Cyberkriminalität

"Gesundes Misstrauen" ist angebracht

Ein Mann arbeitet an der Tastatur eines Laptops.
Das BKA zählte im vergangenen Jahr 64.426 Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland. © dpa / picture alliance / Karl-Josef Hildenbrand
Moderation: Ute Welty und Dieter Kassel |
Die Cyberkriminalität hat deutlich zugenommen, so zeigt ein neuer Lagebericht des Bundeskriminalamtes. Immer mehr private Nutzer sind betroffen. Kein Grund zur Panik - aber ein gesundes Misstrauen ist angebracht, meint der Sicherheitsforscher Sandro Gaycken.
Das Bundeskriminalamt (BKA) und der Internet-Branchenverband Bitkom haben heute aktuelle Zahlen zur Cyberkriminalität veröffentlicht. Sie belegen eine deutliche Zunahme. Betroffen sind nicht nur große Firmen, sondern zunehmend auch private Nutzer. So begegnen immer mehr Menschen dem Internet mit großem Misstrauen: Sie kaufen nicht mehr online ein, erledigen ihre Bankgeschäfte in der Filiale und halten sich von sozialen Netzwerken fern. Ist dieses Verhalten angemessen oder ist das Panik?
In einigen Fällen sei diese Reaktion durchaus angemessen, sagt Sandro Gaycken, Sicherheitsforscher im Fachbereich Computerwissenschaft der Freien Universität Berlin, im Deutschlandradio Kultur:
"Wenn man heute noch seine Privatheit schützen möchte, dann sollte man auf keinen Fall mehr diese US-amerikanischen Datensauger-Monster benutzen wie Facebook et cetera. Von daher finde ich: Das ist ein bisschen ein gesunder Ausdruck von gesundem Misstrauen."
Die Hersteller sind gefordert
Für das Thema Cyberkriminalität wolle eigentlich keiner zuständig sein, kritisierte Gaycken. Leider seien die Strafverfolger bei diesem Thema "sehr, sehr ineffizient". Es sei fast unmöglich, Cyberkriminelle zu identifizieren und dann auch noch im Ausland zu verhaften. Gefordert seien aber auch die Hersteller, die mehr Sicherheitstechnik entwickeln müssten:
"Das ist natürlich sehr teuer und steht zum Teil dann auch in Konflikt mit den Geschäftsmodellen. Von daher tendieren die immer sehr gerne dazu, die Schuld dem Nutzer zuzuschieben. Der Nutzer ist allerdings derjenige am Ende der Kette. Der also am wenigsten an der ganzen Sache tun kann und von daher eigentlich auch am wenigsten Verantwortung haben sollte."
Das BKA zählte im vergangenen Jahr 64.426 Fälle von Cyberkriminalität in Deutschland. Das waren zwar nur etwa ein Prozent mehr Fälle als im Jahr zuvor. Seit 2009 stieg die Zahl der registrierten Fälle jedoch um mehr als 20 Prozent.
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