CultLab3D

Digitalisieren im Zehn-Minuten-Takt

Ein Diatretglas aus dem 3.-4. Jahrhundert n. Chr. - ein antiker Kunstschatz aus Syrien
Können Kulturgüter wie dieses antike Diatretglas aus Syrien bald gescannt und nachgebaut werden? © picture alliance / dpa / Norbert Försterling
Pedro Santos im Gespräch mit Sigrid Brinkmann |
Am Darmstädter Fraunhofer-Institut hat man eine "Scan-Straße" entwickelt. Diese sei der weltweit erste Ansatz "zur vollautomatischen 3D-Digitalisierung von Kulturartefakten", sagt der Informatiker Pedro Santos. So könne man alle zehn Minuten ein Objekt digitalisieren.
Bedrohte Kulturgüter durch Digitalisierung zu schützen, um sie im Fall ihrer Zerstörung rekonstruieren zu können - an den entsprechenden Verfahren wird nicht erst seit den Plünderungen und Zerstörungen am antiken Kulturerbe durch den IS intensiv geforscht.
Unter anderem am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) in Darmstadt. Dort hat man im Rahmen des Projekts CultLab3D eine "Scan-Straße" zur Digitalisierung von Kulturgütern entwickelt, sagt der Informatiker Pedro Santos vom IGD. "Sie fahren durch eine Batterie von Scannern auf einem Förderband, so in etwa kann man sich das vorstellen. Das heißt, man legt ein Objekt auf ein Tablett und es fährt durch eine Reihe von Scannern durch, sodass wir die komplette Oberfläche eingefangen haben, die Form, das Aussehen und seine Reflektionseigenschaften."
In Zukunft soll auch das Innenleben der Objekte erfasst werden
Dabei handele es sich um den "wohl weltweit ersten Ansatz zur vollautomatischen 3D-Digitalisierung von Kulturartefakten". Ein Prototyp soll Ende September bei der Digital Heritage Konferenz gezeigt werden. "Dort erwarten wir, dass wir alle zehn Minuten ein Objekt digitalisieren können, ohne menschliches Zutun."
Derzeit beschränkt sich die digitale Erfassung noch auf die Außenhülle der Objekte, so Santos:
"Im Moment konzentrieren wir uns auf Oberflächenerfassung, das heißt, wir erfassen die Form und das Aussehen und dann später auch die Reflektionseigenschaften. Aber wir arbeiten mittlerweile auch daran, konsolidierte 3D-Modelle zu erstellen, das heißt, wir wollen auch zum beispiel das Innenleben der Objekte untersuchen können, mit Ultraschall, mit CT-Scannern, sodass wir vielleicht auch Informationen über den Erhaltungszustand bekommen."
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