenn man allein auf die Warteliste der Post-Vac-Ambulanz des Uniklinikums Gießen-Marburg blickt. Nach Angaben des zuständigen Professors Bernhard Schieffer stehen darauf Anfang April 7.000 Menschen.
Auch Louis Weiß hat überlegt, sich bei Professor Schieffer um einen Termin zu bemühen, sich dann aber dagegen entschieden, da ihm aber die Wartezeit zu lange war. Der 23-Jährige ist Kraftsportler, ein Natural Bodybuilder, das heißt, der Muskelaufbau findet, so sagt er, ohne Dopingmittel statt.
Beschwerden kurz nach der Impfung
Louis Weiß lebt und studiert in Hannover. Silvester 2020 wird er positiv auf SARS-CoV-2 getestet. Er hat leichte Erkältungssymptome. Ein halbes Jahr später lässt er sich zum ersten Mal impfen. Sechs Tage danach treten gesundheitliche Beschwerden auf.
Das hat sich so abgespielt, dass ich im Fitnessstudio war, habe Sport gemacht. Von jetzt auf gleich konnte ich auf einmal nicht mehr gucken. Also ich habe nur noch sehr verschwommen gesehen. Ich konnte auch die Nachrichten auf meinem Handy nicht mehr lesen. Ich konnte mein Handy auch nicht mal mehr entschlüsseln, sodass ich dann mit Siri meinen Vater anrufen musste, dass er mich abholt und direkt ins Krankenhaus bringt. So hat praktisch die Leidensgeschichte angefangen.
Louis Weiß ließ sich ein halbes Jahr nach seiner Coronainfektion impfen
Sonja Tschirch arbeitet im Osnabrücker Jugendamt im Allgemeinen Sozialen Dienst. Sie lässt sich impfen, weil sie damit vor allem die Erwachsenen und Kinder schützen möchte, mit denen sie täglich Kontakt hat.
Besonders hart trifft es Nike Schmitz
Sonja Tschirch: „Im ersten Moment nach den Impfungen, insbesondere nach den ersten beiden, habe ich mich erst mal ganz normal gefühlt. Ich konnte relativ schnell für mich wieder zum Sport gehen. Ich habe da erst mal keinerlei Bedenken gehabt. Dann fing das im Spätsommer 2021 an. Ich war immer müde, ich hatte immer Magenschmerzen, einen ganz aufgedunsenen Bauch, ganz aufgedunsene Beine.“
Besonders hart trifft es Nike Schmitz, die wie Louis Weiß in Hannover lebt. Sie hat sich vor allem impfen lassen, um die Menschen mit Lernbehinderung zu schützen, für die sie zum damaligen Zeitpunkt einen Sportkurs gibt.
Nike Schmitz hatte bereits wenige Stunden nach der Impfung mit den Folgen zu kämpfen.© Thomas Wheeler
Wenige Stunden nach der Impfung treten erste Symptome bei der ehemaligen Fußballerin und Judokämpferin auf, von denen in den folgenden Wochen und Monaten immer mehr hinzukommen.
Es hat sich angefühlt wie ein ganz starkes Kranksein mit sehr hohem Fieber, also an die 40 Grad. Die einfach auch angehalten haben, wochenlang. Ich hatte auch angeschwollene Körperstellen. Also besonders das Gesicht war extrem angeschwollen. Eine starke Hornhautentzündung habe ich bekommen - und auch immer schlechter gucken konnte ich. Dazu kamen dann noch kardiovaskuläre Probleme. Ich hatte oft das Gefühl von Atemnot. Dann taten die Beine so sehr weh, dass sie bei jedem Schritt wehgetan haben.
Nike Schmitz leidet unter den Folgen einer Coronaimpfung
Nike Schmitz hat dauerhaft hohe Entzündungswerte im Blut und im Urin, die sich durch kein Medikament senken lassen. Weder eine Cortisonstoßtherapie, noch andere Entzündungshemmer helfen ihr.
Nike Schmitz: „Dass es Nächte gegeben hat, in denen ich einfach bewusstlos geworden bin oder dass ich weinend und kraftlos die Hand meiner Mutter gehalten habe und gesagt habe: Ich möchte nicht sterben, ich möchte nicht sterben.“
Besuch bei unterschiedlichen Fachärzten
Die junge Frau sucht Ärzte unterschiedlicher Fachrichtungen auf. Zunächst bringt niemand ihren Zustand mit der Impfung in Zusammenhang.
Stattdessen erhält sie eine Überweisung zum Psychotherapeuten und die Diagnose Chronisches Fatigue-Syndrom. Entgegen der Ankündigung meldet kein Mediziner ihren Fall beim Paul-Ehrlich-Institut.
Durch ihre Kontakte auf Social-Media-Kanälen - wie Louis Weiß berichtet sie über ihre Symptome auf Instagram - wird Nike Schmitz auf Professor Schieffer aufmerksam.
Im März 2022 bekommt sie bei ihm einen Termin.
Eine medikamentöse Therapieempfehlung
Im Uniklinikum Gießen-Marburg wird ihr Blut so differenziert untersucht wie sie es zuvor in keinem anderen Krankenhaus erlebt hat. Nach rund acht Stunden mit vielen Untersuchungen und Gesprächen fühlt sie sich zwar erschöpft, aber zum ersten Mal richtig ernst genommen und gut informiert.
Die junge Sportlerin bekommt eine medikamentöse Therapieempfehlung - und den Vorschlag, ihre Ernährung umzustellen. Allmählich verbessert sich ihr Gesundheitszustand.
Professor Bernhard Schieffer ist im Uniklinikum Gießen-Marburg Direktor der Klinik für Kardiologie, Angiologie und internistische Intensivmedizin. Bisher ist er einer der wenigen Ärzte in Deutschland, die sich mit dem sogenannten Post-Vac-Syndrom und Long Covid beschäftigen.
Wir haben festgestellt, dass es einige Patienten gibt, die völlig aus dem Gesunden, aus dem Alltag heraus, ziemlich genau die Symptome entwickelt haben, die diese Patienten von der Intensivstation auch hatten, und diese Patienten hatten aber ausschließlich eine Impfung hinter sich.
Mediziner Bernhard Schieffer
Geforscht wird zu Long Covid und Post Vac auch an den Unikliniken in München und Erlangen, sowie an der Charité in Berlin.
Ausreichende Patientenstudien fehlen
Was fehle, so Schieffer, seien vor allem ausreichende Patientenstudien. Um an einer Studie teilnehmen zu können, müssen die Betroffenen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und ihre Einwilligung geben.
Zudem kosten diese Studien viel Geld und Zeit. Zeit, die die Erkrankten jedoch nicht haben. Die Sprechstunde von Professor Schieffer ist auf Monate ausgebucht.
„Die Arbeit meines Teams, meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieht so aus, dass sie sich mit den Patienten hinsetzen und einfach eine Stunde über das Erkrankungsgeschehen sprechen - und in was für einem Umfeld die Patienten diese Erkrankungsidentität bekommen haben.“
Bernhard Schieffer vergleicht die Symptome von Long-Covid- und Post-Vac-Patienten.© Uniklinikum Gießen-Marburg
Für Professor Bernhard Schieffer sind die Symptome von Post-Vac- und Long-Covid-Betroffenen nahezu identisch:
"Wir sehen mehr vor allem Herzkreislaufschädigungen, auch Virus-Reaktivierungen und Herzmuskelentzündungen nach der Impfung, aber insgesamt sind da ein paar Zehnerpotenzen zwischen der Anzahl an Long-Covid-Patienten nach Infektion und denen, die Long Covid ähnliche Symptome nach einer Impfung haben.“
Nebenwirkungen oft zeitnah nach der Impfung
Je näher Nebenwirkungen zum zeitlichen Ereignis der Impfungen auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese auch darauf zurückzuführen sind. Aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme nach der ersten Impfung wird Louis Weiß von seinem Vater im Spätsommer 2021 zum ersten Mal ins Krankenhaus gebracht.
Bei den Untersuchungen stellt sich heraus, dass alle Blutwerte über den Grenzwerten liegen. Der sogenannte CK-Wert ist am auffälligsten und weicht völlig von der Norm ab. Dieser sollte bei Männern 190 nicht überschreiten.
Blutwerte über den Grenzwerten
Bei Louis Weiß liegt er im Moment der Blutabnahme bei über 21.000. CK steht für Creatinkinase und ist ein Enzym, dass vor allem in den Muskeln vorkommt und dort für die Energiebereitstellung wichtig ist. Ebenfalls schlecht sind die Herz-, Leber- und Nierenwerte.
Louis Weiß: „Dann sind Symptome wie Taubheitsgefühle hinzugekommen. Also meine Gliedmaßen sind taub geworden. Das heißt, ich habe mich an den Beinen gekratzt, und ich habe es selber nicht mehr gespürt.“
Die Ärzte können sich seinen Zustand nicht erklären und fragen ihn, ob er Alkohol trinken oder Drogen nehmen würde. Louis Weiß verneint und wird am nächsten Tag aus dem Krankenhaus entlassen.
Corona-Impfschäden
Was wir über die Zahlen und Krankheitsbilder wissen
Im Laufe der kommenden Wochen geht es ihm immer schlechter. Im Herbst 2021 kann er nicht mehr laufen und bekommt von einem Internisten eine Notfalleinweisung für die Medizinische Hochschule in Hannover.
Empfehlung für Long-Covid-Sprechstunde
Dort teilt ihm die Mitarbeiterin in der Anmeldung nach einem Gespräch mit der diensthabenden Neurologin mit, bei ihm seien alle Untersuchungen bereits gemacht worden - und schickt ihn wieder nach Hause. Er bekommt aber die Empfehlung sich einen Termin zu besorgen in der Long-Covid-Sprechstunde in der gleichen Einrichtung.
Louis Weiß: „Dann hat irgendwann mal ein Arzt gesagt: 'Mensch Herr Weiß, es liegt bestimmt an der Impfung, dass sie die einfach nicht vertragen haben.' Dann sind auch immer mehr andere Ärzte dazugekommen und haben gesagt: 'Mensch Herr Weiß, lassen sie das mit der Impfung lieber sein.'“
Impfkampagne sollte nicht gefährdet werden
Als er daraufhin fragt, ob er aufgrund seiner gesundheitlichen Probleme nach der ersten Spritze eine Impfbefreiung bekomme könne, erhält er folgende Antwort:
„Eine Impfbefreiung darf ich Ihnen aber von meinen Vorgesetzen her nicht ausstellen. Aus unipolitischen Gründen dürfen wir keine Impfbefreiung ausstellen.“
Man wolle die Impfkampagne nicht gefährden. Im November 2021 verschlechtert sich der Gesundheitszustand von Louis Weiß rasant.
Ich habe jeden Tag die schlimmsten Kopfschmerzen gehabt, als hätte ich mir die Nacht davor so den Deckel weggesoffen. Die Symptome, die mich so verrückt gemacht haben, waren dann letztendlich die Probleme, dass die Taubheitsgefühle ins Gesicht gezogen sind, dass ich Angst hatte nicht mehr richtig atmen zu können. Ich habe auch extrem Probleme mit meinem Herzen bekommen. Da kriegt man natürlich auch eine gewisse Art von Panik.
Louis Weiß erinnert sich, wie sich sein Zustand verschlechtert hat
In seiner Not wendet er sich an die Charité in Berlin. Im Dezember 2021 bekommt er dort einen Termin in der Neurologie, wo man ihm eine Cortisontherapie empfiehlt. Die Therapie schlägt an. Seine Schmerzen lassen nach. Schrittweise geht es Louis besser.
In Osnabrück geht Sonja Tschirch im September 2021 aufgrund anhaltender Magenprobleme zu ihrer Hausärztin. Zunächst geht diese von einer Magenschleimhautentzündung aus, ihre Vermutung: Stress bei der Arbeit.
Nach der Boosterimpfung treten bei der Kraftsportlerin und Gewichtheberin jedoch neue Symptome auf. Sie überlegt zum ersten Mal, ob es einen Zusammenhang zur Impfung geben könnte.
Sonja Tschirch hatte mit Herzproblemen zu kämpfen.© Thomas Wheeler
Sonja Tschirch: „Ich spürte ein Stechen rund um mein Herz. Es strahlte aus in den Arm. Es kamen weitere Wassereinlagerungen dazu. Ich hatte schlechte Leberwerte, schlechte Nierenwerte, allerlei Sehstörungen, Schwindel, Kreislaufprobleme, Schlafstörungen, massive Erschöpfungen bei ganz einfachen Geschichten, im Alltag ein bisschen hin und her laufen, mal zum Briefkasten oder so.“
Vor allem aufgrund der Herzprobleme macht sich ihre Ärztin Sorgen und überweist Sonja Tschirch an ein Krankenhaus. Im März 2022 meldet die Hausärztin die Komplikationen von Sonja Tschirch im Zusammenhang mit der Coronaimpfung an das Paul-Ehrlich-Institut.
Bundesregierung will Betroffenen helfen
Mitte März dieses Jahres kündigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Hilfsprogramm für Menschen an, bei denen die Folgen von Long Covid und Post Vac untersucht und die Versorgung der Betroffenen verbessert werden sollen.
Für die Versorgungsforschung kalkuliert das Bundesgesundheitsgesundheitsministerium mit 100 Millionen Euro. Ob diese Summe letztlich zur Verfügung stehen wird, ist allerdings offen. Denn noch laufen die aktuellen Haushaltsberatungen.
Karl Lauterbach: „Das würde die Experten in diesem Bereich so vernetzen, dass die Wahrscheinlichkeit einer wirklich guten Therapie in Deutschland wachsen würde.“
Lauterbach über nebenwirkungsfreie Impfungen
Bis zum vergangenen Sommer behauptet Karl Lauterbach Coronaimpfungen seien mehr oder weniger nebenwirkungsfrei. Er beziffert die Häufigkeit auf 1:25.000 Impflinge. Inzwischen geht er von 1:10.000 aus. Es werden aber deutlich mehr sein.
Denn bundesweit haben nur wenige Ärzte entsprechende Fälle ihrer Patienten an die zuständigen Gesundheitsämter gemeldet. Diese sind bei schwerwiegenden Nebenwirkungen laut Infektionsschutzgesetz, Paragraf 11, Absatz 4, dazu verpflichtet, Meldungen in pseudononymisierter Form an das Paul-Ehrlich-Institut weiterzuleiten. Daher ist von einer erheblichen Untererfassung beim PEI auszugehen.
Bernhard Schieffer: „Ich glaube, darin liegt ein ganz großes Problem. Wir haben einfach eine Chance verpasst mit dem Paul-Ehrlich-Institut, was ja auch in die Zulassung dieser neuen Medikamente involviert ist, hier eine Registry aufzulegen, eine Registererfassung, wie es sie in anderen Ländern gibt - um herauszufinden, ob es hier tatsächlich eine Ansammlung von Nebenwirkungen gibt.“
Europäische Datenbank für Nebenwirkungen
Für Europa gibt es bereits eine Datenbank. Die sogenannte Eudra Vigilance ist ein Informationsnetzwerk der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. Dort werden gemeldete Verdachtsfälle von Arzneimittelnebenwirkungen gesammelt. Das gilt auch für Nebenwirkungen der einzelnen Coronaimpfstoffe.
Diese Datenbank ist zwar sehr umfangreich, was die vielfältigen gesundheitlichen Auswirkungen betrifft, hat aber dennoch nur eine begrenzte Aussagekraft. Denn hier kann jeder, Mediziner oder Nicht-Mediziner, einen Verdachtsfall melden.
Ohne detaillierte Statistiken und Auswertungen haben Angaben über Verdachtsfälle schwerer Nebenwirkungen kaum Relevanz. Bei einem Verdacht wäre es wichtig, diesen auf Stichhaltigkeit zu prüfen.
Impfung für bestimmte Gruppen weiter sinnvoll
Dennoch hält Professor Schieffer die Impfung mit den angepassten Impfstoffen für die sogenannten vulnerablen Gruppen weiterhin für sinnvoll. Mögliche Folgen seien allerdings zu lange totgeschwiegen worden. Risiken für Menschen mit bestimmten körperlichen Dispositionen seien zunächst nicht erkannt worden.
Beispielsweise Menschen mit einer Autoimmunerkrankung. Da kommt jetzt einfach die Kenntnis, was dieses Spike-Protein im menschlichen Körper anrichten kann. Es mehren sich die Zahlen und die Fakten dazu, dass das Spike-Protein und die mangelnde Elimination ein ganz großes Problem von Coronainfizierten ist, aber auch von Menschen, die dieses sogenannten Post-Vac-Syndrom haben.
Mediziner Bernhard Schieffer
Menschen, die durch die Coronaimpfung dauerhaft geschädigt worden sind, haben die Möglichkeit, Schadenersatz und Schmerzensgeld zu fordern. Die Bundesregierung empfiehlt den Weg über das Infektionsschutzgesetz, Paragraf 60.
Rechtsanwalt Tobias Ulbrich von der Kanzlei Rogert und Ulbrich in Düsseldorf, der Geschädigte zivilrechtlich vertritt, hat dafür folgende Erklärung: „Als Erstes muss man wissen, dass die Bundesregierung ein großes Interesse daran hat, jedweden Schaden von der Pharmaindustrie aufgrund der Vertragsgestaltung mit der Pharmaindustrie von der Bundesrepublik Deutschland fernzuhalten. Deshalb auch das große Interesse daran, so wenig wie möglich zahlen zu müssen. Und was liegt da näher, die Geschädigten in ein Verfahren zu treiben, das zur überwiegenden Ablehnung führt.“
Sollten die Coronaimpfstoffhersteller in einzelnen Fällen verurteilt werden, könnten sie sich das Geld allerdings vom Staat zurückholen. Denn die Europäische Union hat 2021 Vereinbarungen mit den Produzenten getroffen, wonach die Mitgliedsstaaten mögliche Entschädigungsverpflichtungen übernehmen. Also der Steuerzahler.
Mehr als 8.000 Anträge auf Entschädigung
Bis April haben etwas mehr als 8.000 Betroffene Anträge auf Entschädigung gestellt. Die meisten werden noch bearbeitet. Genehmigt worden sind bislang 335. Das entspricht etwas mehr als fünf Prozent.
Die Betroffenen leiden überwiegend an neurologischen Krankheiten, an Nervenerkrankungen wie dem Guillain-Barré-Syndrom, bei dem es zu Muskelschwäche kommt, Herzmuskel- oder Herzbeutelentzündungen sowie Thrombosen.
Ein negativer Feststellungsbescheid beeinträchtigt die Chancen erheblich, über das Zivilrecht zum Erfolg zu kommen. Dafür muss zunächst Widerspruch eingelegt und dann ein sozialgerichtliches Verfahren durchlaufen werden. Wer sich jedoch sofort für eine zivilrechtliche Klage entscheidet, hat nach Einschätzung der Kanzlei Rogert und Ulbrich bessere Aussichten.
Tobias Ulbrich: „Wir haben im Arzneimittelrecht im Rahmen des Zivilrechts eine Anspruchsgrundlage, eine sogenannte Gefährdungshaftung. Das heißt, die Geschädigten müssen weder Vorsatz noch grobe Fahrlässigkeit darlegen. Der Geschädigte muss einmal darlegen, dass er eben die Schäden vorher nicht hatte. Anschließend hatte er die Schäden. Dann sollte er das nach Möglichkeit durch Ärzte nachweisen können. Dann gibt es eine gesetzliche Beweislastvermutung. Denn der Gesetzgeber schreibt dann rein, es wird zugunsten des Geschädigten vermutet, dass sein gesundheitlicher Schaden auf der Impfung beruht. Das heißt, die Aufgabe des Gegners ist, Ersatzkausalitäten zu finden, woran es denn noch gelegen haben könnte, dass jetzt dieser konkrete Schaden eingetreten ist.“
Zusammenhang zwischen Impfung und Schaden
Die geringe Wahrscheinlichkeit lässt sich, so Ulbrich, durch die Vielzahl der bereits vorhandenen Verdachtsfälle, die der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gemeldet worden sind, darlegen. Nach Einschätzung des Düsseldorfer Anwalts verschleiere das PEI die Zahlen. Diese wie auch andere seiner Aussagen sind umstritten und teilweise fragwürdig. Nach eigener Aussage hat die Kanzlei mehr als 1.300 wissenschaftliche Aufsätze gesammelt, die konkret einen Zusammenhang zwischen Impfung und Schaden benennen.
Bisher haben Rogert und Ulbrich etwa 3.000 Anfragen erhalten. Daraus sind etwas mehr als 1.000 Mandate geworden. Bisher wurden über 150 Klagen eingereicht. Für diese sehen die Anwälte hinreichende Erfolgsaussichten.
Bei den anderen ungefähr 850 Verfahren versucht die Kanzlei derzeit mit den Impfstoffherstellern eine außergerichtliche Einigung herbeizuführen. Interessant: Von den Mandanten sind 75 Prozent Frauen hauptsächlich mit einem niedrigen Body-Mass-Index.
Erster zivilrechtlicher Prozess Anfang Juli
Der erste zivilrechtliche Prozess in Deutschland soll Anfang Juli vor dem Landgericht Frankfurt am Main beginnen. Mutmaßlich Betroffene, die eine Klage erwägen, müssen beachten, dass es Verjährungsfristen gibt.
Tobias Ulbrich: „Das sind drei Jahre ab Kenntnis von dem Schaden. Wir gehen davon aus, dass spätestens ab dem 31.12.2024 eine Verjährungsproblematik entstehen könnte.“
Wie sich der Zustand der Sportler entwickelt hat
Der gesundheitliche Zustand der drei Sportlerinnen und Sportler hat sich seit meiner Begegnung mit ihnen glücklicherweise nicht verschlechtert. Es gibt sogar Fortschritte.
Seit Jahresbeginn hat Nike Schmitz ihr sportliches Pensum langsam gesteigert. Sie joggt wieder. Zunächst sind es ein paar Kilometer gewesen.
Inzwischen hat sie sogar einen Halbmarathon geschafft. Danach ist sie allerdings erstmal eine Woche deutlich kürzergetreten, benötigt jedoch längst nicht mehr so lange Regenerationszeiten. Besonders gut getan hat ihr nach eigener Aussage Eisbaden, dass sie im Januar zum ersten Mal ausprobiert hat.
Auch bei Sonja Tschirch geht es nach einem vierwöchigen Medikationsversuch mit Cortison und Schmerzmitteln aufwärts. Ihre Konzentrationsfähigkeit hat sich verbessert, und auch die Sehstörungen sind so gut wie verschwunden. Durch tägliches Neurotraining und angepasste Ernährung, glutenfrei, histamin- und zuckerarm, sowie regelmäßiger, aber deutlich reduzierter Bewegung versucht sie, die noch vorhandenen Symptome zu mildern.
Symptome als Reaktion auf die mRNA-Imfpungen
Schriftlich ist ihr bestätigt worden, dass es sich bei den Symptomen um eine Überreaktion des Immunsystems auf die mRNA-Impfungen handelt.
Louis Weiß geht es von den Dreien gesundheitlich am besten. Er trainiert wieder mehrmals in der Woche im Fitnessstudio.
Louis Weiß fragt sich, warum die Gesellschaft an die Impfgeschädigten nichts zurückgibt.© Thomas Wheeler
Louis Weiß: „Allerdings merke ich trotzdem, dass mein Körper immer und immer wieder so gewisse Schwächeanfälle hat, wo dann alle Symptome wieder zurückkommen - aber in einer sehr leichten Art und Weise.“
Uniklinik Gießen-Marburg fordert Hilfsprogramme
65 Millionen Menschen in Deutschland haben sich mindestens einmal gegen Corona impfen lassen. Bis auf typische Impfreaktionen hat die Mehrheit die Immunisierung vertragen. Es gibt aber eben auch Menschen, die unter Folgeschäden leiden. Diese Gruppe braucht schnelle Hilfe, ohne große bürokratische Hürden überwinden zu müssen.
Professor Schieffer vom Uniklinikum Gießen-Marburg fordert koordinierte Hilfsprogramme, die in einer nationalen Long-Covid- und Post-Vac-Initiative münden sollen, um den Betroffenen effizient zu helfen.
Bernhard Schieffer: „Dass es eine Förderung gibt für Coronaforschung. Die Post-Vac-Symptomatik ist da integriert. Long Covid nach Impfung und Long Covid nach Infektion. Dass, was bisher an Tätigkeiten und an Aktivitäten in dieser Richtung passiert ist, ist weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein.“