Coronavirus

Wie sich Krankenhäuser auf den Notfall vorbereiten

04:59 Minuten
28.02.2020, Nordrhein-Westfalen, Essen: Canan Emcan, Stationsleiterin auf der Infektionsstation der Uniklinik Essen, steht in Schutzkleidung und mit einer Atemmaske in einer Schleuse und bekleidet sich mit einem Gesichtsschutz. Hier werden besonders schwere Fälle behandelt und hier könnten in Zukunft auch Coronavirus-Patienten untergebracht werden. Foto: Marcel Kusch/dpa | Verwendung weltweit
Krankenhäuser in Deutschland rüsten sich gegen das Coronavirus. © dpa / picture alliance / Marcel Kusch
Von Anke Petermann |
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Krankenhäuser in Deutschland richten sich auf noch mehr Coronapatienten ein und versuchen, keine Hysterie aufkommen zu lassen. Problematisch könnte es allerdings werden, sollte sich auch medizinisches Personal mit dem Virus infizieren.
Viele Kliniken und Gesundheitsämter informieren in diesen Tagen niedergelassene Ärzte und das eigene Personal über das Coronavirus, so zum Beispiel das Frankfurter Gesundheitsamt und das größte rheinland-pfälzische Krankenhaus, die Uniklinik Mainz. Dort gibt es Beifall dafür, dass die Leitung der Mainzer Unimedizin keine Frage unbeantwortet lässt. Die Botschaft an die eigene Belegschaft lautet: ‚Sie sind die Spezialisten, Sie können sich schützen.‘ Der Hörsaal platzt aus den Nähten. Viele Interessenten stehen bis in den Flur und lauschen durch die beiden geöffneten Türen. Drinnen begründet die Direktorin der Unimedizinapotheke, warum sie den vielen Anfragen aus den Abteilungen nach Schutzkleidung derzeit nicht nachgibt:
"Wir haben die Schutzausrüstung zentral bevorratet in ausreichender Menge und möchten die ganz gezielt abgeben, wenn Bedarf dafür ist. Es macht mehr Sinn, dass zentral im Überblick zu haben, als dezentral an einzelnen Stellen zu lagern."
Bei der Behandlung von Coronavirusinfektionen, so Professorin Irene Krämer, werde Standardausrüstung benutzt: Einweg-Handschuhe, verschiedene Atemschutzmasken und gelbe Kittel:
"Das sind einfach wasserdichte Schutzkittel, die sind außen laminiert, so dass kein Wasser und damit auch keine Tröpfchen durchgehen können."

Hygienemaßnahmen statt Hysterie

Ein junger Arzt im praktischen Jahr nimmt aus der Infoveranstaltung mit, "dass es wichtig ist, die Hygienemaßnahmen einzuhalten und keine Hysterie walten zu lassen. Also weitermachen wie bisher – nur eine Auge drauf haben".
Sollten schwer Erkrankte in deutschen Kliniken künftig nicht mehr nur Einzelfälle sein, summiert sich der Zeitaufwand für gründliches Händewaschen, Desinfizieren und ständiges Umziehen zu signifikanten Größen. Wenn zudem medizinisches Personal erkrankt, womit Experten rechnen, würden möglicherweise gesetzliche Untergrenzen für Pflegekräfte gerissen. Wie man dann Stationen weiterbetreiben will? Für den Chef des Frankfurter Gesundheitsamtes stellt sich solch eine Frage nicht zum ersten Mal.
"Vor zwei Jahren bei dem Grippeausbruch war es ja auch eng. Schlimmstenfalls muss man bestimmte Gesetzesnormen ändern, sodass eine Pflegekraft mehr Patienten versorgen kann, sodass man mehr Möglichkeiten hat, mehr Pflege und Betten damit betreiben zu können", so Professor René Gottschalk.

Noch mehr Arbeit für Pflegekräfte

Ginge die Mehrbelastung nicht auf Kosten der ohnehin überlasteten Pflegekräfte? Hessens grüner Sozialminister Kai Klose wehrt ab:
"Das wäre ja eine Situation, die eine zeitliche Befristung hat, eine Sondersituation, nach meiner Erfahrung gibt es da beim medizinischen Personal durchaus Verständnis für solche Sonderlagen."
Da allerdings ballen Betriebsräte und Gewerkschafter, die der Politik ohnehin vorwerfen, den Pflegenotstand nicht energische genug anzugehen, die Faust in der Tasche. Man baut bei den Pflegekräften darauf, so moniert der Ludwigshafener Pfleger und Verdi-Gewerkschafter Günter Boxheimer, "dass sie immer dieses Helfersyndrom haben und auch dafür wieder Verständnis aufbringen, aber das hat die Arbeitgeberseite bisher schon immer ausgenutzt, dieses Helfersyndrom, was in der Pflege ganz weit verbreitet ist".

Nur noch Notfallbehandlungen?

Zwei Corona-Patienten mit leichten Symptomen werden zurzeit im Westpfalzklinikum in Kaiserlautern behandelt. Das hat daraufhin entschieden, vorübergehend keine geplanten Behandlungen durchzuführen. Notfälle sind davon ausgenommen. Markus Mai, Präsident der Pflegekammer Rheinland-Pfalz, findet, dass Bundesgesundheitsminister Spahn von der CDU genau das gemeinsam mit seinen Amtskollegen in den Ländern und den Krankenhausträgern präventiv besprechen sollte:
"Ob man bestimmte Eingriffsarten, die keine Notfallversorgung sind, auch ein Stückweit aussetzt, um dann die Ressource zu haben, um Personen mit Corona oder mit schweren Folgewirkungen von Corona zu versorgen."
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