Corona in Dänemark
Getötet wegen Covid-Verdacht: Der Nerz kann sich mit Corona infizieren und den Menschen anstecken. © AFP / Ritzau Scanpix / Mads Claus Rasmussen
Skandal um tote Nerze
21:46 Minuten
In Russland und China trägt Frau immer noch gerne Nerz. Pelz-Exportweltmeister ist Dänemark. Doch im November ließ die Regierung alle 18 Millionen Tiere wegen einer möglichen Virusmutation töten. Eine Fehlentscheidung? Die Untersuchungen laufen.
Schön hat er es in seinem Wintergarten, Erik Westergaard, in Gjøl, dem 900-Seelen-Nest in der Kommune Jammerbugt. Die Decken, sie sind meterhoch. Die Fenster geben den Blick frei auf den Limfjord hoch im Norden Dänemarks, auf dem ein einsamer Fischer mit seinem Boot sachte dahingleitet.
Die reinste Idylle, viereinhalb Autostunden entfernt von der dänischen Hauptstadt Kopenhagen. Könnte man meinen.
Gäste in weißen Schutzanzügen und Masken
Wer da gerade bellt? Holger, Eriks Schatten. An sich sei sein Jagdhund ja ein umgänglicher Zeitgenosse, erzählt der 63-Jährige mit der Elvis-Tolle. Nur wenn ungebetene Gäste auftauchten, noch dazu in weißen Schutzanzügen und Masken, wie im November letzten Jahres, dann mache sich Holger bemerkbar. Zähnefletschend.
Der neunte November 2020 war der Tag, an dem nicht nur der Border Terrier seine Fassung verlor, sondern Herrchen auch seinen Glauben an die Demokratie. Früh morgens tauchten zwei Wagen des dänischen Militärs auf. Spätestens da war Erik klar: Für seine Nerzzucht hatte das letzte Stündlein geschlagen.
Er hätte es ahnen können. In den Tagen zuvor hatten die Behörden gemeldet, Nerze hätten in Nordjütland Menschen mit einer neuartigen Corona-Mutation angesteckt, über 200 Fälle. Das 5,8-Millionen-Land als weltweiter Corona Hotspot. In der Hauptstadt schrillten die Alarmglocken.
"Es war ein richtiges Blutbad"
Mette Frederiksen, die sozialdemokratische Premierministerin, entschloss sich, kurzerhand alle 18 Millionen Nerze im Land keulen zu lassen – darunter auch Eriks 26.000 Tiere. Die Tragödie nahm ihren Lauf, festgehalten auf Eriks Handy. "Es war ein richtiges Blutbad", erzählt er. "Normalerweise bluten Nerze nicht, wenn du sie tötest. Das passiert erst, wenn sie länger vor sich hingammeln."
Sechs Tage hätten die Kadaver auf seinem Hof gelegen. "Nach ein paar Tagen: Bum, sind die Nerze, die ganz unten lagen, explodiert. Deshalb das ganze Blut, dazu der Verwesungsgeruch. Es roch schlimm."
Erik schließt für ein paar Sekunden die Augen. Gut, dass sein Vater das alles nicht mehr mitbekommt. Mit sechs Weibchen und einem Männchen hatte der alte Westergaard 1944 angefangen, mit der Zeit expandiert, wie so viele Bauern.
Mehr als dreimal so viel Nerze wie Leute im Land
Bis es irgendwann mehr als drei Mal so viel Nerze gab wie Leute im Land. Ein Milliarden-Geschäft. Trotz aller Proteste von PETA und anderer Tierschutzorganisationen. Der Nerzzüchter schaut genervt hoch. Was denn für Proteste?
Dass auch seine Nerze in Käfigen eng zusammengepfercht waren und in sogenannten "Kill Boxes" per Kohlenmonoxid qualvoll vergast wurden, darüber mögen sich die Leute in Kopenhagen aufregen, aber nicht hier auf dem flachen Land.
Noch dazu, wo sich die meisten Nerzfarmen per Elektrozaun und Alarmanlage vor neugierigen Blicken abschirmen. "Nein, nein, es gab hier keinen Protest", wiegelt Erik ab. Weder auf seinem Hof noch anderswo in Dänemark. "In einer aktuellen Umfrage haben 53 Prozent aller Dänen gesagt, wir wollen die Nerzzucht wieder zurück. Von wegen Tierquälerei. Wir haben die Nerze sehr gut behandelt."
Statt über Tierquälerei redet Erik viel lieber über etwas ganz anderes: das Staatsversagen. Fakt ist, dass die Regierung überstürzt gehandelt hat. Weder gab es eine rechtliche Grundlage für das massenhafte Keulen noch entpuppte sich "Cluster 5", wie befürchtet, als Monster-Mutation.
Der Landwirtschaftsminister muss gehen
Schnell machte in den dänischen Medien das böse Wort vom Nerz-Gate die Runde, musste der Landwirtschaftsminister seinen Hut nehmen. Und der Neue? Erik verdreht die Augen. Keinen Deut besser. Kopenhagen und die Provinz, irgendwie will das nicht zusammenpassen.
"Das ist das größte Problem. Die Regierung hat keinen blassen Schimmer davon, was auf dem Land passiert", sagt Erik. "Zweimal habe ich Rasmus Prehn, dem neuen Landwirtschaftsminister, vorgeschlagen: Komm uns besuchen. Beide Male meinte er: Ja, klar, mach ich. Das erste Treffen sollte am 10. September stattfinden, hier, wo wir gerade sitzen, in meinem Wintergarten."
Alles sei vorbereitet gewesen, die Sicherheitsleuten der Regierung hätten die notwendigen Vorkehrungen getroffen. Einen Tag vor dem Termin habe es dann geheißen, so Erik: "Ich kann doch nicht kommen. Ich muss an einer wichtigen Sitzung teilnehmen. Darauf ich: Okay, dann lass uns einen neuen Termin finden." Ein Treffen am 13. September wurde vereinbart.
"Diesmal habe ich zusätzlich noch andere Leute eingeladen, darunter jemanden von der Opposition und den Chef-Virologen des Reichshospitals in Kopenhagen. Ich meinte nur: Okay, wir sind bereit." Bereit war nur einer wieder nicht: der Minister. Erneut Terminprobleme. Erik schüttelt den Kopf, ehe er aufspringt. Genug aufgeregt. Schließlich gibt es noch viel zu sehen.
Gut zehn Minuten dauert die Fahrt in Eriks schwarzem Geländewagen vom Wintergarten bis zu seiner Nerzzucht. Der Mann, der bis vor Kurzem noch nachts in der nahegelegenen Kaserne Wache schob, als Nebenjob, kennt die Strecke in- und auswendig.
Leben auf 20 mal 50 Zentimetern
Gjøl ist Nerz-Land, war es. Der Bauer links hatte 2500 Tiere. Und der Riesen-Kasten rechts, neben der Weihnachtsbaum-Plantage gehört Eriks großem Bruder. Ihn hat es besonders hart getroffen. Seine Kredite sind noch nicht abbezahlt, und die Weihnachtsbäume sollten eigentlich bald in Großbritannien Abnehmer finden, was sich angesichts der Transportengpässe dort aber als ziemlich illusorisch erweist.
Ställe soweit das Auge reicht. 29 an der Zahl, mit Einzelkäfigen. Jeder Käfig gut 20 mal 50 Zentimeter klein. Erik war unter den 94 Nerzbauern der Gegend einer der größten.
Die Lagerhalle, Werkstatt und Teeküche – fast wirkt es, als ob Eriks Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nur kurz zur Mittagspause weg seien. An den Wänden hängen wie eh und je Hochglanzposter eines russischen Nerzmantel-Labels. Und auch das Ungetüm, zu dem Erik schlendert, hat noch keinen Staub angesetzt.
Täglich wurden bis zu 5000 Nerze gehäutet
Es war einmal sein ganzer Stolz: 400.000 dänische Kronen, umgerechnet mehr als 53.000 Euro, hat die Häutungsmaschine gekostet, er damit in Spitzenzeiten täglich 5000 Nerze gehäutet. In Lettland und Polen würde er dafür gutes Geld bekommen. Theoretisch.
"Verkaufen? Wir dürfen nichts verkaufen", sagt Erik. "Der Staat wird alles auseinandernehmen und etwas Geld für den Schrott bekommen. Wir dürfen nicht eine einzige Schraube verkaufen. Falls wir das täten oder die Alarm- und Telefonanlage ausschalten würden, würden wir keine staatliche Entschädigung erhalten. So ist die Vorgabe. Wir sitzen in der Falle. Für die nächsten zwei, drei Jahre. Wir müssen weiter die Versicherung zahlen, die Elektrizität – und was bekommen wir dafür? Nichts."
Umgerechnet 2,8 Milliarden Euro hat die dänische Regierung den rund 1100 Nerzbauern als Entschädigung in Aussicht gestellt. Anfang April gab die Europäische Union dafür grünes Licht. Aufs Eriks Konto hat das noch keine Spuren hinterlassen.
"Es gab keinen Grund, die Nerzzucht zu beenden"
Ein neuer Tag, eine andere Ecke von Jammerbugt, der 38.000-Einwohner-Gemeinde. Auch im Rathaus: Fassungslosigkeit. "Es gab keinen guten Grund, die Nerzzucht in Dänemark zu beenden", sagt Bürgermeister Mogens Kristen Gate. "Es war ein schlechter Entschluss. Für uns alle war das ein Riesenschock. Es war ein Schock für die Bauern, für ihre Familien, die Orte, in denen sie leben."
Er selbst habe vier Jahre auf einer Nerz-Farm gearbeitet, erzählt der Bürgermeister, während seines Lehramtsstudiums. "Die Nerze und die Leute hier haben 50 Jahre zusammengelebt. Sie haben uns Wohlstand gebracht. Deshalb: Ja, es war ein Riesenschock, als wir mitbekommen haben, dass die Regierung alle Nerze keulen lässt."
Es ist Freitag Vormittag – und Mogens im Stress. Termine, natürlich, was sonst. Aber eigentlich ist es dem jovialen Rechtsliberalen ganz recht. Ruhe hatte er genug im Lockdown, im Homeoffice. Doch das ist vorbei. Gott sein Dank, frohlockt der Mann, auf dessen Schreibtisch sich die interessante Kombination von einem Miniatur-Wikinger aus Marmor und einem weißen Plüsch-Schaf findet.
Dänemark hat alle Corona-Maßnahmen abgeschafft: keine Masken-Pflicht mehr, keine Obergrenzen bei öffentlichen Veranstaltungen, auch nicht bei der Kommunalwahl Mitte November. Mogens freut sich auf den Wahlkampf, auf die Gespräche in den Fußgängerzonen. Klima, Pflege, Soziales – das interessiere die Leute.
Warum hat Kopenhagen niemanden vorher informiert?
Und die Nerze? Der Bürgermeister zuckt mit den Schultern. Nur bedingt. Die Erinnerung daran, wie seine Kommune vor knapp einem Jahr von einem Tag auf den anderen zur nerzfreien Zone wurde – langsam verblasst sie. "Wie alle anderen habe ich es damals auch nur aus dem Fernsehen erfahren. Das war schlecht, wirklich sehr schlecht. Kopenhagen hätte mich vorab informieren müssen."
Besonders schlimm seien die ersten zwei Tage gewesen. "Am ersten Tag sahen wir die Premierministerin im Fernsehen und dachten, wir hören nicht richtig: Sie will alle Nerze töten. Und am Tag darauf hieß es, dass die Regierung sieben Gegenden in Nordjütland abriegelt, darunter auch Jammerbugt, wegen der Gesundheitsgefahr, die von den Nerzen ausgeht. Es war, als ob wir gefangen wären. Tagelang konnten wir die Stadt nicht verlassen. Diese ersten zwei Tage waren wirklich schlimm."
Jammerbugt abgeschnitten vom Rest der Welt, daran kann sich auch Charlotte Holst Hoybe noch gut erinnern, an die Sorgen, die Ängste vor der Super-Mutation.
Gedankenversunken rührt die Frau, der man ihre 61 Jahre nicht ansieht, im "Bertha", ihrem Lieblings-Café, in ihrem Cappuccino, ehe sie sich einen Ruck gibt. Schnee von gestern. Nein, fügt die Lehrerin hinzu, im Kommunalwahlkampf würden die Nerze keine große Rolle spielen.
Auch Charlotte tritt bei der Kommunalwahl an, als Kandidatin für die grüne "Sozialistische Volkspartei." Listenplatz zwei. Ihre Erfolgsaussichten? Sie lacht: fifty-fifty. Unermüdlich verteilt sie ihre Flyer in der Fußgängerzone. Soziale Gerechtigkeit, zählt sie auf, nachhaltige Landwirtschaft und – klar – Klima, das sind ihre Themen. Die Leute durchaus aufgeschlossen. Oft aber dreht sich alles nur um das neuste Aufreger-Thema.
"Die Regierung hat beschlossen, dass wir 2023 in Jammerbugt einen Nationalpark bekommen sollen. An sich freut mich das. Was ich allerdings nicht okay finde, ist, dass sie vorhaben, Bisons, Büffel und wilde Pferde auszuwildern, auf einer großen Fläche." Damit die Tiere nicht abhauen können, solle das ganze Gebiet eingezäunt werden, so Charlotte. "Was ist das denn? Ein Nationalpark oder ein Zoo? Das regt die Leute im Wahlkampf gerade viel mehr auf als die Nerze. Die Frage ist doch: Wie gestalten wir diesen Nationalpark? Und wer entscheidet das? Wir dürften dort dann auch keine Pilze und Beeren mehr sammeln oder wilde Blumen pflücken. Das wäre alles verboten."
Nerzzucht in Dänemark ist bis Ende 2022 verboten
Verboten bleibt auch die Nerzzucht in Dänemark fürs Erste bis Ende 2022. Natürlich kennt auch Charlotte Nerzbauern. In Jammerbugt lässt sich das kaum vermeiden. In ihrer Jugend hatten etliche Mitschüler und Schülerinnen Nerze, quasi als lebendes Sparbuch.
Fast 600 dänische Kronen, umgerechnet 80 Euro, bekam man zu besten Zeiten für einen Pelz. Inzwischen sind die Preise gefallen. Dänische Nerze mögen zwar in China und Russland reißenden Absatz gefunden haben. Doch im Land zwischen den Meeren trägt Frau schon lange keinen Nerz mehr.
"Nein, nun wirklich nicht. Ich mag irgendwie die Idee nicht, ein Tier nur wegen seines Fells zu schlachten, ohne das restliche Fleisch zu verwerten. Und dann ist da das Tierwohl. Wenn du siehst, wie die Nerze in den Käfigen vor sich hin vegetieren, soll mir keiner sagen, dass das keine Tierquälerei ist. Ich denke, es ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Was würden wohl die Leute in Deutschland sagen, wenn ich mit einem Nerz herumliefe? Ich bin mir ziemlich sicher, sie würden mich schief anschauen, zumindest in den Städten." Genauso sei es hier.
"Klar trugen früher alle Nerze. Meine Mutter hatte auch einen, und ich selbst habe immer noch eine Jacke mit einem Nerzkragen. Ich ziehe sie kaum an, ich glaube, ich habe sie höchstens zwei-, dreimal getragen. Ich kenne wirklich niemanden, der heute noch Nerz trägt. Schon gar nicht junge Leute."
5000 Tonnen Nerzkadaver vergraben
Die Nerzzucht: Lange Zeit war das auch – einmal den Limfjord runter, Dänemarks längstem Fjord – in Holstebro Big Business. Das muss man ihm hier nicht zweimal sagen.
Treffpunkt Rathaus-Vorplatz, unweit der Kirche: Karsten Vilsø, Holstebros Umweltdezernent, überlässt selten etwas dem Zufall, zumal der Ort, an den es gehen soll, auf dem Navi öfters gar nicht eingezeichnet ist.
Ähnlich wie Jammerbugt hat auch Holstebro Ende letzten Jahres für Schlagzeilen gesorgt – ungewollt. Wegen der Massen-Gräber, seiner Zombie-Nerze.
Millionen Nerzkadaver, 5000 Tonnen, auf einem Truppenübungsplatz vor den Toren der Stadt zu vergraben: Karsten war schon früh klar, dass das keine gute Idee war. Allein schon wegen des Badesees nebenan, der Gesundheitsgefahr.
Zutritt verboten! Anfangs glich das Massengrab einem Hochsicherheitstrakt, blieb tagelang im Dunklen, was sich hinter blickdichten Zäunen abspielte.
Der Geruch der verrottenden Zombie-Nerze
Doch mit der Zeit wurden die Leute misstrauisch, kletterte ein Nerzbauer einen Baum hoch, um herüberzuschauen. Kurz darauf rief er Karsten aufgebracht an. "Er hat mich zwischen Weihnachten und Neujahr angerufen und gesagt, ich müsse sofort die Regierung in Kopenhagen kontaktieren, damit die dafür sorgt, dass die Nerzkadaver wegkommen." Die ganze Gegend rieche bestialisch nach Verwesung. "Er war wirklich sehr aufgebracht. Deshalb meinte ich: Okay, ich kümmere mich drum. Wie wäre es, wenn ich bei dir vorbeikomme und wir reden. Da ist er fast ausgeflippt. Er meinte: Wenn du es wagst, auf meine Farm zu kommen, erschieße ich dich. Ich war stinksauer und habe ihm gesagt, was für ein großer Idiot er doch ist. Der Typ will meine Hilfe und dann sagt er so einen Mist."
Danach habe er erst einmal in aller Ruhe eine Tasse Kaffee getrunken und überlegt: "Soll ich jetzt die Polizei anrufen? Er ist schließlich Jäger und hat mehrere Gewehre. Wenn er den Verstand verliert, sollte die Polizei ihm die Waffen abnehmen. Aber dann habe ich mir gedacht: Lass gut sein. Stattdessen bin ich alleine hergekommen, um mir alles anzuschauen und es zu riechen."
Kadaver als tickende Zeitbombe
Der Geruch der verrottenden Nerze, Karsten dürfte ihn so schnell nicht vergessen. Zwar waren die Kadaver mit Erde zugeschüttet, doch nach einer Weile poppten sie wegen der Verwesungsgase wie Zombies an die Erdoberfläche. Erst ein paar, dann immer mehr.
Es waren Szenen wie aus einem der apokalyptischen Filme des dänischen Filmemachers Lars von Trier, nur mit dem Unterschied, dass das hier Realität war. Als der Umweltdezernent dann auch noch sah, wie Raben und Füchse über die Kadaver herfielen, war ihm klar, dass das eine tickende Zeitbombe ist.
Unzählige Telefonate und Mails später hatte Karsten im Mai sein Ziel erreicht. Die Kadaver wurden exhumiert – und in Krematorien verbrannt. Doch für die Nerzbauern dürfte das nur ein schwacher Trost sein.
Aktion hat 20 Millionen Euro gekostet
"Ich habe vier Nerzzüchter in meiner Familie", sagt Vilsø. "Nur die Zeiten haben sich geändert, unser Wissensstand ist heute ein anderer. Deshalb würde ich sagen, es war richtig, die Nerzzucht zu beenden." Denn Nerze jagen in freier Wildbahn an Flüssen und Bächen nach Fischen, als Einzelgänger, so Vilsø. "Du kannst sie nicht einfach in diese engen Käfige sperren. Das ist nicht artgerecht. Wir sollten den Nerzbauern und der Bevölkerung reinen Wein einschenken und sagen, dass dies das Ende der Nerzproduktion in Dänemark ist."
150 Millionen dänische Kronen, umgerechnet gut 20 Millionen Euro, hat die ganze Aktion gekostet, vorläufig.
Ein Untersuchungsausschuss zur Nerz-Tötung
Karsten zeigt auf ein paar runde, grüne Behälter hinter dem Zaun, die leise vor sich hin säuseln. "Die Behälter sind dazu da, das Grundwasser zu säubern. Die Nerzkadaver haben es verseucht. Es ist ein Riesengelände. Was du hier siehst, sind zehn Hektar, und hinter dem Wäldchen sind es noch einmal zehn, fünfzehn Hektar."
Er zeigt auf einen grünen Kasten. Das sei eine Pumpe. Sie werde die nächsten fünf bis zehn Jahren in Betrieb sein. "Um sauberes Wasser runter zu pumpen, und verseuchtes hochzuholen, damit es abgeleitet und in einer Kläranlage gesäubert werden kann."
Der Politkrimi um die Zombie-Nerze, er wird ein Nachspiel haben. Wurden die Nerze zu schnell getötet und verscharrt? Ist die dänische Regierung ihrer Transparenzpflicht gerecht geworden? Wer war wofür verantwortlich? Das alles soll jetzt ein Untersuchungsausschuss beleuchten.
Die Nerze aber dürfte das nicht wiederbringen. Gut für das Tierwohl, schlecht für Erik und die anderen Züchter. Ihre Zeit scheint abgelaufen.