Coronavirus im Bundestag

Was, wenn sich noch mehr Abgeordnete infizieren?

07:54 Minuten
Durch eine Langzeitbelichtung verschwimmen die vorbeigehenden Personen vor dem Bundestag, welcher sich in einer großen Pfütze spiegelt.
Der Bundestag muss arbeitsfähig bleiben - in Zeiten von Corona könnte das schwierig werden. © picture alliance/dpa/Christoph Soeder
Klaus Remme im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
Audio herunterladen
Corona hat den Bundestag erreicht: Momentan gibt es einen Abgeordneten, der sich angesteckt hat. Aber es könnten schnell mehr werden. Welche Konsequenzen das für den Parlamentsbetrieb hätte, erklärt unser Hauptstadtkorrespondent Klaus Remme.
Kitas, Schulen und Universitäten schließen, Großveranstaltungen werden abgesagt und man soll auch die Großeltern erst einmal nicht mehr besuchen – dass die Corona-Pandemie Schritt für Schritt unseren Alltag verändert, daran gewöhnen wir uns gerade. Aber was passiert eigentlich, wenn Politiker und Journalisten erkranken? Wird dann der Bundestag geschlossen? Nicht mehr gesendet?
Erreicht hat Corona den Bundestag bereits: Der FDP-Abgeordnete Hagen Reinhold wurde positiv auf das Virus getestet. Unseren Korrespondenten im Hauptstadtstudio, Klaus Remme, hat es nicht sonderlich überrascht, dass sich jetzt auch ein Bundespolitiker angesteckt hat:
"Das Thema war längst da im Bundestag", sagt er. Denn dort arbeiten ja nicht nur gut 700 Abgeordnete aus der ganzen Republik, sondern auch insgesamt "fast 6000 Mitarbeiter in diesem gigantischen Betrieb".

Den parlamentarischen Betrieb aufrechterhalten

Remme rechnet damit, dass sich demnächst weitere Abgeordnete in Quarantäne begeben werden, und sei es freiwillig, wie etwa Karl Lauterbach oder Eva Högl (beide SPD).
Deshalb müsse man jetzt auch darüber nachdenken, wie der parlamentarische Betrieb aufrechterhalten werden könne. "Das ist etwas anderes, als eine Großveranstaltung abzusagen."
Wenn es nur eine Handvoll Abgeordnete sei, die krankheits- oder quarantänebedingt fehlten, könne man bei Abstimmungen "Zwischenlösungen" überlegen, zum Beispiel in Form von "Pairing-Angeboten". Dabei würden dann die nicht betroffenen Fraktionen ebenfalls weniger Abgeordnete zur Abstimmung schicken.
Er wisse aber, dass längst viel weitergedacht werde, sagt Remme: "Ausfall von ganzen Sitzungswochen, Verlagerung des Betriebs möglicherweise in die sitzungsfreie Zeit im Sommer. Dann muss geklärt werden, was verabschiedet werden muss vor der Sommerpause. All diese Dinge werden jetzt gerade besprochen."

Auch der Arbeitsalltag von Journalisten verändert sich

Auch die Arbeit eines Hauptstadtstudio-Korrespondenten verändere sich durch das Coronavirus.
"Die Frühbesprechung heute Morgen bei uns im Hauptstadtstudio hat etwas länger gedauert", berichtet Remme: "Weil wir uns gefragt haben: Wie müssen wir uns umstellen?" Habe es überhaupt noch Sinn, Beiträge vorzuproduzieren, wenn sich die Lage so schnell verändere? Oder gehe man besser nur noch live auf Sendung? Am Freitag beispielsweise wollte Remme eigentlich ein langes Interview mit FDP-Chef Christian Lindner aufzeichnen. "Auch da fragen wir uns jetzt: Ist live die bessere Option? Und wie nah war er dran an Hagen Reinhold, dem Positivfall innerhalb der FDP-Fraktion?"
All das seien Gedanken, von denen man vor zwei Wochen noch nicht gedacht hätte, dass man sie sich einmal werde machen müssen.
(uko)
Mehr zum Thema