Corona weltweit: Kroatien

Dubrovnik wartet auf die Rückkehr der Kreuzfahrschiffe

04:42 Minuten
Ein Straßenzug in der Altstadt von Durbovink, recht und links ein Café mit wenigen Besuchern.
In Dubrovnik fängt das Leben in den Straßencafés langsam wieder an. © picture alliance/ PIXSELL/ Grgo Jelavic
Von Sabine Adler |
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Kroatien meistert die Pandemie bislang gut. Doch das Land leidet unter den Folgen - vor allem die Küstenorte. Dort waren die vielen Touristen zuletzt eine Last - doch Stadtführerin Gabriela Lucic sind viele Gäste lieber als zu wenige.
"Ich heiße Gabriela Lucic, ich bin Stadtführerin und 38 Jahre alt. Ich bin das ganze Jahr über hier und ich gestehe, dass es auch mal toll ist, niemanden hier zu sehen. Früher konnten schon mal an einem einzigen Tag 25.000 Touristen Dubrovnik auf der Stadtmauer umrunden. Das Pflaster der Gassen in der Altstadt haben inzwischen Millionen Füße ganz blank gelaufen."
In diesem Jahr habe Lucic noch keine Stadtführung gehabt. "Ansonsten ist es so, dass die ersten Stadtführungen beginnen, wenn die ersten Kreuzschiffe ankommen. Das bedeutet, jetzt um diese Zeit hätte ich fast jeden Tag eine Stadtführung. Na ja, wir werden sehen, vielleicht kommt es noch dazu."

Erst Besucherüberfluss und nun sind sie alle weg

Seit Wochen hält Lucic, die als Tochter kroatischer Eltern im Saarland geboren und aufgewachsen ist, Ausschau nach Schiffen. Inzwischen warten die 40.000 Einwohner von Dubrovnik sehnsüchtig auf Gäste, denn ohne Besucher keine Einnahmen. Doch bislang legte nur ein einziger Dampfer an. Eine reine Dienstfahrt mit Servicepersonal von verschiedenen Reedereien, aber immer noch keine Touristen.
"Heute ist kurz ein Kreuzfahrtschiff zu uns gekommen. Die Schiffsbesatzung kommt aus Kroatien, aus Bosnien-Herzegowina und aus Serbien. Dadurch dass Kroatien als sicheres Land gilt, hat man die Besatzungen hier rausgelassen und die wurden dann zu ihren Heimatorten gefahren. Mittlerweile ist es aber auch so, wenn es wieder zu Tourismus kommt, dann dürfen es nicht mehr so viele sein wie in den letzten Jahren."
Denn die Touristenströme kosteten auch die Stadtführerin – so sehr sie ihren Beruf liebt – mitunter Nerven. Lucic übernahm immer gern die speziellen Touren zu den Drehorten von "Game of Thrones", denn die Serie wurde teilweise in der kroatischen Hafenstadt gefilmt. Höhepunkt ihrer Führungen war immer die berühmte Treppe, auf der Queen Cersei ihren walk of shame zurücklegte. Doch vor lauter Touristen konnte man nicht mal mehr die Stufen erkennen.

Keine Gäste mehr, die sich nackt ausziehen

Wer Lucic aufmerksam zuhörte, erfuhr sie, dass der Büßergang von Queen Cersei in Wirklichkeit aber auf der weiter abseits gelegenen Jesuitentreppe stattfand, nicht an der Kathedrale.
"Bei uns macht man einfach keine Nacktfotos vor Kirchen, in Kirchen, neben Kirchen, und, tja, dann kommen unsere Gäste hierher und ziehen sich auch nackt aus und gehen dann auch das eine und andere Mal nackt die Stufen runter."
Im Moment lässt keiner die Hüllen fallen. Die gerade mal 600 Einwohner, die noch in der Altstadt wohnen, sind unter sich. Das ist anders als die Jahre zuvor, in denen pro Saison fast 1,5 Millionen Schiffs- und Busgäste kamen.
Vor einem Jahr überlegte Bürgermeister Mato Frankovic deshalb, wie diese vielen Besucher besser verteilt werden könnten.
"2020 wollen wir, dass sich maximal 4000 Schiffspassagiere gleichzeitig in der Stadt aufhalten, nicht mehr. Das wäre eine perfekte Lösung für die Stadt."
Aber das sind Luxusprobleme, die sie heute in Dubrovnik gern hätten. Denn noch gehören die Gassen und der Strand Lucics Kindern fast allein und viele der mehr als 100.000 Hotelbetten werden wohl leer bleiben, wie auch die Wohnungen, die sie in Dubrovnik sonst für die Touristen freiräumen.
Aufgezeichnet von Sabine Adler
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