Couture zwischen Hamburg und Havanna
"Es war an der Zeit, neue Wege zu gehen.", sagt Jose Benedi, als er sich dazu entschloss, von Kuba in die Hansestadt zu ziehen. Jette Joop und Esther Schweins tragen inzwischen "Benedi Couture". Er stammt aus einer Schneiderfamilie. Mit der Mode hat der 37-Jährige angefangen, als er 16 war. Derzeit arbeitet er an seiner ersten Pret-à-porter-Kollektion.
Kalt war es, als Jose Benedi 2001 das erste Mal nach Hamburg kam - und still:
" Es war so still. Das war so neu für mich, an diese Stille waren meine Ohren nicht gewöhnt. Ja. Und Hamburg hat viel Wasser und das ist wichtig für mich, weil ich ja von einer Insel komme. Und es ist grün. Natürlich nur im Sommer. Das brauch ich einfach. "
Hamburg mochte er gleich, arbeiten wollte er zunächst in London. Zwei Jahre später kehrt Jose Benedi nach Hamburg zurück, verliebt sich in einen Graphikdesigner und bleibt. Stolz zeigt er den goldenen Schmuck am Ringfinger. In seinem Atelier, nur ein Paar Schritte von der Alster entfernt, ist es hell. Gepflegtes Parkett, Flügeltüren. Und weil außer luftigen Abendkleidern, die sorgfältig auf gepolsterten Bügeln hängen, einem Sofa und den Zuschneidetischen kaum Möbel da sind, hallen die Schritte nach, wenn man durch die großzügigen Räume schreitet.
" Eigentlich wollte ich Kuba nicht verlassen, es gab auch dort Möglichkeiten. Aber irgendwann hatte ich alles gemacht. Es ging nicht weiter. Ich war Chefdesigner des größten Modehauses La Maison in Havanna. Es war an der Zeit, neue Wege zu gehen."
Benedi gestikuliert aufwendig, wenn er über Kleider, Ideen, Entwürfe spricht. Nur wenn er die kostbaren Stoffe berührt, kommt er zur Ruhe. Das wirkt respektvoll. Tüll, italienische Seide, Kaschmir. Er selbst ist lässig gekleidet: Turnschuhe, Jeans, Strickjacke. Die dunklen Haare sind kurz geschnitten, seine Augen - ebenfalls dunkelbraun - sind groß, wach und klar. Ein schöner Mann. Jetzt holt er ein Abendkleid aus dem Nebenzimmer.
" Hier kann man den kubanischen Einfluss sehen. Das ist sehr luftig, beweglich, sexy, sehr feminin. Man kann einen sehr starken Charakter haben und gleichzeitig sehr reizvoll sein. "
Mit der Mode hat der 37-Jährige angefangen als er 16 war. Doch eigentlich auch schon viel früher, sagt er und grinst. Er stammt aus einer Schneiderfamilie. Nach der Revolution 1959 muss der Betrieb schließen. Mode im Sozialismus ist nicht individuell, sondern massentauglich. Er will das Gegenteil. Haute Couture.
"In Couture kann ich alle meine Ideen verwirklichen. Ich kann an die Grenzen gehen. In allem. Ich war immer an den schwierigen Sachen interessiert. Ich wollte nie einfache Röcke oder Blusen machen. Ich wollte immer anspruchsvolle Mode machen. Ich bemalte Stoffe selbst, behandelte sie mit Feuer oder heißem Wasser, um sie zu verändern. So kann ich meine Sachen machen."
Kundinnen hat Jose Benedi in der ganzen Welt: in Italien, England, Südamerika, den USA und natürlich in der feinen Hamburger Gesellschaft. Jette Joop und Esther Schweins tragen "Benedi Couture". Seine Mode ist exklusiv, vielleicht zu exklusiv. Und das gefällt ihm nicht mehr so recht. Jetzt arbeitet Benedi an seiner ersten Pret-á-porter-Kollektion. Mode, die bezahlbar ist, Baumwolle statt Tüll. Gleicher Stil, aber weniger exklusiv.
"Der Grund warum ich Pret-á-porter-Mode machen will, ist der: Ich möchte, dass mehr Leute die Chance haben, meine Kleider zu tragen. Ich möchte Mode für alle machen."
Im nächsten Jahr, im Februar 2008, will er das erste Mal bei den Modenschauen in Mailand mitmachen. Das ist sein großer Traum. Mit den Entwürfen dafür ist er jetzt beschäftigt. Viel Zeit bleibt nicht.
1969 geboren, aufgewachsen in den 70ern im kommunistischen Kuba. Wenn man den Modemacher fragt, wie sich das angefühlt hat, spricht er davon, dass man abgeschottet war, nicht viel mitbekommen hat von dem, was in der Welt passiert ist.
"Viele Menschen stellen die Frage: Ist Kuba ein Land, das sich für Mode interessiert? Ja. Unbedingt. Die Menschen lieben Mode. Sie versuchen ihre eigenen Sachen zu machen, nicht mit den Materialien, die man sonst hat. Alles ist sehr einfach, die Materialien sind rationiert. Aber mit dem wenigen, da ist eine Menge möglich. Manche Sachen sehen wie Uniformen aus, weil die Vielfalt an Stoffen fehlt. Man muss seinen eigenen Weg finden. Und das machen die Leute."
Die Begrenzung hat mich offener und vielleicht auch kreativer gemacht, sagt Benedi. 1997 gewinnt Jose Benedi den italienischen "Mittelmoda Award", 2005 folgt der "New Faces Award" – ein Preis für Nachwuchsdesigner. Aus Kuba hat er ein Heiligenbild des Schutzpatron St. Judas Thaddäus und eine alte, schwere Metallschere mitgebracht.
"Und das hier ist alter Stoff vom Futter eines Herrenanzuges."
Er zeigt auf die Griffe der Schere, die sind an den rostig gewordenen Stellen mit Futterresten umwickelt.
"Das bedeutet sehr viel für mich. Wohlbefinden, Sicherheit, Selbstbewusstsein. Es ist so, als hätte ich einen Teil meiner Familie bei mir. Immer."
" Es war so still. Das war so neu für mich, an diese Stille waren meine Ohren nicht gewöhnt. Ja. Und Hamburg hat viel Wasser und das ist wichtig für mich, weil ich ja von einer Insel komme. Und es ist grün. Natürlich nur im Sommer. Das brauch ich einfach. "
Hamburg mochte er gleich, arbeiten wollte er zunächst in London. Zwei Jahre später kehrt Jose Benedi nach Hamburg zurück, verliebt sich in einen Graphikdesigner und bleibt. Stolz zeigt er den goldenen Schmuck am Ringfinger. In seinem Atelier, nur ein Paar Schritte von der Alster entfernt, ist es hell. Gepflegtes Parkett, Flügeltüren. Und weil außer luftigen Abendkleidern, die sorgfältig auf gepolsterten Bügeln hängen, einem Sofa und den Zuschneidetischen kaum Möbel da sind, hallen die Schritte nach, wenn man durch die großzügigen Räume schreitet.
" Eigentlich wollte ich Kuba nicht verlassen, es gab auch dort Möglichkeiten. Aber irgendwann hatte ich alles gemacht. Es ging nicht weiter. Ich war Chefdesigner des größten Modehauses La Maison in Havanna. Es war an der Zeit, neue Wege zu gehen."
Benedi gestikuliert aufwendig, wenn er über Kleider, Ideen, Entwürfe spricht. Nur wenn er die kostbaren Stoffe berührt, kommt er zur Ruhe. Das wirkt respektvoll. Tüll, italienische Seide, Kaschmir. Er selbst ist lässig gekleidet: Turnschuhe, Jeans, Strickjacke. Die dunklen Haare sind kurz geschnitten, seine Augen - ebenfalls dunkelbraun - sind groß, wach und klar. Ein schöner Mann. Jetzt holt er ein Abendkleid aus dem Nebenzimmer.
" Hier kann man den kubanischen Einfluss sehen. Das ist sehr luftig, beweglich, sexy, sehr feminin. Man kann einen sehr starken Charakter haben und gleichzeitig sehr reizvoll sein. "
Mit der Mode hat der 37-Jährige angefangen als er 16 war. Doch eigentlich auch schon viel früher, sagt er und grinst. Er stammt aus einer Schneiderfamilie. Nach der Revolution 1959 muss der Betrieb schließen. Mode im Sozialismus ist nicht individuell, sondern massentauglich. Er will das Gegenteil. Haute Couture.
"In Couture kann ich alle meine Ideen verwirklichen. Ich kann an die Grenzen gehen. In allem. Ich war immer an den schwierigen Sachen interessiert. Ich wollte nie einfache Röcke oder Blusen machen. Ich wollte immer anspruchsvolle Mode machen. Ich bemalte Stoffe selbst, behandelte sie mit Feuer oder heißem Wasser, um sie zu verändern. So kann ich meine Sachen machen."
Kundinnen hat Jose Benedi in der ganzen Welt: in Italien, England, Südamerika, den USA und natürlich in der feinen Hamburger Gesellschaft. Jette Joop und Esther Schweins tragen "Benedi Couture". Seine Mode ist exklusiv, vielleicht zu exklusiv. Und das gefällt ihm nicht mehr so recht. Jetzt arbeitet Benedi an seiner ersten Pret-á-porter-Kollektion. Mode, die bezahlbar ist, Baumwolle statt Tüll. Gleicher Stil, aber weniger exklusiv.
"Der Grund warum ich Pret-á-porter-Mode machen will, ist der: Ich möchte, dass mehr Leute die Chance haben, meine Kleider zu tragen. Ich möchte Mode für alle machen."
Im nächsten Jahr, im Februar 2008, will er das erste Mal bei den Modenschauen in Mailand mitmachen. Das ist sein großer Traum. Mit den Entwürfen dafür ist er jetzt beschäftigt. Viel Zeit bleibt nicht.
1969 geboren, aufgewachsen in den 70ern im kommunistischen Kuba. Wenn man den Modemacher fragt, wie sich das angefühlt hat, spricht er davon, dass man abgeschottet war, nicht viel mitbekommen hat von dem, was in der Welt passiert ist.
"Viele Menschen stellen die Frage: Ist Kuba ein Land, das sich für Mode interessiert? Ja. Unbedingt. Die Menschen lieben Mode. Sie versuchen ihre eigenen Sachen zu machen, nicht mit den Materialien, die man sonst hat. Alles ist sehr einfach, die Materialien sind rationiert. Aber mit dem wenigen, da ist eine Menge möglich. Manche Sachen sehen wie Uniformen aus, weil die Vielfalt an Stoffen fehlt. Man muss seinen eigenen Weg finden. Und das machen die Leute."
Die Begrenzung hat mich offener und vielleicht auch kreativer gemacht, sagt Benedi. 1997 gewinnt Jose Benedi den italienischen "Mittelmoda Award", 2005 folgt der "New Faces Award" – ein Preis für Nachwuchsdesigner. Aus Kuba hat er ein Heiligenbild des Schutzpatron St. Judas Thaddäus und eine alte, schwere Metallschere mitgebracht.
"Und das hier ist alter Stoff vom Futter eines Herrenanzuges."
Er zeigt auf die Griffe der Schere, die sind an den rostig gewordenen Stellen mit Futterresten umwickelt.
"Das bedeutet sehr viel für mich. Wohlbefinden, Sicherheit, Selbstbewusstsein. Es ist so, als hätte ich einen Teil meiner Familie bei mir. Immer."