Aus dem Keller zu den Sternen

Nicht von den Sternen herab, wie es uns der Plattentitel "Out Among The Stars" suggeriert, sondern aus den Tiefen eines verstaubten Archivs heraus kommt dieses neue, alte Album. Dies ist nicht der Cash der späten Jahre. Nicht der Mann, der als erster Countrystar mit seiner Version des Nine Inch Nails-Songs "Hurt" MTV eroberte, nicht der Mann, der durch den Produzenten Rick Rubin und seine American Recordings als 62-Jähriger zum Idol der Musiksender wurde. Diese Generation wird erst einmal zurückschrecken und denken, das kann, das darf nicht sein. Aber es ist so.

Der Johnny Cash der frühen 80er-Jahre stand an einem Scheideweg. Die Countryszene, das Business änderte sich, nur Cash war noch immer der Alte. Er verbog sich nicht, hängte sein Fähnchen nicht in den Wind. Die Zeit, in der "Out Among The Stars" produziert wurde - die Aufnahmen entstanden zwischen 1981 und 1984 - im Studio seiner Plattenfirma Columbia, war eine krisenreiche Zeit für Johnny Cash und seine Familie. Tabletten hatten ihn wieder einmal fest im Griff und seinen Angehörigen blieb gar nichts anderes übrig, als Cash zu einer Entziehungskur zu überreden. Sechs Wochen blieb er in der Klinik, Ende Januar 1984 wurde er entlassen und nahm dann zehn der Songs auf, die jetzt auf "Out Among The Stars" zu hören sind.

Seine Plattenfirma wusste allerdings nicht, was tun mit dem Mann, der noch vier Jahre zuvor als jüngstes Mitglied, im Alter von 48 Jahren, in die Country Hall of Fame aufgenommen worden war. Seine Alben lagen wie Blei in den Läden, die Country-Pop-Welle hatte in Nashville das Ruder übernommen und viele - auch der alten Recken - passten sich an. Nur einer nicht, Cash, und da war seine Plattenfirma froh, dass der Mann und seine Familie andere Probleme hatten. Also ging man dann 1986 den Weg des geringsten Widerstands, entließ Cash aus seinem Vertrag und legte das fertig produzierte Album mit seinem eher traditionellen Country im Archiv beiseite. Und Cash selbst? Der blickte nach vorn und nicht zurück.

"Out Among The Stars” wirft einen Blick zurück in die musikalische Geschichte von Johnny Cash. Es liefert keine wirklich neuen Erkenntnisse, nur die Gewissheit, der Mann ging seinen Weg, so wie er es wollte. Und wert Ohren hat, der kann sogar schon hier hören, wohin Johnny Cashs Reise gehen würde.

Nur noch ansatzweise erklingt der alte Rhythmus der Tennessee Two oder Three, zusammen mit Waylon Jennings als Partner erweist er dem Bakersfield-Sound seine Referenz und heute wissen wir, der Weg zu einem der meistverkauften Alben der (nicht nur) Countrygeschichte war damit geebnet: Cash wurde neben Willie Nelson, Waylon Jennings und Kris Kristofferson als einziger nicht Texaner ein "Highwaymen" und Outlaw, scherte sich auch weiterhin keinen Deut um die Musikindustrie und blieb sich selbst treu.

Ein Motto, das heute leider immer mehr in Vergessenheit gerät. Auf diesem Album kann man hören, wie es geht.

Label: Columbia Nashville Legacy

Zur offiziellen Website von Johnny Cash: www.johnnycash.com