Corona: Was kommt mit der vierten Welle auf uns zu?
Darüber diskutiert Katrin Heise heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit dem Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner und mit dem Amtsarzt Patrick Larscheid. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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Was kommt mit der vierten Welle auf uns zu?
83:51 Minuten
Corona lässt nicht locker. Wir stecken mitten in der vierten Welle, die Infektionszahlen steigen. Besonders betroffen: Jüngere und Ungeimpfte. Auch die Zahl der Impfdurchbrüche wächst. Was kommt da auf uns zu? Diskutieren Sie mit!
Das Positive zuerst: Fast 60 Prozent aller Menschen in Deutschland sind mittlerweile vollständig gegen Corona geimpft, etwa 65 Prozent haben ihre Erstimpfung erhalten.
Der Wermutstropfen: Die Infizierten-Zahlen steigen täglich, wir stecken mitten in der vierten Welle. Gleichzeitig mehren sich die Hürden für Ungeimpfte, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen: Ab Mitte Oktober entfallen die kostenlosen Corona-Tests, immer mehr Veranstalter lassen nur noch Geimpfte und Genesene zu. Und Eltern stehen vor der Frage, ob sie ihre Kinder impfen lassen sollen oder nicht. Was bedeutet die vierte Welle für uns?
"Die Zeit der Massenimpfungen ist vorbei"
"Die Delta-Variante ist so, dass sie jeden kriegt", sagt Patrick Larscheid, Leiter des Gesundheitsamtes im Berliner Bezirk Reinickendorf. Nach eineinhalb Jahren Erfahrung mit Corona ist für ihn Zeit, umzudenken: "Das Gesundheitssystem ist nicht überlastet, die Alten sind mehr oder weniger gut geimpft. Und die Älteren, die einen Impfdurchbruch haben, haben meist Glück, dass sie einen leichteren Verlauf haben. Und dass eben nicht jeder Siebte von ihnen stirbt wie im letzten Jahr." Damit sollten auch die Einschränkungen für Kinder entfallen, so der Mediziner. "Wir wissen sehr sicher, dass Schulen und Kitas nicht der Treiber der Pandemie sind."
Corona entwickele sich immer mehr zu einer "Pandemie der Ungeimpften", so der Amtsarzt. Seine Erfahrung: "In der ersten Runde erreichen Sie die Anständigen und Bemühten. In der zweiten Runde die Indifferenten. Und in der dritten Runde müssen Sie den Leuten hinterherrennen. Das ist normal. Es ist anstrengend, aber die Zeit der Massenimpfungen ist vorbei." Und so bietet sein Gesundheitsamt auch Impfungen in Einkaufszentren an.
"Die Herdenimmunität ist ein Irrglauben"
"Die Impfung der Erwachsenen wird der Schlüssel sein, dass wir aus der Pandemie herauskommen", sagt Prof. Dr. Reinhard Berner, Leiter der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Dresden. Dass die Ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung auch für 12- bis 17-Jährige freigegeben hat, sei prinzipiell zu befürworten. "Das Risiko spricht eindeutig für das Impfen, auch für das gesamte Land. Es bleibt aber eine individuelle Entscheidung der Kinder und ihrer Eltern." Kinder sollten nicht weiter für die Impfmüdigkeit der Erwachsenen herhalten müssen, so der Kinderarzt.
Seine Mahnung: Corona werde nicht verschwinden, wir müssten damit leben, ähnlich wie mit der Grippe. "Die Herdenimmunität ist ein Irrglauben. Sie bezieht sich auf Krankheiten, die ich ausradieren kann, wie die Masern oder die Pocken. Das wird bei Corona oder der Influenza niemals gelingen. Die Frage ist: Wie viele sind geimpft, wie viele sind geschützt? Es wird Wellenbewegungen geben, und wichtig ist, dass wir über den Winter kommen."
(sus)