D-Day

Der Anfang vom Ende des Krieges

Der britische Thronfolger Prinz Charles und seine Frau Camilla nehmen zusammen mit Veteranen an den Feierlichkeiten zum D-Day bei Bénouville teil.
Feierlichkeiten zum D-Day © picture alliance / dpa / Stéphane Geufroi
Von Ursula Welter |
Auf der heutigen Gedenkfeier zum 70. Jubiläum der aliierten Truppenlandung in der Normandie werden rund 20 Staats- und Regierungschefs erwartet. Auch Russlands Präsident Putin ist eingeladen - was für politischen Zündstoff sorgen könnte.
Der amerikanische Soldatenfriedhof von Colleville, die Sonne taucht die weißen Kreuze auf dem Plateau in ein helles Licht. Am Fuße der steilen Abhänge der Sandstrand, Omaha-Beach. An dieser Gedenkstätte für 9.386 Tote und 1.557 Vermisste werden US-Präsident Obama und der französische Staatspräsident heute aller amerikanischen Opfer gedenken.
Ich bin nicht der erste und werde nicht der letzte Präsident sein, der hierher kommt, um an die Landung in der Normandie, die Befreiung und die Befreier zu erinnern, sagte Obama vor fünf Jahren. Heute, zum 70. Jahrestag der Landung, werden neben dem US-Präsidenten 17 weitere Staats- und Regierungschefs erwartet, auch Wladimir Putin ist eingeladen als Vertreter des Staates, der im Zweiten Weltkrieg die meisten Opfer zu beklagen hatte. "Ich denke", sagte Wladimir Putin im französischen Fernsehen, "die Teilnahme Russlands an dieser Zeremonie ist voller Symbolik."
Die Vertreter der Alliierten, deren Soldaten in den Morgenstunden des 6. Juni 1944 an den Stränden der Normandie anlandeten, werden heute an verschiedenen Punkten des 80 Kilometer langen Küstenabschnittes Gedenkfeiern abhalten. Großbritannien, Australien, Kanada, Polen planen gesonderte Zeremonien, zusätzlich zur zentralen Feier am Strand von Ouistreham.
Ein besonderer Tag in ganz Frankreich
Dort gingen in den Morgenstunden des 6. Juni 44 britische Soldaten an Land, verstärkt durch eine Einheit von 177 Franzosen, dem "Kommando Kieffer". Auch deshalb hat die französische Regierung die Feierlichkeiten in diesen Abschnitt der Normandie verlegt. Die Teilnahme Deutschlands wird diesmal nicht mehr gesondert hervorgehoben, 2004 war mit Gerhard Schröder der erste deutsche Bundeskanzler zur offiziellen Zeremonie eingeladen worden.
Die Landungsfeierlichkeiten sind für ganz Frankreich, aber vor allem für die Region ein Großereignis. Seit Wochen kommen Touristen aus der ganzen Welt, Veteranen und Familien der Soldaten von einst. Schlachtenbummler fahren in Jeeps und Uniformen der jeweiligen Truppeneinheiten durch die Straßen. Alle Dörfer sind geschmückt, britische, amerikanische, kanadische Fähnchen wehen im Wind. Am Straßenrand stehen Kinder, manche sitzen in Fensterrahmen und schwenken die Flaggen der Befreier. An mancher Hauswand große Transparente mit der Aufschrift: "Merci", "Danke". Und überall großformatige Bilder, die die Zerstörungen, das Leid jener Tage dokumentieren.
Einige Veteranen leben noch, sie werden heute mit ihren Angehörigen auf einer besonderen Tribüne Platz nehmen viele der Soldaten von einst sind heute 90 Jahre und älter. Auch eine Handvoll deutscher Kriegsteilnehmer wurde als Zeichen der Versöhnung zur Zeremonie eingeladen.
Spitzentreffen im Zeichen der Ukraine-Krise
Wenn die offiziellen Delegationen am Strand von Ouistreham eintreffen, haben die Staatenlenker bereits ein gemeinsames Mittagessen im Schloss Bénouville, unweit der berühmten Pegasus-Brücke, hinter sich, die eine wichtige Rolle in der Landungsgeschichte spielte.
Dort, im Schloss, das Architekten der Revolutionszeit errichteten, sind Nebenräume für informelle Gespräche reserviert. Viel Platz ist nicht, auch nicht viel Zeit, aber Angela Merkel und Wladimir Putin sind verabredet, der russische Präsident gab sich im Vorfeld gesprächsbereit in alle Richtungen. Er wird in der Normandie auf den frisch gewählten ukrainischen Präsidenten Poroschenko und auf US-Präsident Obama treffen. Die französische Diplomatie hofft, dass der frische Wind der Normandie den Dialog zur Lösung der Ukraine-Krise befördert.