Cyberlove
Die Partnersuche im Internet boomt. Nirgendwo sonst findet der moderne Mensch so viel Auswahl wie in den Partnerbörsen. Das schafft ganz neue Probleme, denn bei dem riesigen Angebot muss energisch ausgesiebt werden.
"Eine Freundin von mir war im Internet-Chat. Und das war dann so ne Weinlaune, und dann meinte sie: Komm, das ist lustig, da trifft man nette Männer, da mach ich dir jetzt auch ein Portal auf. Und dann hat sie‘s halt für mich gemacht - ich wollte das erst gar nicht. Und dann fand ich‘s aber doch ganz interessant, wenn da jemand einen anchattet, um zu fragen, ob man denn flirten möchte oder chatten möchte. Und dann hab ich auch ein Foto reingestellt, und mit Foto kamen dann noch mehr Anfragen."
Barbara Pauli hatte genug. Genug allein auf dem Sofa gesessen. Genug die verflossene Liebe betrauert. Genug als Single zwischen Pärchen gefeiert, solo auf der Sommerwiese, Ferien unter Fremden.
"Das Chatten ist auch etwas wie - so ein bisschen wie Balsam für die Seele. Man hat einen schlechten Tag gehabt, und dann wird man plötzlich angechattet, das stärkt ja das Selbstbewusstsein auch, das ist so, o, da will mich jemand kennenlernen - das tut einfach gut. Man kann so ein bisschen, ja, Seelenstreicheleinheiten sich da holen, so ein bisschen Selbstbewusstsein. Was natürlich nicht das ehrliche Selbstbewusstsein ist! Aber das ist so ein bisschen: O! Ich bin begehrt!"
Die Heilpraktikerin Maria Schäfgen behandelt Männer und Frauen mit Partnerschaftsproblemen. In ihrem Buch "Liebe aus dem Netz" geht sie unter anderem der Frage nach: Macht das Internet es leichter oder schwerer, eine neue Liebe zu finden?
"Da muss man differenzieren. Das Internet hat es auf jeden Fall leichter gemacht, mehr Menschen in kurzer Zeit zu kontakten. Das Kennenlernen funktioniert über das Internet nicht, das Kennenlernen muss immer noch in 'real time' stattfinden, das sollte nicht virtuell stattfinden, das funktioniert nicht."
Pro Monat klicken mehrere Millionen Deutsche eine Partnerbörse im Internet an. Über die Hälfte, so haben Studien herausgefunden, suchen eine dauerhafte Beziehung. Soziologen sprechen von einer "erstaunlichen gesellschaftlichen Akzeptanz" des neuen Mediums. Der Mief verstaubter "Eheanbahnungsinstitute" liegt weiter Ferne.
"Man guckt sich das Foto an, ich zumindest, und dann sehe ich ja, was so im Hintergrund ist. Und wenn ich dann so ein piefiges Sofa sehe dahinter, wenn ich da sehe jemanden mit nackter Bierbauch-Plautze und dann noch eine Flasche Bier in der Hand - also da klicke ich automatisch weiter, das ist nicht das, was ich suche."
Warum boomen die Partnerbörsen? Wissenschaftler sagen: Es gibt immer weniger soziale Arrangements für die Partnersuche. Das Dorffest hat ausgedient. Schule und Ausbildung sind vom Leistungsdruck dominiert. Viele, die sich heute binden möchten, haben schon Beziehungen hinter sich. Da kommt der Computer wie gerufen. Männer und Frauen machen feine Unterschiede - in ihren Dummheiten. Expertin Maria Schäfgen:
"Der eine ist, dass Männer häufig an sogenannte Goldgräberinnen geraten, also Frauen, die es auf einen erfolgreichen, gut betuchten Mann abgesehen haben, der ihnen ihr Leben erleichtert, während Frauen häufig an Männer geraten, die ihnen Beziehungswünsche vorspielen, aber in Wirklichkeit nur an unverbindlichem Sex interessiert sind."
Untersuchungen zeigen: Zwanzig bis vierzig Prozent der Internet-Flirter verbreiten in ihren Selbstbeschreibungen bewusst Unwahrheiten. Frauen lassen sich oft zu naiv darauf ein.
"Nämlich, dass sie viel eher Gefahr laufen, sich in eine Fantasiebeziehung hinein zu begeben und wochenlang Emails auszutauschen, ihre intimsten Wünsche mitzuteilen, sexuelle Fantasien zu erzählen. Dann werden Freundinnen angerufen und das blind date wird zu einem unheimlich wichtigen Event aufgebauscht: Was ziehe ich an, wo gehe ich hin, wie ist er? Dadurch wird das blind date total verkrampft und künstlich. Da sitzt vielleicht ein Mann, der genau so unsicher ist, und hat eine ziemlich aufgedonnerte Frau vor sich und fragt sich: Was will die jetzt von mir, was mach ich mit der?"
Selbst Dörfler haben heute eine Auswahl, die früher nur Großstädter kannten. Soziologen sagen: Unsere Gesellschaft wird derzeit durchmischt, wie es früher undenkbar gewesen wäre. Deutsche und Ausländer, Ältere und Jüngere, Hauptschüler und Akademiker beschnuppern einander - im Netz. Barbara Pauli hat Polizisten kennengelernt, Maurer, Politiker und Bogenschützen. Nur in einen verguckte sie sich - er lud sie ins Ausland ein, wo er ihr gestand, dass er längst wieder liiert war. Ihre Freundinnen haben im Netz die große Liebe gefunden - sie surft weiter.
"Einer saß vor mir wie so ein kleines Hühnchen und guckte mich nur noch mit großen Augen an. Und da kam gar nichts. Ich hab immer versucht dann, was aus ihm rauszulocken, aber der guckte mich immer nur ganz verschreckt an, dass ich ihn dann, in Anführungsstrichen, 'erlöst' hab, als ich dann meinte, 'du, ich glaube, ich muss jetzt nach Hause gehen'. Ich glaube, der war ganz froh und hat ausgeatmet. Warum? Weiß ich nicht, weil der Kontakt vorher eigentlich ganz nett war."
Barbara Pauli hatte genug. Genug allein auf dem Sofa gesessen. Genug die verflossene Liebe betrauert. Genug als Single zwischen Pärchen gefeiert, solo auf der Sommerwiese, Ferien unter Fremden.
"Das Chatten ist auch etwas wie - so ein bisschen wie Balsam für die Seele. Man hat einen schlechten Tag gehabt, und dann wird man plötzlich angechattet, das stärkt ja das Selbstbewusstsein auch, das ist so, o, da will mich jemand kennenlernen - das tut einfach gut. Man kann so ein bisschen, ja, Seelenstreicheleinheiten sich da holen, so ein bisschen Selbstbewusstsein. Was natürlich nicht das ehrliche Selbstbewusstsein ist! Aber das ist so ein bisschen: O! Ich bin begehrt!"
Die Heilpraktikerin Maria Schäfgen behandelt Männer und Frauen mit Partnerschaftsproblemen. In ihrem Buch "Liebe aus dem Netz" geht sie unter anderem der Frage nach: Macht das Internet es leichter oder schwerer, eine neue Liebe zu finden?
"Da muss man differenzieren. Das Internet hat es auf jeden Fall leichter gemacht, mehr Menschen in kurzer Zeit zu kontakten. Das Kennenlernen funktioniert über das Internet nicht, das Kennenlernen muss immer noch in 'real time' stattfinden, das sollte nicht virtuell stattfinden, das funktioniert nicht."
Pro Monat klicken mehrere Millionen Deutsche eine Partnerbörse im Internet an. Über die Hälfte, so haben Studien herausgefunden, suchen eine dauerhafte Beziehung. Soziologen sprechen von einer "erstaunlichen gesellschaftlichen Akzeptanz" des neuen Mediums. Der Mief verstaubter "Eheanbahnungsinstitute" liegt weiter Ferne.
"Man guckt sich das Foto an, ich zumindest, und dann sehe ich ja, was so im Hintergrund ist. Und wenn ich dann so ein piefiges Sofa sehe dahinter, wenn ich da sehe jemanden mit nackter Bierbauch-Plautze und dann noch eine Flasche Bier in der Hand - also da klicke ich automatisch weiter, das ist nicht das, was ich suche."
Warum boomen die Partnerbörsen? Wissenschaftler sagen: Es gibt immer weniger soziale Arrangements für die Partnersuche. Das Dorffest hat ausgedient. Schule und Ausbildung sind vom Leistungsdruck dominiert. Viele, die sich heute binden möchten, haben schon Beziehungen hinter sich. Da kommt der Computer wie gerufen. Männer und Frauen machen feine Unterschiede - in ihren Dummheiten. Expertin Maria Schäfgen:
"Der eine ist, dass Männer häufig an sogenannte Goldgräberinnen geraten, also Frauen, die es auf einen erfolgreichen, gut betuchten Mann abgesehen haben, der ihnen ihr Leben erleichtert, während Frauen häufig an Männer geraten, die ihnen Beziehungswünsche vorspielen, aber in Wirklichkeit nur an unverbindlichem Sex interessiert sind."
Untersuchungen zeigen: Zwanzig bis vierzig Prozent der Internet-Flirter verbreiten in ihren Selbstbeschreibungen bewusst Unwahrheiten. Frauen lassen sich oft zu naiv darauf ein.
"Nämlich, dass sie viel eher Gefahr laufen, sich in eine Fantasiebeziehung hinein zu begeben und wochenlang Emails auszutauschen, ihre intimsten Wünsche mitzuteilen, sexuelle Fantasien zu erzählen. Dann werden Freundinnen angerufen und das blind date wird zu einem unheimlich wichtigen Event aufgebauscht: Was ziehe ich an, wo gehe ich hin, wie ist er? Dadurch wird das blind date total verkrampft und künstlich. Da sitzt vielleicht ein Mann, der genau so unsicher ist, und hat eine ziemlich aufgedonnerte Frau vor sich und fragt sich: Was will die jetzt von mir, was mach ich mit der?"
Selbst Dörfler haben heute eine Auswahl, die früher nur Großstädter kannten. Soziologen sagen: Unsere Gesellschaft wird derzeit durchmischt, wie es früher undenkbar gewesen wäre. Deutsche und Ausländer, Ältere und Jüngere, Hauptschüler und Akademiker beschnuppern einander - im Netz. Barbara Pauli hat Polizisten kennengelernt, Maurer, Politiker und Bogenschützen. Nur in einen verguckte sie sich - er lud sie ins Ausland ein, wo er ihr gestand, dass er längst wieder liiert war. Ihre Freundinnen haben im Netz die große Liebe gefunden - sie surft weiter.
"Einer saß vor mir wie so ein kleines Hühnchen und guckte mich nur noch mit großen Augen an. Und da kam gar nichts. Ich hab immer versucht dann, was aus ihm rauszulocken, aber der guckte mich immer nur ganz verschreckt an, dass ich ihn dann, in Anführungsstrichen, 'erlöst' hab, als ich dann meinte, 'du, ich glaube, ich muss jetzt nach Hause gehen'. Ich glaube, der war ganz froh und hat ausgeatmet. Warum? Weiß ich nicht, weil der Kontakt vorher eigentlich ganz nett war."