Coronakrise

Bremse oder Chance für den Klimaschutz?

88:38 Minuten
Vor dem Reichstag in Berlin legt eine Frau mit Warnweste und Mundschutz Protestplakate auf die Wiese.
Klimaprotest in Coronazeiten: Kunstaktion von "Fridays for Future" vor dem Bundestag. © imago images / Christian Mang
Moderation: Vladimir Balzer |
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2019 war das Jahr der "Fridays for Future"-Bewegung, der Kampf gegen den Klimawandel bestimmte die Schlagzeilen. Doch jetzt stellt die Coronapandemie mit ihren wirtschaftlichen Folgen alles in den Schatten. Was heißt das für den Klimaschutz?
Die Coronapandemie verdrängt viele andere Probleme – auch die Klimakrise. Aus der Industrie und der Politik mehren sich die Stimmen, die Umweltschutzmaßnahmen zugunsten der schwächelnden Wirtschaft hintanzustellen. Klimaexperten fordern, Finanzhilfen an nachhaltige Kriterien zu knüpfen, um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erreichen. Ist Corona eher Bremse oder Chance für den Klimaschutz?

Wer soll gerettet werden?

"Im Moment ist beides möglich. Es ist die Frage, wie wir die Antwort auf die Krise gestalten", sagt Lili Fuhr, Referentin für Internationale Umweltpolitik der Heinrich-Böll-Stiftung. Rettungsmaßnahmen für betroffene Firmen sieht die Umweltexpertin skeptisch. Man müsse genau schauen auf "die Kräfte, die uns vor Corona an die Wand gefahren haben". Es sei "absolut unvereinbar mit dem Klimaschutz, nicht zukunftsfähige Industriezweige hochzupäppeln".
Ihre Forderung: "Es bleiben die Punkte, die schon vorher auf der Hausaufgabenliste standen, zum Beispiel der zügige Ausstieg aus der Förderung und Verbreitung fossiler Stoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas."
Ihre Mahnung: "Der Klimawandel wartet nicht. Die Menschen nehmen schon jetzt wahr, dass wir wieder in ein extremes Dürrejahr hineingehen. Diese Verletzlichkeit durch Krisen rückt den Menschen immer mehr ins Bewusstsein."

Der europäische "Green Deal" – nicht mehr finanzierbar?

"Schon für die Wirtschaft in Bestform, also vor der Coronakrise, war der 'Green Deal' eine gigantische Herausforderung", sagt der CDU-Politiker und Europaabgeordnete Markus Pieper. "Und jetzt nach dem Aderlass ist das schlicht nicht mehr finanzierbar." Der "Green Deal" ist das Programm von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, mit dem Europa bis 2050 klimaneutral werden soll. Es müsse überdacht werden, so der Politiker. "Der Maßstab unseres klimapolitischen Handelns sind die Pariser Klimavorgaben, aber die Überlegungen zum coronaangepassten Arbeitsprogramm der Kommission schießen über das Ziel hinaus." Nach der Krise müssten Branchen wie Stahl, Aluminium oder die Chemie erst wieder auf die Beine kommen, bevor man über ökologische Auflagen nachdenken könne.
(sus)

Corona: Bremse oder Chance für den Klimaschutz?
Darüber diskutiert Vladimir Balzer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit der Umweltexpertin Lili Fuhr und dem Europaparlamentarier Markus Pieper. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de" target="_blank" href="https://www.deutschlandfunkkultur.de/im-gespraech.969.de.html">gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
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