Schuften gegen den Schweinehund
Mit wenig Aufwand viel Fett verlieren? Damit kann Crossfit nicht gemeint sein. Die in den USA entwickelte Trainingsmethode ist effektiv, aber auch wahnsinnig anstrengend. Unser Reporter hat einen Tag lang in einem Schnupperkurs mitgeschuftet.
Schon das Logo in der Halle macht klar, worum es geht – eine Chimäre aus Schwein und Hund – der Schweinehund, den es hier zu überwinden gilt. Eine der größten Herausforderungen, sagt Leo Löhr.
Leo Löhr: "Crossfit ist erst mal ein Fitnesstraining aber auch eine Sportart, bei der wir unterschiedliche Disziplinen aus den Bereichen Turnen, Gewichtheben, Ausdauersport kombinieren."
Der Sportwissenschaftler und Ex-Rugby-Spieler war einer der ersten in Deutschland, als er vor gut 6 Jahren in Berlin "Myleo" eröffnete, eine sogenannte "Crossfit-Box". Mittlerweile gibt es sie überall in Deutschland. Äußerst anstrengende Übungen stehen auf dem Plan.
Leo Löhr: "Beim Turnen geht es um Klimmzüge, Liegestütz, Handstand aber auch eine Vorwärtsrolle, Seilklettern das gehört alles in den Bereich. In den Bereich Gewichtheben gehört alles, was man mit einem Gewicht macht, das kann ein Medizinball sein, eine Kettlebell oder eine Langhantel."
Es geht um den Willen
Klingt so, als müsste man schon sehr trainiert sein, um überhaupt mit Crossfit anzufangen – mitnichten sagt Leo Löhr.
Leo Löhr: "Du musst hier nicht fit sein, du musst nur den Willen haben, fit zu werden."
Da ist er wieder, der Schweinehund. Ich bin motiviert. Damit das aber nicht nach hinten losgeht, zeigt mir Löhr zunächst die heute nötigen Bewegungen mit der Langhantel.
"Hocke etwas tiefer, Stange auf die Schulter und Hochdrücken – gut, und nochmal."
Nach 30 Minuten Einweisung läuft der Schweiß und ich weiß ungefähr, was auf mich zukommt. Es stehen je zwei Runden à 16 Minuten mit Übungskombinationen aus Bankdrücken, Seilklettern, drei Übungen aus dem Gewichtheben, u.a. tiefe Kniebeugen mit der Langhantel vor der Brust auf dem Trainingsplan. Anschließend das Drücken der Hantel über Kopf und eine Kombination aus Liegestütz und Strecksprung – sogenannte Burpees.
Leo Löhr: "Und das Ganze eben, indem man gegen die Zeit trainiert in einer kleinen Gruppe, so dass man wie eine Art Wettbewerb provoziert und dieser Wettkampfist also genau der, der so eine hohe Intensität ins Training bringt."
Die Kombination der verschiedenen Übungen macht das Training äußerst abwechslungsreich und effektiv. Allerdings sollte man die Bewegungsabläufe verinnerlicht haben, um beim Workout nicht unsauber zu werden und Überlastungen zu vermeiden.
Anders als in vielen gängigen Fitnessstudios ist beim Crossfit die Betreuung durch den Trainer besonders wichtig – und man sollte seine Grenzen kennen und nicht übertreiben.
Leo Löhr: "Der, der noch nicht so stark ist, muss eben mit leichteren Lasten arbeiten. Man kann für jede Übung hier eine Skalierung finden, so, dass man das so anpassen kann, dass jeder hier auf seinem Level mittrainieren kann."
Auch die Strafen motivieren
Nach noch einer Erwärmung in der Gruppe startet das Training.
Pumpende Musik und ganz schnell auch pumpende Arme – vor allem die Gewichthebeübungen und das Seilklettern bin ich nicht gewohnt. Die Muskeln brennen. Aber die persönliche Ansprache durch die Trainer…
"Achte schön auf die Technik!"
Die runterlaufende Uhr und die anderen Trainingsteilnehmer motivieren ungemein. Abgesehen davon:
Leo Löhr: "Wenn du die Stange ablegst, gibt es schon wieder die Strafe, den Burpee zu machen."
Fällig werden dann 10 Strecksprünge über die Hantel und 10 Liegestütz.
Leo Löhr: "Die dann am Ende die Zeit wieder so lange macht, dass du es vielleicht nicht mehr schaffst, du willst es aber schaffen, deswegen machst du schneller und versuchst die Stange so lange wie möglich in der Hand zu lassen. Also: Es sind immer so zwei Elemente, warum man gezwungen wird, sich anzustrengen."
"Lass die Stange hoch, wenn du es schaffen willst musst du beißen."
Ein Crossfit-Training mit Erwärmung und Stretching dauert rund eine Stunde, die aber völlig reicht – Wartezeiten an Geräten gibt es nicht, Smalltalk an der Bar zwischen den einzelnen Übungen auch nicht. Crossfit ist extrem anstrengend.
In den dritten Stock ohne Keuchen
Menschen, die lange keinen Sport getrieben haben, sollten es deshalb langsam angehen. Andreas Quost, Geschäftsführer in einem Autohaus, kam vor 2 Jahren zum Crossfit, mittlerweile hat er fast 30 Kilo an Gewicht verloren und Lebensqualität gewonnen, so sagt er:
Andreas Quost: "Ich mache es einfach daran fest, dass ich in der Lage bin, bis in den dritten Stock ohne Keuchen laufen zu können. Das ist schon mal ein Erfolg und das ist eben ein langer Weg wenn man viele Jahre nicht mehr trainiert hat und den bin ich Schritt für Schritt ganz langsam und angeleitet gegangen und sehr dankbar dafür, weil ich fühle mich so fit wie noch nie."
Ich bin nach meinem ersten Crossfit-Training völlig kaputt. Selten hatte ich den inneren Schweinehund so direkt vor Augen wie hier – Fazit: Für Sporteinsteiger mit Vorsicht zu genießen, für Ambitionierte aber sehr zu empfehlen!
Leo Löhr: "Und am Ende ist man fertig aber glücklich und genau das ist Sinn und Zweck vom Crossfit."