"Cybergefahren gehen alle Staaten an"
Schädigung durch Angriffe auf die Datenwelt gehören bereits seit Jahren zum Kriegshandwerk. Die Folge dieser Praxis sind virtuelle Angriffs- und Abwehrstrategien. Nach Einschätzung der Digital-Sicherheitsexpertin Katharina Ziolkowski werden künftig durch den verstärkten Einsatz virtueller Angriffstechniken Menschen sterben.
Liane von Billerbeck: In den konventionellen Kriegen konnte man seinen Gegner deutlich sehen. Der Feind stand einem gegenüber. Heutzutage werden die Soldaten immer weiter vom Schlachtfeld entfernt. Immer häufiger wird mit unbemannten Waffen Krieg geführt, und es ist von ganz anderen Kriegen die Rede, Kriege, in denen die gegnerische Kommunikation, die Strom- und Wasserversorgung oder ganz schlicht die öffentliche Meinung attackiert wird. Um diese Cyber-Kriege soll es heute im letzten Teil unserer Gesprächsreihe über die Kriege der Zukunft gehen. Und bevor ich darüber mit der Völkerrechtlerin Katharina Ziolkowski spreche, fasst Vera Lins einige Fälle zusammen, die dafür sprechen, dass solche Cyberkriege längst Realität sind.
Liane von Billerbeck: Und darüber wollen wir jetzt mit der Juristin Katharina Ziolkowski sprechen, die beim NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence arbeitet und forscht, einem in Estland angesiedelten Thinktank. Sie ist aus Tallin zugeschaltet. Frau Ziolkowski, ich grüße Sie!
Katharina Ziolkowski: Hallo, Frau von Billerbeck!
von Billerbeck: Wenn man das eben gehört hat, dann sind wir doch von einem Cyberwar gar nicht mehr weit entfernt.
Ziolkowski: Da bin ich anderer Ansicht. Das kommt aber daher, dass ich als Völkerrechtlerin natürlich auch eine sehr gewisse Sichtweise von den Dingen habe. Dieser Begriff des Cyberkrieges wird meiner Ansicht nach in den Medien heutzutage, leider auch in einem Teil der Wissenschaft, in einer nahezu inflationären Weise benutzt. Für mich als Völkerrechtlerin ist klar, dass wir uns keinesfalls im Cyberkrieg befinden und es auch nicht so leicht werden. Krieg liegt nämlich für mich vor, wenn ein Staat einem anderen Staat den Krieg förmlich erklärt oder ein Ultimatum stellt, welches dann abgelaufen ist.
von Billerbeck: Aber wir erleben doch in der letzten Zeit sehr viele Kriege, die sogenannten asymmetrischen Kriege, die laufen doch auch nicht nach der reinen juristischen Lehre ab. Also ein Staat hat dem anderen den Krieg erklärt. Da kämpfen doch ganz andere Truppen, Warlords, versprengte Kräfte et cetera, gegen Staaten oder gegen andere solche Truppen.
Ziolkowski: Ja, das stimmt. Solche Konflikte nennen wir dann bewaffnete Konflikte. Natürlich können die auch durch Cybermittel unterstützt werden. Ich glaube aber, was dieser Begriff Cyberkrieg eigentlich meint und was damit eigentlich versucht wird zu beschreiben, das ist das Gros der modernen Cyberbedrohungen, denen sich die modernen Staaten heutzutage ausgesetzt sehen.
von Billerbeck: Das heißt, Sie haben nur ein Problem mit dem Ausdruck Krieg, aber es sind durchaus virtuelle Angriffe, von denen Staaten bedroht sind?
Ziolkowski: Auf jeden Fall. Virtuelle Angriffe oder Bedrohungen sind da. Meiner Ansicht nach kann man die in vier große Töpfe sozusagen reinlegen. Einerseits ist es ganz normale Cyberkriminalität. Die hat sich allerdings in den letzten Jahren sehr gewandelt, sie ist zu transnationalen Organisationen, organisierter Kriminalität geworden. Dann haben wir Cyberspionage, politisch oder wirtschaftlich motiviert, die ist in den letzten Jahren unglaublich viel intensiver geworden und hat bereits zu politischen Spannungen in internationalen Beziehungen geführt. Dann haben wir die Furcht vor dem Missbrauch der Cybermittel für terroristische Angriffe. Und das natürlich gegen kritische Infrastrukturen von modernen Staaten. Denn wir wissen alle, unsere Stromdistributionsmittel und Wasserdistributionsmittel und so weiter, die basieren ja alle auf Software. Sie werden von Computern gesteuert, und Computer kann man hacken. Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit des Einsatzes von Cybermitteln durch Streitkräfte. Zum Beispiel unterstützend zur konventionellen Kriegsführung, wie wir das vielleicht unter Umständen auch in Georgien 2008 gesehen haben. Das kann aber auch im Kontext von einem Streitkräfteeinsatz passieren, den man peace keeping oder peace enforcement nennen würde, und der vom UN-Sicherheitsrat autorisiert wurde.
von Billerbeck: Aber wenn man sich diese Fälle von virtuellen Angriffen auf Staaten ansieht wie zum Beispiel Georgien 2008, was Sie eben erwähnt haben, sind das nicht letztlich auch Kriegserklärungen, nur auf andere Weise ausgesprochen?
Ziolkowski: Nun ja, diese Angriffe wurden tatsächlich auch zurückverfolgt, und es hat sich herausgestellt, dass diese Angriffe von Privatpersonen verübt wurden. Das bedeutet, dass es einfach nur ein ganz normaler krimineller Akt von Individuen war, der Auswirkungen außerhalb des eigenen Staatsterritoriums hatte. Wie Staaten daraufhin reagieren sollten, ist eigentlich, polizeiliche Ermittlungen aufnehmen und um internationale Hilfe in Strafsachen bitten.
von Billerbeck: In unserer Reihe über die Kriege der Zukunft fragen wir nach dem Cyberwar im Gespräch mit der Juristin Katharina Ziolkowski. Wenn Sie sich Gedanken darüber machen, wie die Zukunft der Kriege aussieht - selbst wenn wir alle keinen wollen, wir beschäftigen uns in dieser Woche hier damit -, welche Szenarien haben Sie denn da im Blick?
Ziolkowski: Ich glaube, was auf jeden Fall realistisch ist zu erwarten, ist, dass bei den zukünftigen bewaffneten Konflikten, dass die konventionelle Waffenanwendung durch Cybermittel unterstützt wird. Das auf jeden Fall. Ich glaube aber nicht, dass wir, sagen wir mal in den nächsten 50 Jahren einen Krieg sehen werden oder einen bewaffneten Konflikt sehen werden, der sich ausschließlich im Cyberspace abspielt. Denn ein bewaffneter Konflikt oder Krieg hat etwas auch mit Gewaltanwendung zu tun, das bedeutet, ich brauche in der reellen Welt, nicht in der virtuellen Welt, irgendwelche Effekte. Es kommen Menschen zu Tode oder Objekte werden zerstört und so weiter. Und das kann man schon indirekt durch Cybermittel bewirken. Aber ich glaube nicht, dass wir einen Krieg sehen werden bald, der sich nur im Cyberspace abspielt. Das Internet oder der Cyberspace bietet eine zusätzliche Möglichkeit zu konventionellen Waffen, solche Effekte hervorzurufen. Und der einzige Weg dagegen ist, für mehr Cybersicherheit sorgen und für mehr Bewusstsein für Cybersicherheit sorgen und unsere Systeme stärker machen oder die Abwehrsysteme stärker machen.
von Billerbeck: Der einzige Weg, sagen Sie. Was unternehmen Staaten denn dagegen, um solche Cyberattacken abzuwehren, was ist da denkbar und was ist geplant? Was wissen Sie darüber?
Ziolkowski: Also es gab in der letzten Zeit eine enorme Veränderung, und zwar einen strategischen Wandel im Bewusstsein. Die routinelangweilige IT-Sicherheit wurde in den letzten Jahren zu einer Frage der nationalen Sicherheit. Und dementsprechend haben ja auch viele Staaten seit 2008 und noch verstärkter seit 2010 nationale Cybersicherheitsstrategien erlassen. Es werden Certs [Computer Emergency Response Teams - A.d.R.] eingerichtet, es wird Krisenmanagement für Cybervorfälle eingerichtet. Es werden Systeme geprüft und verbessert. Es wird an der Bildung von Bewusstsein bei allen Bürgern - denn Cybersicherheit geht uns alle an - verstärkt. Das BSI zum Beispiel hat eine extra Website eingerichtet, BSI für Bürger ...
von Billerbeck: …das Bundessicherheitsamt für Informationstechnologie ...
Ziolkowski: Genau. Und, was zum Beispiel auch sich entwickelt hat, erst wirklich sehr, sehr kürzlich, ist Cyberdiplomatie. Das heißt, Staaten setzen sich zusammen, entweder bilateral oder in internationalen und regionalen Organisationen wie UN, EU, ASEAN, OSZE und so weiter, und sie versuchen, für mehr Cybersicherheit global zu sorgen. Denn, mal ganz ehrlich, das Internet ist global, das heißt, die Frage der Cybersicherheit ist auch global. Und globale Probleme brauchen internationale Lösungen. Es wird derzeit in der diplomatischen Welt versucht, daran zu arbeiten, einen Verhaltenskodex für Staaten im Cyberspace zu schaffen. Als einen ersten Schritt dahin, versucht man gerade, vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen einzurichten.
von Billerbeck: Wie müssen wir uns die vorstellen im Internet?
Ziolkowski: Das ist eigentlich ein Mechanismus der Rüstungskontrolle normalerweise. Man macht gemeinsam, auch international, Übungen zu Cybervorfällen. Man bildet oder verstärkt Krisenkommunikationskanäle. Denn wenn ein Virus rumgeht, dann geht er global rum.
von Billerbeck: Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Arbeitet da plötzlich China mit den USA zusammen, um eine gemeinsame Cybersicherheit zu erreichen, und Russland mit dem Westen? Das sind doch in vielen Bereichen doch eher nicht so freundlich gestimmte Staaten.
Ziolkowski: Das stimmt, und ich glaube, dass es schwierig ist, aber es wird gemacht. Denn auch wenn manche Staaten sehr für sich den Cyberraum und die Möglichkeiten, die er bietet, zu nutzen wissen - Cybergefahren gehen alle Staaten an. Also da sitzt man einfach in einem Boot. Und da ist schon sehr viel passiert vor allem an Transparenzmaßnahmen. Also man tauscht Papiere aus, Organisationsstrukturen für Cyberkrisenmanagement, Strategien, Ansprechpartner für Notfälle, sehr wichtig. Und vor allem gibt es auch eine sehr gute Kommunikation und Zusammenarbeit, ich sag mal, auf der taktischen Ebene, zwischen den IT-Experten, die für die Sicherheit vor allem der Regierungsnetzwerke sorgen. Das klappt sehr gut.
von Billerbeck: Das sagt Katharina Ziolkowski, Juristin, die beim im Estland angesiedelten Thinktank, dem NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence arbeitet. Ich danke Ihnen!
Ziolkowski: Danke schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Links auf dradio.de:
Die Zukunft des Krieges - Visionen und Alpträume zu den Kampfplätzen von morgen
Liane von Billerbeck: Und darüber wollen wir jetzt mit der Juristin Katharina Ziolkowski sprechen, die beim NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence arbeitet und forscht, einem in Estland angesiedelten Thinktank. Sie ist aus Tallin zugeschaltet. Frau Ziolkowski, ich grüße Sie!
Katharina Ziolkowski: Hallo, Frau von Billerbeck!
von Billerbeck: Wenn man das eben gehört hat, dann sind wir doch von einem Cyberwar gar nicht mehr weit entfernt.
Ziolkowski: Da bin ich anderer Ansicht. Das kommt aber daher, dass ich als Völkerrechtlerin natürlich auch eine sehr gewisse Sichtweise von den Dingen habe. Dieser Begriff des Cyberkrieges wird meiner Ansicht nach in den Medien heutzutage, leider auch in einem Teil der Wissenschaft, in einer nahezu inflationären Weise benutzt. Für mich als Völkerrechtlerin ist klar, dass wir uns keinesfalls im Cyberkrieg befinden und es auch nicht so leicht werden. Krieg liegt nämlich für mich vor, wenn ein Staat einem anderen Staat den Krieg förmlich erklärt oder ein Ultimatum stellt, welches dann abgelaufen ist.
von Billerbeck: Aber wir erleben doch in der letzten Zeit sehr viele Kriege, die sogenannten asymmetrischen Kriege, die laufen doch auch nicht nach der reinen juristischen Lehre ab. Also ein Staat hat dem anderen den Krieg erklärt. Da kämpfen doch ganz andere Truppen, Warlords, versprengte Kräfte et cetera, gegen Staaten oder gegen andere solche Truppen.
Ziolkowski: Ja, das stimmt. Solche Konflikte nennen wir dann bewaffnete Konflikte. Natürlich können die auch durch Cybermittel unterstützt werden. Ich glaube aber, was dieser Begriff Cyberkrieg eigentlich meint und was damit eigentlich versucht wird zu beschreiben, das ist das Gros der modernen Cyberbedrohungen, denen sich die modernen Staaten heutzutage ausgesetzt sehen.
von Billerbeck: Das heißt, Sie haben nur ein Problem mit dem Ausdruck Krieg, aber es sind durchaus virtuelle Angriffe, von denen Staaten bedroht sind?
Ziolkowski: Auf jeden Fall. Virtuelle Angriffe oder Bedrohungen sind da. Meiner Ansicht nach kann man die in vier große Töpfe sozusagen reinlegen. Einerseits ist es ganz normale Cyberkriminalität. Die hat sich allerdings in den letzten Jahren sehr gewandelt, sie ist zu transnationalen Organisationen, organisierter Kriminalität geworden. Dann haben wir Cyberspionage, politisch oder wirtschaftlich motiviert, die ist in den letzten Jahren unglaublich viel intensiver geworden und hat bereits zu politischen Spannungen in internationalen Beziehungen geführt. Dann haben wir die Furcht vor dem Missbrauch der Cybermittel für terroristische Angriffe. Und das natürlich gegen kritische Infrastrukturen von modernen Staaten. Denn wir wissen alle, unsere Stromdistributionsmittel und Wasserdistributionsmittel und so weiter, die basieren ja alle auf Software. Sie werden von Computern gesteuert, und Computer kann man hacken. Und dann gibt es natürlich auch die Möglichkeit des Einsatzes von Cybermitteln durch Streitkräfte. Zum Beispiel unterstützend zur konventionellen Kriegsführung, wie wir das vielleicht unter Umständen auch in Georgien 2008 gesehen haben. Das kann aber auch im Kontext von einem Streitkräfteeinsatz passieren, den man peace keeping oder peace enforcement nennen würde, und der vom UN-Sicherheitsrat autorisiert wurde.
von Billerbeck: Aber wenn man sich diese Fälle von virtuellen Angriffen auf Staaten ansieht wie zum Beispiel Georgien 2008, was Sie eben erwähnt haben, sind das nicht letztlich auch Kriegserklärungen, nur auf andere Weise ausgesprochen?
Ziolkowski: Nun ja, diese Angriffe wurden tatsächlich auch zurückverfolgt, und es hat sich herausgestellt, dass diese Angriffe von Privatpersonen verübt wurden. Das bedeutet, dass es einfach nur ein ganz normaler krimineller Akt von Individuen war, der Auswirkungen außerhalb des eigenen Staatsterritoriums hatte. Wie Staaten daraufhin reagieren sollten, ist eigentlich, polizeiliche Ermittlungen aufnehmen und um internationale Hilfe in Strafsachen bitten.
von Billerbeck: In unserer Reihe über die Kriege der Zukunft fragen wir nach dem Cyberwar im Gespräch mit der Juristin Katharina Ziolkowski. Wenn Sie sich Gedanken darüber machen, wie die Zukunft der Kriege aussieht - selbst wenn wir alle keinen wollen, wir beschäftigen uns in dieser Woche hier damit -, welche Szenarien haben Sie denn da im Blick?
Ziolkowski: Ich glaube, was auf jeden Fall realistisch ist zu erwarten, ist, dass bei den zukünftigen bewaffneten Konflikten, dass die konventionelle Waffenanwendung durch Cybermittel unterstützt wird. Das auf jeden Fall. Ich glaube aber nicht, dass wir, sagen wir mal in den nächsten 50 Jahren einen Krieg sehen werden oder einen bewaffneten Konflikt sehen werden, der sich ausschließlich im Cyberspace abspielt. Denn ein bewaffneter Konflikt oder Krieg hat etwas auch mit Gewaltanwendung zu tun, das bedeutet, ich brauche in der reellen Welt, nicht in der virtuellen Welt, irgendwelche Effekte. Es kommen Menschen zu Tode oder Objekte werden zerstört und so weiter. Und das kann man schon indirekt durch Cybermittel bewirken. Aber ich glaube nicht, dass wir einen Krieg sehen werden bald, der sich nur im Cyberspace abspielt. Das Internet oder der Cyberspace bietet eine zusätzliche Möglichkeit zu konventionellen Waffen, solche Effekte hervorzurufen. Und der einzige Weg dagegen ist, für mehr Cybersicherheit sorgen und für mehr Bewusstsein für Cybersicherheit sorgen und unsere Systeme stärker machen oder die Abwehrsysteme stärker machen.
von Billerbeck: Der einzige Weg, sagen Sie. Was unternehmen Staaten denn dagegen, um solche Cyberattacken abzuwehren, was ist da denkbar und was ist geplant? Was wissen Sie darüber?
Ziolkowski: Also es gab in der letzten Zeit eine enorme Veränderung, und zwar einen strategischen Wandel im Bewusstsein. Die routinelangweilige IT-Sicherheit wurde in den letzten Jahren zu einer Frage der nationalen Sicherheit. Und dementsprechend haben ja auch viele Staaten seit 2008 und noch verstärkter seit 2010 nationale Cybersicherheitsstrategien erlassen. Es werden Certs [Computer Emergency Response Teams - A.d.R.] eingerichtet, es wird Krisenmanagement für Cybervorfälle eingerichtet. Es werden Systeme geprüft und verbessert. Es wird an der Bildung von Bewusstsein bei allen Bürgern - denn Cybersicherheit geht uns alle an - verstärkt. Das BSI zum Beispiel hat eine extra Website eingerichtet, BSI für Bürger ...
von Billerbeck: …das Bundessicherheitsamt für Informationstechnologie ...
Ziolkowski: Genau. Und, was zum Beispiel auch sich entwickelt hat, erst wirklich sehr, sehr kürzlich, ist Cyberdiplomatie. Das heißt, Staaten setzen sich zusammen, entweder bilateral oder in internationalen und regionalen Organisationen wie UN, EU, ASEAN, OSZE und so weiter, und sie versuchen, für mehr Cybersicherheit global zu sorgen. Denn, mal ganz ehrlich, das Internet ist global, das heißt, die Frage der Cybersicherheit ist auch global. Und globale Probleme brauchen internationale Lösungen. Es wird derzeit in der diplomatischen Welt versucht, daran zu arbeiten, einen Verhaltenskodex für Staaten im Cyberspace zu schaffen. Als einen ersten Schritt dahin, versucht man gerade, vertrauens- und sicherheitsbildende Maßnahmen einzurichten.
von Billerbeck: Wie müssen wir uns die vorstellen im Internet?
Ziolkowski: Das ist eigentlich ein Mechanismus der Rüstungskontrolle normalerweise. Man macht gemeinsam, auch international, Übungen zu Cybervorfällen. Man bildet oder verstärkt Krisenkommunikationskanäle. Denn wenn ein Virus rumgeht, dann geht er global rum.
von Billerbeck: Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Arbeitet da plötzlich China mit den USA zusammen, um eine gemeinsame Cybersicherheit zu erreichen, und Russland mit dem Westen? Das sind doch in vielen Bereichen doch eher nicht so freundlich gestimmte Staaten.
Ziolkowski: Das stimmt, und ich glaube, dass es schwierig ist, aber es wird gemacht. Denn auch wenn manche Staaten sehr für sich den Cyberraum und die Möglichkeiten, die er bietet, zu nutzen wissen - Cybergefahren gehen alle Staaten an. Also da sitzt man einfach in einem Boot. Und da ist schon sehr viel passiert vor allem an Transparenzmaßnahmen. Also man tauscht Papiere aus, Organisationsstrukturen für Cyberkrisenmanagement, Strategien, Ansprechpartner für Notfälle, sehr wichtig. Und vor allem gibt es auch eine sehr gute Kommunikation und Zusammenarbeit, ich sag mal, auf der taktischen Ebene, zwischen den IT-Experten, die für die Sicherheit vor allem der Regierungsnetzwerke sorgen. Das klappt sehr gut.
von Billerbeck: Das sagt Katharina Ziolkowski, Juristin, die beim im Estland angesiedelten Thinktank, dem NATO Cooperative Cyber Defence Centre of Excellence arbeitet. Ich danke Ihnen!
Ziolkowski: Danke schön!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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