"Wir müssen uns gegenseitig unterstützen"
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Die Coronakrise ist auch eine Krise der Inklusion. Abstand zu halten beispielsweise sei für blinde Menschen nicht immer möglich, sagt Verena Bentele vom Sozialverband Vdk. Sie ist davon überzeugt: Nur gemeinsam können wir Corona überstehen.
Die EU-Kommission hat zum virtuellen Gipfel geladen, um über den Stand der Inklusion in Europa zu beraten. Im Moment beeinflusst auch die Coronapandemie sehr, wie gut gesellschaftliche Teilhabe gelingt.
Corona habe vor allem während der ersten Welle im Frühling ihren Alltag als blinde Frau extrem erschwert, berichtet Verena Bentele. Sie ist die Präsidentin des größten deutschen Sozialverbandes VdK, siegte als Biathletin und Skilangläuferin zwölf Mal bei den Paralympics und war Behindertenbeauftragte der Bundesregierung.
Beispielsweise sei das Einkaufen herausfordernd gewesen, sagt Bentele, die auch in Zeiten des Abstandsgebots manchmal Hilfe benötigt: etwa, um den richtige Joghurt zu finden. "Man erkennt halt nicht beim Schütteln, ob das Erdbeer- oder Naturjoghurt ist."
Menschen seien oft auch unsicher und nicht so geduldig gewesen, wenn sie sich in eine Warteschlange falsch eingereiht habe, erzählt Bentele: "Aber man hört einfach nicht, wenn Menschen zwei Meter auseinanderstehen, wo das Ende der Schlange ist."
Mehr Rücksichtnahme
Gegenseitige Rücksichtnahme sei einfach extrem wichtig, betont Bentele. Für Menschen mit anderen Behinderungen sei die derzeitige Situation noch einmal deutlich schwieriger. Sie wünsche sich, so Bentele, mehr Informationen in Gebärden- und in leichter Sprache:
"Menschen mit Lernschwierigkeiten, Menschen, die vielleicht auch viel Erklärung und Unterstützung brauchen, die vielleicht auch nicht ganz nachvollziehen können, warum sich das Leben jetzt schlagartig so drastisch geändert hat - gerade für die Gruppe ist es wirklich ganz schwierig, was gerade passiert."
Im Moment komme man nur gemeinsam weiter, ist Bentele überzeugt. "Wir müssen uns dringend gegenseitig unterstützen."
Abstand ja, Isolation nein
Als VdK-Präsidentin ist sie zudem "extrem dagegen", dass Menschen in Pflegeheimen wegen Corona isoliert und abgeschottet werden:
"Natürlich ist Abstand wichtig und natürlich ist der Schutz wichtig. Aber die Teilhabe ist für ein soziales Wesen wie den Menschen etwas ganz Entscheidendes."
Die Pflegeeinrichtungen seien deswegen gefragt, Begegnungsmöglichkeiten mit Abstand zu schaffen und das Kontakthalten über Telefon und Internet zu ermöglichen.
(jfr)