Maik Baumgärtner, Mario Born, Bastian Pauly: "Crystal Meth – Produzenten, Dealer, Ermittler"
Ch. Links Verlag, 2015
224 Seiten, 18 Euro.
Die Droge aus der Neonazi-Szene
Crystal Meth gilt unter den Drogen als Killer, denn es macht extrem schnell abhängig – auch wenn von ihm oft verharmlosend als "Partydroge" gesprochen wird. In Deutschland kommen die Dealer aus der Neonazi-Szene. Mike Baumgärtner hat die Mechanismen von Produktion und Beschaffung in einem Buch dokumentiert.
Spätestens seit der US-Serie "Breaking Bad" ist die Droge Crystal Meth ein Begriff: Was der krebskranke Chemielehrer Walter White in seinem Wohnmobil zusammenbraute und für einen schönen Batzen Geld vertickte, ist auch in Deutschland relativ einfach zu bekommen.
Das Nachbarland Tschechien gilt als Hauptproduzent in Europa, dort wird die Droge mit dem Wirkstoff Methamphetamin in großen Mengen produziert. Sie ist ziemlich simpel herzustellen und macht extrem schnell abhängig. Maik Baumgärtner, der gemeinsam mit Mario Born und Bastian Pauly die Crystal-Meth-Szene in dem Buch "Crystal Meth – Produzenten, Dealer, Ermittler" beleuchtet, sagt, in Deutschland seien keine Meth-Küchen entstanden, "weil der Zugang zu relativ hochwertigem Meth in Tschechien so einfach ist, dass hier gar kein Bedarf besteht, es selbst zu produzieren. Es kostet mich ein Zugticket an die tschechische Grenze und zwei Stunden später kann ich mir so viel kaufen, wie ich möchte."
Neonazis als Dealer
Baumgärtner und seine Mit-Autoren beschreiben die Verstrickung von Neonazis in die Crystal Meth-Szene: In Sachsen habe die Zahl der Dealer aus der Neonazi-Szene, die mit großen Mengen der Droge aufgegriffen worden seien, zugenommen.. Diese seien keine "Dorf-Nazis", die keine Ahnung hätten, sondern Personen, "die sich in militanten, organisierten Strukturen bewegen ... Dieses Saubermann-Image, das sich die Neonazi-Szene gerne anheftet, das trifft nicht zu." Im sächsischen Landtag dagegen "stellt sich die NPD hin und sagt: Weg mit dem Crystal-Dreck - während ihre Leute auf der Straße, die sie wählen, es selber konsumieren oder sogar verkaufen."
Die Drogen-Polizei in Bayern und Sachsen, die Baumgärtner für seine Recherchen bei ihrer Arbeit beobachten durfte, sei "total überlastet" und nicht in der Lage die vielen Drogen-Geschäfte über die Grenze zu verhindern.