Hacker fordern Lösegeld
Eine Cyberattacke auf das Computersystem von Krankenhäusern - das könnte der Plot eines Spielfilms sein. In Großbritannien aber ist es Realität. 40 Krankenhäuser sind von den Virenattacken betroffen. Kriminelle Hacker fordern Lösegeld, sonst würden wichtige Daten gelöscht. Operationen mussten verschoben werden, Notaufnahmen wurden geschlossen.
Eine massive Cyberattacke auf den NHS, das staatliche Gesundheitssystem der Briten – sie ist der Aufmacher aller Nachrichtensendungen. Bis zu 40 Krankenhäuser und andere Einrichtungen sind betroffen: vier Hospitäler in London, andere verteilt über ganz England, Birmingham, Blackpool und bis nach Glasgow in Schottland.
Die Virusattacke auf die Computer von Ärzten, Krankenhäusern und Verwaltungen beeinträchtigte am Freitag den Gesundheitsbetrieb erheblich. Operationen wurden verschoben, Notaufnahmen geschlossen. Die Patienten wurden aufgefordert, sich nur im Notfall sich noch an einen Arzt zu wenden.
Hacker gefährden Menschenleben
"Das ist unbequem und sehr frustrierend", berichtet dieser Patient, dessen Herzoperation kurzfristig verschoben werden musste. "Aber die Krankenschwestern und Ärzte waren alle fabelhaft. Dieses Hacking ist ein abscheuliches Verbrechen, sie gefährden doch das Leben von Menschen."
Nicht nur Operationen wurden verschoben – Kernspin-Aufnahmen und Computer-Tomografien konnten teilweise nicht mehr durchgeführt werden. Der Virus hat gezielt Datenbereiche verschlüsselt und damit blockiert, die aber für den Ablauf beim Hausarzt oder in Krankenhäusern gebraucht werden. Terminbuchung, Bluttest-Ergebnisse, Gesundheitswerte der Patienten, welche Medikamente sie erhalten: Auf vieles konnte nicht mehr zugegriffen werden.
"Viele Patienten sind jetzt auf Montag umgeleitet worden", berichtet diese Hausärztin. "Aber bis dahin müssen die Systeme wieder funktionieren. Es wird einen Rückstau geben, je nachdem wie lange das anhält."
Eine internationale Attacke
Die Virenangriffe haben einen kriminellen Hintergrund. Auf dem betroffenen PC erscheint eine Datenmaske, die mitteilt, dass die Daten jetzt verschlüsselt seien und in einer Woche gelöscht würden – es sei denn, man zahlt Lösegeld. Die britische Politik ist alarmiert, auch Premierministerin Theresa May.
"Es handelt sich um eine internationale Attacke, von der viele Länder und Organisationen betroffen sind. Unsere Nationale Cyber-Abwehr arbeitet eng mit dem Nationalen Gesundheitssystem zusammen und bietet Hilfe an. Das soll die Sicherheit der Patienten gewährleisten."
Die Nationale Patientenvereinigung in Großbritannien übt allerdings Kritik: Es habe letztes Jahr schon einmal Cyberattacken auf zwei britische Krankenhäuser gegeben. Die Software des NHS sei veraltet. Die Regierung investiere zu wenig in ein modernes IT-System im nationalen Gesundheitswesen.