Corona und die Fleischindustrie

Aus für Billigfleisch und Dumpinglöhne?

53:30 Minuten
04.02.2019, Niedersachsen, Garrel: Halbierte Schweine hängen im Schlachthof Böseler-Goldschmaus während des Besuchs des Ministerpräsidenten von Niedersachsen an den Haken. Foto: Mohssen Assanimoghaddam/dpa | Verwendung weltweit
Tote Schweine in einem niedersächsischen Schlachthof - ihr Fleisch ist besonders billig. © picture alliance / Mohssen Assanimoghaddam / dpa
Moderation: Monika van Bebber |
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Durch Hunderte Corona-Infizierte in deutschen Schlachthöfen ist die Fleischindustrie hierzulande wieder ins Gerede gekommen. Billiglöhne und billiges Fleisch: Wann ändert sich endlich etwas an den fragwürdigen Zuständen?
Seit langem steht die Fleischindustrie schon in der Kritik: Billigfleisch, der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht, Schlachttier-Transporte quer durch Europa bis nach Afrika. Dies alles ist seit Jahren bekannt. Getan hat sich wenig.

Schlachthäuser: Brutplatz für Covid-19

Die Corona-Pandemie wirft nun ein grelles Schlaglicht auf die Fleischwirtschaft. Die teils skandalösen Zustände in der Branche betreffen nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen: Werkverträge, ein undurchsichtiges Geflecht von Subunternehmen, Ausbeutung.
Vor allem Arbeiterinnen und Arbeiter aus Rumänien und Bulgarien schuften in einigen Firmen für Billiglöhne, es gibt kaum Kontrollen beim Arbeitsschutz. Die Männer und Frauen aus Osteuropa leben hierzulande oft in billigen Sammelunterkünften mit miserablen hygienischen Bedingungen – ein Brutplatz für Covid-19.
In mehreren deutschen Schlachthöfen haben sich bereits Hunderte von Arbeitern angesteckt. Unter dem Druck der Corona-Pandemie hat die Bundesregierung nun mit strengeren Regeln reagiert: Werkverträge sind ab 2021 verboten, es soll mehr Kontrollen geben, Bußgelder werden erhöht.

Fleischindustrie klagt über Diskriminierung

Die Fleischindustrie sieht sich indes zu Unrecht an den Pranger gestellt. Sie verweist auf "einige schwarze Schafe", die die ganze Branche angeblich in Misskredit bringen.
Ein Verbot von Werkverträgen sei eine "willkürliche Diskriminierung". Und sie verweist auf Initiativen wie das "Tierwohl"-Siegel, das neue Standards in der Nutztierhaltung setzen soll. Die damit verbundenen höheren Preise müssten aber von den Kunden akzeptiert werden, heißt es.
Kann die Corona-Pandemie die längst fällige Wende in der Fleischindustrie bringen? Wie kann Billigfleisch und Dumpinglöhnen ein Ende gesetzt werden? Welche Verantwortung haben Firmen, die Politik und die Verbraucher?

Über diese Fragen diskutieren:
Renate Künast, Bündnis 90/Die Grünen
Dr. Gereon Schulze Althoff, Leiter Qualitätsmanagement und Veterinärwesen bei der Tönnies Lebensmittel GmbH
Prof. Dr. Achim Spiller, Professor für Marketing für Lebensmittel und Agrarprodukte an der Georg-August-Universität Göttingen

(sus)
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