Gunter Gebauer ist Philosoph, Sportwissenschaftler und Linguist. Seine Veröffentlichungen decken ein breites Spektrum ab: von „Wittgensteins anthropologischem Denken“ über die „Poetik des Fußballs“ bis zu „Sprachen der Emotion“. Bis zu seiner Emeritierung 2012 lehrte Gebauer Philosophie an der Freien Universität Berlin.
Corona-Fall Joshua Kimmich
Positiv auf Corona getestet und ungerimpft: Joshua Kimmich vom FC Bayern München. Eine Gehaltskürzung während der Quarantäne findet Gunter Gebauer angemessen. © imago images/ULMER Pressebildagentur
Profifußball sollte Impfpflicht einführen
06:20 Minuten
Nach der Impfverweigerung des Bayern-Stars Joshua Kimmich war mit dessen Coronainfektion zu rechnen, sagt der Sportsoziologe Gunter Gebauer. Fußball bedeute Körperkontakt. Eine Impfpflicht für Profis wäre aus seiner Sicht folgerichtig.
Fußball-Nationalspieler Joshua Kimmich hat sich mit Corona infiziert. Aus Sorge vor angeblichen Langzeitfolgen hatte er noch vor Kurzem eine Impfung abgelehnt; zuletzt soll er allerdings seine Meinung geändert haben. Die Infektion des Spielers vom FC Bayern München findet der Sportsoziologe Gunter Gebauer nicht überraschend: Im Fußball gehe es ständig um Körperkontakt, was immer wieder geleugnet werde. Insofern seien die Risiken dieser Sportart mit Blick auf Corona „ungeheuer groß“.
Dass Kimmichs Verein offenbar das Gehalt ungeimpfter Spieler in der Zeit ihrer Quarantäne einbehalten will, befürwortet Gebauer. Kimmich habe ein wöchentliches Einkommen von circa 350.000 Euro. „Wenn die dann wegfallen, ist das schon ein Batzen.“ Wegen der vielen möglichen Ansteckungsherde plädiert der Sportsoziologe auch für eine Impfpflicht im Profifußball.
Kimmich hat sich herausgetraut
Den Fall Kimmich beurteilt Gebauer dennoch nicht nur negativ: Mit dem Bayern-Star habe sich einer der „intelligentesten“ Spieler in Deutschland „herausgetraut“, um seine Bedenken zu äußern. Daraufhin hätten Virologen darüber aufgeklärt, dass es die befürchteten Langzeitfolgen einer Impfung gar nicht gebe. Zu Kimmichs Gunsten spreche aber auch, dass Spitzensportler wie keine andere Berufsgruppe ein „ganz eigenes Verhältnis zu ihrem Körper“ hätten.